Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2006/2007".
Die Overkamp Gastronomie ist einer jener prachtvollen Landgasthöfe im Süden Dortmunds, die in den letzten Jahrzehnten einen ungeahnten Aufschwung erlebt haben. Um den historischen Kern des alten Hotels legen sich zahlreiche neuere Anbauten wie die Schalen einer Zwiebel und bieten Platz für zahlreiche unterschiedlich ausgestattete Gasträume. Alles ist tadellos in Schuss gehalten, freundlich und hell, und es herrscht in dem Großrestaurant ein geschäftiger Betrieb wie in einer Bahnhofshalle. Besonders die gut situierten Ruheständler aus der Umgebung kommen hier gern zum Mittagessen, aber auch Familien mit Kindern, Business-Luncher oder zahlreiche andere Gäste, die die ausgezeichnete Küche schätzen.
Die umfangreiche, fast zehn Seiten starke Speisekarte, bietet auf den ersten Blick eine Misstrauen erregend große Auswahl wie beim Chinamann. Doch sofort wird klar, dass man hier für eine „abwechslungsreiche Glutamatküche“ nichts übrig hat. Dafür bürgt schon das kleine Label „Slow Food“, das die Karte ziert. Schon seit Jahren ist die Overkamp Gastronomie Mitglied dieser Maßstäbe setzenden Vereinigung für den bewussten Genuss. Die Abteilung „Vital-Küche“ mit leckeren und gesunden Gerichten ist ein Ausdruck dafür. Aber auch sonst herrscht eine Frischeküche vor, die Achtung vor den Produkten, Spaß an moderner Esskultur und Bewusstsein für die westfälische Kochtradition verrät. Die separate Weinkarte bietet eine große internationale Auswahl und ist besonders bei den deutschen Weinen kenntnisreich kommentiert.
Schon bevor ich wusste, was ich essen wollte, hatte ich mich für ein Viertel 2001 Eitelsbacher Marienholz Riesling halbtrocken (EUR 5,70) entschieden, dann aber keine Probleme, sogar im Menüangebot etwas dazu Passendes zu finden. „Westfälischer Trüffel“, d.i. hausgemachte Gänselebermousse im Pumpernickelmantel auf Rieslinggelee und Blattsalat, „Zanderfilet auf Graupenrisotto mit Blutwurst und Rübenkraut“ und „Maronenmousse in Haselnussbisquit“ hätten einzeln bestellt EUR 33,80 gekostet, waren als „Kleine Speisefolge“ aber für EUR 25 zu haben. Die Gänselebermousse und das Rieslinggelee aromabetonend wohl temperiert, die modische wie traditionelle Fisch-Blutwurst-Kombination von entzückend süßen Rübenkraut-Blitzen konterkariert, der Nachtisch ein Gedicht aus der Konditoreiabteilung – selten habe ich in Dortmund so gut und preiswürdig gegessen.
-kopf
Dortmund-Höchsten, Am Ellberg 1 (Wittbräucker Str. 633)
Fon 0231. 46 27 63
Mi-So 9-23 Uhr, Mo, Di Ruhetag
https://www.overkamp-dortmund.de/restaurant/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen