Links: Panhas von Diergardts Kühler Grund, u.a. aus gerösteten (!) Graupen mit Meerrettichschaum, Preiselbeeren und Bratkartoffeln
Rechts: Pfefferpotthast vom Ringhotel Drees, nach dem Rezept aus dem Kochbuch von Henriette Davidis
Rechts: Pfefferpotthast vom Ringhotel Drees, nach dem Rezept aus dem Kochbuch von Henriette Davidis
Die traditionellen Gerichte der westfälischen Ruhrgebietsküche verleiten spitze Zungen ob ihres zweifelhaften Aussehens gern zu der Frage: „Isst Du das noch oder hast du das schon gegessen?“. Metzger, Köche und Gastronomen, die sich hingegen gern zur Deftigkeit bekennen, zaubern heutzutage aus Panhas und Pfefferpotthast jedoch wunderbare Spezialitätengerichte, die der Region nur zur Ehre gereichen. Das haben auch die Städte erkannt, und so feiern Dortmund das Pfefferpotthastfest und Hattingen das Panhasfest, traditionell immer an einem gleichen Herbstwochenende.
Beide Gerichte haben eine lange Geschichte. Panhas ist eine Resteverwertung beim Wurstmachen. Wenn früher beim Brühen die Naturdärme platzten und sich der gute Inhalt der Würste ins Brühwasser ergoss, wurde das natürlich nicht weggegossen. Die Brühe wurde eingekocht und zusätzlich eingedickt, regional unterschiedlich mit Gerstengraupen bzw. Buchweizengrütze o.ä. Je nach Wurstsorte wurde der Panhas hell oder dunkel. Die entstandene Masse wurde in Scheiben geschnitten und geröstet.
Pfefferpotthast entstammt der spätmittelalterlichen Methode, eher minderwertiges Fleisch durch übermäßige Würzung genießbar zu machen – eine Tradition, die heute noch in mancher Currywurstbude gepflegt wird. Gute Köche schaffen es jedoch, die Sauce so abzuschmecken, dass das Gericht zur Delikatesse wird. Und sie nehmen auch keine „edlen“ Fleischteile wie Filet, weil sonst das gekochte Fleisch zu trocken wird. Zudem gibt es noch eine alte Dortmunder Legende, bei der Pfefferpotthast eine Rolle spielt. Zur Ritterszeit bestach eine verräterische Dortmunderin die Stadtwachen mit einem Pott „Hast“, d.i. Fleisch, um die Truppen des feindlichen Grafen von Dinslaken zwecks Eroberung in die Stadt zu lassen.
St.Georgs-Kirche in Hattingen (Foto: Archiv)
Bei den kulinarischen Stadtfesten ist das Panhasfest in Hattingen der Favorit des Genießers. Die Zusammenkunft der führenden Landgasthäusern im Ennepe-Ruhr-Kreis auf dem St.-Georgs-Kirchplatz wirkt wie eine herbstliche Variation des Kulinarischen Altstadtmarktes im Sommer, aufgrund der wunderbaren Fachwerkkulisse sicherlich eine der schönsten Gourmetmeilen im Ruhrgebiet. Zudem findet parallel zum Panhasfest im Rest der Hattinger Altstadt der Herbstmarkt statt, bei dem wiederum die Stände des Französischen Gourmetmarktes dem Feinschmecker entzückende Einkaufsmöglichkeiten bietet.
Markt in Dortmund
Das Dortmunder Pfefferpotthastfest muss hingegen aufpassen, dass es nicht den Anschluss an die Gourmetmeilen „GourmetDo“ und „Dortmund à la carte“ verliert, die kulinarisch wie atmosphärisch zu den Spitzenveranstaltungen dieser Art im Ruhrgebiet gehören. Auch hier treffen sich vier bekannte Gastronomen der Stadt, verstecken sich aber in einem alten Bierzelt. Bei allem Bekenntnis zur Deftigkeit, das Pfefferpotthastfest müsste nicht aussehen, als würden die Ausstattungsreste des alten „Dortmund à la carte“ aufgebraucht. Wie man sich gegen die unvorhersehbaren Kapriolen des Wetters schützen kann, dafür zeigen beide Dortmunder Gourmetmeilen übrigens elegante Lösungen auf.
Das Panhasfest, St.-Georgs-Kirchplatz Hattingen, und das
Pfefferpotthastfest, Markt Dortmund, gehen noch bis Sonntag, 1.10.2017.
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