Samstag, 13. November 2010

„Am Kamin“ in Mülheim

Mit Gänseklein gefüllter Bratapfel
 und Walnusstatar

Als eine der führenden Adressen in Mülheim war der Striepensweg 62 schon lange bekannt, doch besucht hatte der das Restaurant „Am Kamin“ im Stadtteil Winkhausen noch nie. So kam ihm ein kleines privates Geburtstagessen gerade recht, die Küche des Hauses einmal zu testen. Seit 50 Jahren beherbergt das gemütliche Fachwerkhaus aus dem Jahr 1732 ein Restaurant, das Heike Nöthel-Stöckmann seit 1993 in der zweiten Generation bewirtschaftet.

Und die dritte steht bereits in den Startlöchern. Filius Sven macht seine Lehre beim hauseigenen Küchenchef Daniel Jansen und hat auf der diesjährigen „Chefsache“ in Köln, dem Koch-Event der Zeitschrift „Port Culinaire“, den zweiten Preis des Nachwuchswettbewerbs gewonnen. So war es natürlich Ehrensache für den Genießer, sein „Wollschwein / Pastinaken & Kreuzkümmel  / Grammel & Limette / Aprikose & Salz“ (21 Euro) zu probieren.

Amuse-gueule-Parade

Doch der Reihe nach. Bevor es ans eigentliche Essen ging, stimmte eine kleine Parade von Amuse gueules auf das folgende ein: eine kleines Frischkäsetörtchen, eine niedliche Gänseleber- und eine allerliebste Blutwurstkreation. Als Vorspeise gab es dann einen Bratapfel, der mit einer üppigen Portion Gänseklein gefüllt war und durch ein Walnuss-Tatar ergänzt wurde (10 Euro) – ein schöne, herbstliche Kreation von Daniel Jansen und typisch für seine kreative, regional angehauchte Küche.

Preisgekröntes Wollschweinfilet

Zum Hauptgang dann der Wettbewerbsbeitrag von Sven Nöthel. Das Wollschweinfilet war ein kerniger Genuss, der durch die süß-deftigen Beilagen geschmacklich ausgewogen ergänzt wurde. Das Pastinakenpüree erhielt durch den Kreuzkümmel eine exotische Note, während die knusprig ausgebratenen Grammeln (eigentlich sagt man im Ruhrgebiet ja „Grieben“, aber man scheint im Haus eien Vorliebe fürs Österreichische zu haben) für den nötigen Crunch sorgten. Die pikante Fruchtigkeit, die bei Schweinfleisch nicht fehlen sollte, kam von salzigen Aprikosen.

Wein-Rarität aus der Pfalz: Cabernet Sauvignon von Andreas Bender

Die anderen Tischgenossen hatten Standards wie Hirschfilet mit Semmelknödel und Gänsekeule mit Rotkohl bestellt, und die Weinempfehlung von Werner Stöckmann, der mit unbändiger Lust am Fabulieren die Gänge anekdotenreich ankündigte, war ein Pfälzer Cabernet Sauvignon von Andreas Bender, der durch seine warme Geschmeidigkeit zu allen Gerichten hervorragend passte.

Den Abschluss bildete schließlich ein flüssig gefülltes, warmes Schokoladentörtchen mit Vanilleeis, das seine wunderbare Leichtigkeit durch den minimalen Einsatz von Mehl verdankte.


"Am Kamin": Idyll im Wohngebiet

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