Montag, 5. August 2013

Aus dem Archiv: La Turka - Weltküche auf Türkisch

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant ist nach Düsseldorf umgezogen.

Ob es im türkischen Heerlager vor Wien im Jahre 1683 so ausgesehen hat wie am Pagodenzelt des Restaurants „La Turka“ auf der Gourmetmeile „Rü…Genuss pur“ im Sommer 2013? Die Speisen, die der legendäre Heerführer Kara Mustafa damals zu sich nahm, waren bestimmt nicht besser als das, was hier aufgetischt wurde. Lange Schlangen von hungrigen Rüttenscheidern bildeten sich an dem Stand, um „Gambas à la Turka“ oder „Adana Kabab by Yavuz“ (Yavuz heißt der Koch) abzubekommen.


„The Modern Art of Turkish Restaurant“ heißt es im Untertitel des Ladens im Top-Kapi-Look auf der Rüttenscheider Straße. In der Tat ist „La Turka“ ein schöner Beweis für den Versuch, dass die türkische Küche in der Lage ist, die proletarische Imbiss-Kultur, die sie in Deutschland seit den 1970er Jahren revolutioniert hat, in Richtung Internationalität zu verlassen. Von welterfahrener Eleganz ist jedenfalls die Einrichtung des Lokals, in dem nur einige wenige folkloristische Elemente und Farbkombinationen auf den türkischen Ursprung verweisen, doch in den Bemühungen der Kellner erkennt man die osmanische Gastfreundlichkeit. Hier wird Rüttenscheid zur Weltstadt Istanbul. Die Speisekarte ist in Türkisch, Deutsch und Englisch gehalten, wie seit der Kulturhauptstadt RUHR 2010 in vielen Essener Restaurants üblich.

Die Gerichte brechen die stark konfektionierte türkische Küche auf in Richtung (ost-)mediterran kreativ auf, ohne dabei die traditionellen Wurzeln zu verwischen. Man findet Klassiker wie „Imam Bayildi“ (Der Imam fiel in Ohnmacht), Auberginen, die aber raffiniert vegetarisch gefüllt sind statt mit Hackfleisch (13,50 Euro) oder „Adana Kebap“, Hackfleischspießchen an Buttergemüse und Pilaw (14,90 Euro). Immer versucht man, die ursprünglichen Gerichte durch extravagante, aber landestypische Zutaten zu verfeinern. So bestehen die „Icli Köfte“ (7,90 Euro), eine Spezialität aus Südostanatolien, nicht nur aus Bulgur, sondern auch aus Walnüssen und sind mit Fleisch gefüllt.

Ganz wunderbar schmeckte die frisch zubereitete Rote Linsensuppe (5,50 Euro), der ein Hauch Kreuzkümmel eine ganz wunderbare Note gab. Zwei gegrillte Gambas am Spieß bildeten eine elegante Einlage. „Kuzu Sirti“ (18,90 Euro) ist eine Cordon-bleu-artige Lammrücken-Zubereitung, wobei das Fleisch mit Lor gefüllt war, einem Ricotta-ähnlichen türkischen Molkekäse, der allerdings etwas zäh auf der Zunge hing. Bestreut war das Fleisch mit gehackten Pistazien und ruhte auf einem Bett aus knackig angebratenen Gemüsen. Zum Dessert gab es, wie in türkischen Restaurant üblich, eine Auswahl der üblichen türkischen Süßigkeiten wie Baklava, Raffaelloeis auf Milchcrèmemouse u.a., die aber gar nicht so übertrieben süß waren wie erwartet. Aber das wechselt ständig.

-kopf

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