Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2006/2007".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Was die Westfalenmetropole Dortmund gegenüber anderen großen Ruhrgebietsstädten auszeichnet ist, dass man auch zu so unorthodoxer Zeit wie dem späten Nachmittag in richtigen Restaurants essen kann. Wie z.B das Stravinski und das SBB Restaurant hat auch das Incontro ab Mittag durchgehend geöffnet. Das mag an der Lage liegen, schließlich ist die Kleppingstraße so etwas wie die Champs Elysées von Dortmund, und da sollte man so ein jederzeit geöffnetes, chices Bistro erwarten können.
Gehobene urbane italienische Küche wird auf der großen Tafel angeboten, die die Kellner mit aufwendiger Grandezza an den Tisch des Gastes tragen: z.B. „Hummersuppe“ (EUR 7,50), „Taglioni mit schwarzen Trüffeln“ (EUR 17,90), „Schwarze Linguine mit Babypolypen“ (EUR 11,50) oder „Jungbullenfilet mit Winterpfifferlingen“ (EUR 19,50). Nachmittags jedoch scheinen die durchaus zahlreichen Gäste die gedruckte Standardkarte zu bevorzugen. An meinem Nachbartisch können zwei vom Shopping ermattete Grazien und ihr ständig redender männlicher Begleiter die üppigen Nudelgerichte und eine von der großen Pizzen (18 verschiedene von EUR 6,50-12) kaum bewältigen, bevor sie kalt geworden sind.
Mein „Salat mit Kaninchenleber und Ziegenkäse“ (EUR 11,50) kommt so rasch, dass ich die zuvor gereichten Pizzabrötchen mit Kräutercrème kaum kosten kann. Der gemischte Salat ist ganz schmackhaft angemacht, die Kaninchenleber kross gebraten aber kalt, der Käse noch kälter, so dass er sein Aroma erst entfaltet, als ich ihn aufgegessen habe. Und kaum bin ich damit fertig, steht schon meint Hauptgang auf dem Tisch, „Putensteak alla sorrentina mit Penne“ (EUR 11,50).
Ich hätte vorgewarnt sein können, schließlich schimpft Tim Mälzer im Fernsehen immer über das langweilige Putenfleisch, aber ich will unbedingt wissen, was „alla sorrentina“ ist: mit Käse überbacken. Also säbele ich mich durch eine riesige trockene Scheibe Putenbrust mit Käsehaube und esse dazu mit einer wenig pikanten Tomatensauce überzogene Penne. Die kurzen dicken Röhrennudeln sind z.T. zu jenen Päckchen zusammen gepappt, die mich zu Hause immer an kleine Stalinorgeln erinnern und entstehen, wenn man die Nudeln beim Kochen nicht genügend in Bewegung hält.
Auch beim Nachtisch lässt die Konzentration der Küche ein wenig zu wünschen übrig. Die „Gratinierten Früchte auf Orangenzabaglione mit Vanilleeis“ (EUR 8,50) sind zwar so prächtig anzusehen, dass mein Tischnachbar staunend vergisst, seine Begleitung zu beflirten, doch hätte die Zabaglione länger geschlagen werden und das Eis weniger kalt sein müssen, damit man es auch mit dem Löffel zerteilen kann. Schade.
@AU:-kopf
@DA:Mitte, Kleppingstr. 22
Fon 5 33 02 00
tägl. 11-1 Uhr, fr-so bis 3 Uhr (Küche bis 23 Uhr)
AE/DC/MASTER/VISA/Electronic Cash
v t m HG EUR 7
@Rang:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen