Sonntag, 9. Dezember 2012

Gestern bei Mama: Hühnchen wie Kaninchen


Je länger ich regelmäßig für Mama koche, desto unergiebiger wird das für die Veröffentlichung im Blog. Ich habe mittlerweile 120 Rezepte in der Rubrik „Gestern bei Mama“ gepostet, und da Mama immer weniger Appetit auf Experimente hat, wird es immer schwieriger, etwas Neues zu finden. Immerhin ist sie mittlerweile 96 Jahre alt. Da muss in erster Linie alles schön weich sein, keine Beschwerden beim Kauen und Schlucken machen und möglichst aus Zutaten sein, die sie von Alters her kennt. Und besonders groß dürfen die Portionen auch nicht sein. Ihre Lieblingsbeilage sind Salzkartoffeln, aber am liebsten mag sie leichte Gemüsesuppen mit ganz weich gekochtem Fleisch.

Ich selbst esse Kaninchen sehr gern, aber zu Mamas traditionellen Essgewohnheiten gehört das leider überhaupt nicht. Aber alle Kaninchenrezepte kann man auch problemlos mit Hühnerfleisch zubereiten – zumal die kleinen, Drumsticks genannten Hähnchenschenkel genau die Größe haben, die für Mama richtig ist. Der Rest der Familie mag sie auch, und so frisierte ich gestern ein schönes französisches Kaninchen-Gericht aus meinem alten Bistro-Kochbuch von Patricia Wells kurzerhand auf Hühnchen um. Dabei schmorte ich die Drumsticks mit Kasslerwürfeln, Pilzen, Weißwein und Zwiebeln. Ein Pikantes Aroma erhielt das Ganze durch scharfen Senf. Dass ich zum Binden der Sauce pürierte Hähnchenleber nahm und anstelle der im Rezept vorgesehenen frischen Pilze getrocknete chinesische Morcheln und Shiitake-Pilze aus dem Asialaden, sagte ich vorsichtigerweise nicht. Das hätte nur skeptische Blicke hervorgerufen. Aber so entstand mit etwas Rosenkohl, meiner Meinung nach eine wunderbare Beilage zur Senfsauce, ein schönes, gehaltvolles Mittagessen, das zum ersten Schnee in diesem Winter ganz wunderbar passte.

Mama aß mit Appetit. Nur der Rosenkohl machte ihr leichte Verdauungsschwierigkeiten. Aber was macht das in ihrem Alter nicht.



Rezept: Hühnchen wie Kaninchen (mit Pilz-Senf-Sauce)
Für 4 Personen

Pro Person 2 Hähnchenbollen (Drumsticks) oder mehr
Pfeffer, Salz
Olivenöl
3 Zwiebeln
100 g Kassler
0,1l Weißwein
Hühnerbrühe
Eine Handvoll getrocknete Pilze
2 Lorbeerblätter
1 TL getrockneter Thymian
3 oder 4 Hähnchenlebern
3 EL Dijon- oder Löwensenf
Etwas Semmelbrösel

Pilze in heißem Wasser 1 Stunde einweichen. Ausdrücken und in Stücke schneiden. Zu harte Stellen wegschneiden und wegwerfen.
Zwiebeln fein würfeln, Kassler ebenfalls in Würfel schneiden.
Hähnchenbollen salzen und pfeffern und in Olivenöl schön braun anbraten. Aus der Pfanne nehmen. Zwiebeln, Kassler und Pilze in die Pfanne geben und anbräunen. Hähnchenbollen, Lorbeerblätter und Thymian in die Pfanne geben, langsam mit Wein und Hühnerbrühe aufgießen. Alles etwa eine halbe Stunde oder länger schmoren lassen, bis das Fleisch und die Pilze schön weich sind. Eventuell Flüssigkeit nachgießen.
Hähnchenleber putzen, klein schneiden und mit 3 EL Senf und etwas Semmelbrösel pürieren.
Hähnchenbollen aus der Pfanne nehmen und warm stellen. Die pürierte Leber in die Sauce rühren, aufkochen lassen. Die Hähnchenbollen wieder in die Sauce geben.
Als Beilage passt Rosenkohl. Statt Salzkartoffeln wie auf dem Bild wären Gnocchi großartig gewesen.

2 Kommentare:

  1. Da muß ich Dich wirklich loben Peter, mit welcher Mühe und Liebe Du immer für Deine Mama etwas Gutes kochst. Chapeau!!!

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    1. So uneigennützig ist es ja auch nicht - ich muss es ja auch immer selber essen. Und wenn dann noch ein netter Post dabei herausspringt...

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