Dienstag, 20. August 2013

Aus dem Archiv: Farina - Gutes Mehl fürs große P

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2014"

Würden Sie ein Restaurant Farina nennen? Zugegeben, die beiden A‘s lassen das Wort angenehm klingen, und Menschen meiner Generation müssen sicherlich auch an den gleichnamigen kulleräugigen schwarzen Jungen aus der Stummfilmserie „Die kleinen Strolche“ aus den 1920er Jahren denken, die in den 1970er Jahren zum sonntäglichen Fernsehritual gehörte. Aber in Wirklichkeit bedeutet das italienische Wort Farina nichts weiter als Mehl. Während in der deutschen Küche Mehl für plump und unverdaulich steht, muss es in Italien von bester Qualität sein. Denn wie hätten sonst die Mehlspeisen Pizza und Pasta ihren Siegeszug um die Welt als Referenz für gutes Essen antreten können?

P & P sind denn auch die Hauptbestandteile der Speisekarte des Farina, das mit seinem großen Außenbereich strategisch unübersehbar am Eingang des Bermudadreiecks Brüder- Ecke Neustraße liegt. Betreiber Stergios Tzintalas hatte hier schon unter dem Namen Xenos die griechische Küche Bermudadreieck-fähig gemacht, stieg dann aber auf Italienisch um. Neben den beiden großen P‘s gibt es im Farina Vorspeisen, Suppen und Salate sowie einige wenige Fleischgerichte, ganz wie sich die Gäste italienische Küche vorstellen. Auch an Kinder ist gedacht. Gekonnt verbindet Tzintalas Systemgastronomie mit individuellem Trattoria-Charme. In Essen und neuerdings in Gelsenkirchen gibt es auch ein Farina. Und der Bochumer Laden brummt. Er ist mit eleganter Rustikalität wie aus dem Design-Magazin eingerichtet. Lange Tafeln aus dicken Holzbohlen verleihen ihm einen gewissen Slow-Food-Touch. Schon um 17 Uhr sind viele Tische reserviert, und es macht Spaß, der kessen und kompetenten Girlietruppe zuzusehen, die als Service-Brigade die Gästeschar fest im Griff und auf die dümmste Frage eine kluge Antwort parat hat.

Also was mit Mehl. Obwohl ich in der Pasta-Abteilung mit 24 Positionen (die Nudelsorte kann man sich zur Sauce aussuchen) auch Salsiccia entdecke, lasse ich sie links liegen und bestelle nach langer Zeit mal wieder eine Pizza, die standardmäßig in 23 Variationen vorrätig ist. Normalerweise suppen diese Dinger in der Mitte durch und werden am Rand gegenüber kalt, während man daran herumsäbelt. Doch die Pizza Romantica (12,50 Euro) von der wechselnden Tageskarte ist mehr als vorschriftsmäßig wagenradgroß und natürlich nicht kreisrund. Der Teig besteht aus gutem, schmackhaftem Mehl und ist schön kross gebacken, der Belag super: der Parmaschinken nicht zu salzig, der Rucola schön scharf, die Cocktailtomaten bringen Säure und Saftigkeit, die getrockneten Tomaten Würze und der halbflüssige Gorgonzola die nötige Fettunterlage für das Gläschen Nero d’Avola (0,2l 5,20 Euro). Das ist top! Dass ich die Pracht-Pizza dann doch nicht schaffe, liegt daran, dass ich mir vorher eine gemischte Vorspeisenplatte (10,50 Euro) genehmigt hatte, um einen Überblick über die Antipasti zu bekommen. Sie war so einfach wie gut. Gegrillte Zucchini, Auberginen und Paprika, eingelegte Zwiebeln und Oliven, etwas Caprese aus Mozzarella, Tomaten und Basilikum, zwei Scheiben Pecorino und mehrere Scheiben pikante Salsiccia fresca waren großartig, vieles davon hausgemacht, wie man mir auf Nachfrage bestätigte. Hausgemacht war auch Tiramisu im Glas (3,20 Euro), das dann als Nachtisch eine schöne Alternative zum Haägen Dazs Eis abgab, das auch im Angebot war.
-kopf

44787 Bochum-City, Brüderstr. 1
Fon 02 34. 68 71 81 42
Mo-So 12- 23 Uhr
https://farina-bochum.de/

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