Montag, 5. August 2013

Aus dem Archiv: Pereira - Bom apetite!

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2014".
Das Restaurant ist geschlossen.

Wenn abends die Sonne an der Mellinghofer Straße in Mülheim untergeht, kann José António Pereira von der Theke seines Lokals durch die Eingangstür bis nach Portugal sehen, denn dort versinkt der Feuerball schließlich im Atlantik. Mittlerweile gilt sein Lokal in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Eckkneipe als der „beste Portugiese“ im Ruhrgebiet. „Dabei wollte ich nie ausschließlich portugiesische Küche machen“, erklärt Pereira, der schnell in seiner leutseligen Art mit jedem Gast ins Gespräch kommt. Aber seine Kunden wollten es so. So entfaltet er jetzt seine kulinarische Kreativität, indem er die Küche seines Heimatlandes am Atlantik mit starkem mediterranem Einschlag präsentiert. Die portugiesischen „Petiscos“ heißen bei ihm spanisch „Tapas“, der „arroz“ heißt italienisch „Risotto“. „Das verstehen die Kunden besser“, erklärt Pereira.

Pereiras Angebot umfasst neben zahlreichen kleinen Vorspeisen und Salaten auch eine wechselnde Monatskarte, auf der Gerichte wie Rinderfilet mit frischen Pfifferlingen und Risotto (27,90 Euro), Maishähnchenbrust "Piri-Piri" mit Gemüse der Saison und Drillingen (19,50 Euro) oder Geschmorte Kaninchenkeule mit Zucchinigemüse und Polenta (21,90 Euro) einen schönen Vorgeschmack auf das hohe handwerkliche Können des Kochs geben. Pereira hat seine Ausbildung hier in Deutschland gemacht, wie verschiedene gerahmte Urkunden, die an den Wänden zwischen den Gemälden eines Mülheimer Künstlers hängen, dokumentieren.

Natürlich bin ich auch ein typischer Kunde und suche mir die speziell portugiesischen Gerichte zum Testen aus. D.h., die Jakobssmuscheln auf Honigmelonenrisotto (21,90 Euro) gehören eher in Pereiras kreative Ecke. Ich lasse mir eine Vorspeisenportion zum halben Preis zubereiten und bin ganz entzückt über die knackig gebratenen Muscheln und den fruchtig-pikanten Risotto. „Er ist, wie in Portugal üblich, ohne Parmesan zubereitet“, erklärt Pereira.

Zum Hauptgang gibt es dann etwas ganz Traditionelles: Bacalhau (Stockfisch) mit Peperonata (Paprika-Schmorgemüse) und Drillingen (18,90 Euro). Portugalurlauber kennen die kleinen Lebensmittelgeschäfte, in denen sich der getrocknete Kabeljau meterhoch stapelt. „Ich lasse ihn direkt aus Portugal kommen und wässere ihn hier in meiner Küche“, erklärt Pereira. Weil er das sehr sorgfältig tut und den getrockneten Fisch auch noch präzise brät, unterscheidet er sich fast gar nicht von frischem Fisch. Lediglich der Biss ist etwas kerniger und der Geschmack etwas aromatischer. Zusammen mit dem Paprikagemüse ein wunderbares südliches Essen.

Traditionell sind dann auch die verführerischen Nachspeisen, die mir Pereira aus seinem Angebot zusammenstellt. „Pastel de nata“ sind eine Spezialität aus Lissabon, Blätterteig-Törtchen mit Vanillecrème-Füllung, die Pereira allerdings fertig bezieht. „Aletria“ ist ein unserem Dicken Reis mit Zimt und Zucker ähnliches Dessert, für das allerdings kleine Nudeln verwendet werden. „Das gibt es in Portugal nur in Haushalten“, erklärt Pereira.

-kopf

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