Der Text erschien erstmals in "Ruhrgebiet geht aus 2014/2015".
Jörg Hackbarth erwies sich als wahrer Pionier in Sachen Strukturwandel des Ruhrgebiets, als er 1992 sein Restaurant in der Industrielandschaft zwischen der Oberhausener Innenstadt und dem nördlichen Stadtteil Sterkrade eröffnete. Damals war vom Image der Neuen Mitte dieser Gegend noch nichts zu sehen. Die gewaltigen Anlagen der Gutehoffnungshütte wurden gerade erst abgerissen, um Platz für das Einkaufszentrum Centro zu schaffen, und niemand konnte sich so richtig vorstellen, wie aus dem alten Gasometer in der Nachbarschaft zwei Jahre später eine weltberühmte museale Ausstellungshalle werden könnte. Heute, im 22. Jahr, ist Hackbarth’s Restaurant eine nicht mehr wegzudenkende kulinarische Institution in der Metropole Ruhr, die immer wieder mit dem Attribut des beliebtesten Restaurants des Ruhrgebiets ausgezeichnet wurde.
Wesentlich dazu beigetragen hat Jörg Hackbarths kreative Küche, die in keine bestimmte Richtung einzuordnen ist. Mit unbekümmerter Lust am Kochen kombiniert er die verschiedensten Zutaten zu effektvollen Gerichten, die Gaumen und Auge gleichermaßen entzücken. Einmal im Monat bringt er seine Kreationen als 22-Euro-Menü unters Volk, sicherlich eine seiner beliebtesten Aktionen. Aber auch sein diesjähriges Restaurant-Karussell-Menü (57 Euro für vier Gänge inkl. Wein) war ein repräsentativer Streifzug durch seine Küche, bot es doch die Hauptzutaten seines À-la-carte-Programms in interessanten Variationen.
Ein besonderes Amuse gueulle gab es leider nicht, sondern es ging gleich in medias res mit einem Carpaccio vom Wagyu-Beef à la Harry’s Bar mit Frühlingsalaten und Tomaten-Bruschetti, begleitet vom Guts-Riesling der Weingüter Wegeler im Rheingau - eine leichte und aromenintensive Sache, die den Appetit anregte, optisch aber sättigte. Nach dieser Edelrind-Kreation ging es nicht weniger luxuriös weiter mit einem kleinen Pot-au feu von Hummer und Krustentieren, einem prächtig aufgeschäumten Süppchen mit Nocken aus püriertem Hummerfleisch. Wie beim Restaurant-Karussell üblich, gab es dazu einen Wein mit dem Label Metropole Ruhr vom Essener Getränkeverleger Bierwirth, den Weißburgunder trocken von Messmer in der Pfalz.
Den herzhaften Hauptgang bildete ein Rotzungenfilet auf einem
Cassoulet von jungen Gemüsen und Rotweinbutter, wobei der Fisch wie eine Art
Pariser Schnitzel und in eine dicke Eihülle mit Kräutern gepackt war. So war es
kein Wunder, dass es dazu einen Rotwein gab, und zwar den Spätburgunder trocken
von Roy Blankenhorn, ebenfalls mit dem Label Metropole Ruhr.
-kopf
Hackbarth‘s Restaurant. Im Lipperfeld 44, Oberhausen. 0208/22188. Di-Fr 12-14 und 18-23:30 Uhr, Sa 18-23 Uhr. Küche bis 21 Uhr. Sonntag und Montag Ruhetag. Reservierung empfohlen. www.hackbarths.de
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