Es sind schon seltsame Gedanken, die einen nachdem Beginn von Putins Eroberungskriegs in der Ukraine sogar beim Verfassen eines Kulinarikblogs befallen. Die Einladung zu einem Rosenmontagsessen in Babuschkas Kitchen im Dortmunder Kreuzviertel war schon ein paar Tage vor dieser aggressiven „Zeitenwende“ eingegangen, und das erste was ich dachte, war damals: Warum nicht mal Karneval auf Russisch? Doch als dann an Weiberfastnacht Schluss mit lustig war, kamen mir doch Zweifel, die allerdings sofort wieder verflogen, als ich mir die Einladung noch einmal genauer ansah. Es handelte sich schließlich um einen Georgischen Tapas Abend, und Irina Poljatchek, die Betreiberin von Babuschkas Kitchen, stammt aus Odessa an der ukrainischen Schwarzmeerküste.
Anfang der 1990-er Jahre war Irina mit ihren Eltern nach Dortmund gekommen, die erst eine deutsche Kneipe übernahmen und dann das Restaurant Odessa eröffneten, das heute noch als Event-Location existiert. Irina studierte Psychologie, entdeckte aber ebenfalls die Lust am Kochen, als sie einmal das Catering für das Juicy Beats Festival ausgerichtet hatte. Daraus entwickelte sich das Cateringunternehmen Doppeltsolecker, zu dem mittlerweile auch ein Bistro gehört. Gemäß der Gepflogenheiten in der Punk-Rock-Szene gibt es hier vegane Kost. In Babuschkas Kitchen, das Irina Mitte letzten Jahres eröffnete, kommen aber auch traditionelle Fleischgerichte auf den Tisch.
Kneipenatmosphäre im Dortmunder Kreuzviertel
Irinas Großvater stammt ursprünglich aus Georgien, und so wundert es nicht, dass neben der ukrainischen auch die Küche dieser Kaukasusrepublik die Speisekarte von Babuschkas Kitchen inspiriert. Als uraltes Weinland ist Georgien eng mit dem antiken griechischen Kulturkreis verbunden, und die vielfältigen Gerichte erinnern stark an die dortige Mezedes-Kultur, aber auch an die türkisch-osmanisch-orientalische oder asiatische Küche. Bis hin zu den italienischen Antipasti und den spanischen Tapas geht diese Verwandtschaft.
So erinnerten die Gerichte, die Irina auf der Vorspeisenplatte und als Hauptgänge servierte, stark an die Urlaubsküche aus dem östlichen Mittelmeerraum. Dass sie dennoch anders waren, liegt an den typisch georgischen Gewürzen, die zum Einsatz kamen. So überraschten mit Dill aromatisierte Tomaten, Bockshornklee und die Gewürzmischung Chmeli Suneli sorgten für besondere Noten. Der dekorative Einsatz von Granatapfelkernen ließ mich die persische Küche denken. Und über allem thronte der unvermeidliche Knoblauch.
Üppiger Hauptgang
So war das georgische Tapasmenü ein ziemlich deftiges und überaus üppiges Vergnügen in rustikaler Kneipenatmosphäre. Beim Fleisch hätte ich mir allerdings mehr Sorgfalt gewünscht. Die Lammkoteletts waren zwar schön rosa, doch das Schaschlik vom Schwein erwies sich unter dem Messer als etwas widerspenstig. Auch hätte es die delikate Aromatik des zur Kalten Küche gehörenden Hühnchens in Walnusssauce verdient, wenn es früher aus der Kühlung genommen worden wäre.
Was wäre ein georgisches Menü ohne georgischen Wein? Den hatten übrigens Cristina und Max von Iulian’s Wein in Bochum (klick hier) geliefert. Der rote Pirosmani vom Weingut Khareba war aus der Rebsorte Saparavi gekeltert, die auch die Grundlage für den legendären Krim-Sekt ist und mich nicht nur wegen seiner tiefroten Farbe an die süditalienischen Sorten Negroamaro oder Primitivo erinnerte.
Georgischer Tapas Abend
in Babuschkas Kitchen
Rosenmontag 2022
in Babuschkas Kitchen
Rosenmontag 2022
Vorspeisenplatte
Kupati - hausgemachte georgische Wurst (ohne Bild)
Hauptgänge
Torte Napoleon
Torte aus hauchdünn aufgebackenem Blätterteig mit Vanillecreme
Torte aus hauchdünn aufgebackenem Blätterteig mit Vanillecreme
Babuschkas Kitchen. Kreuzstraße 69, 44139 Dortmund. Tel. 0231 13743896. Mo-Fr 12-21 Uhr, Sa, So 10-21 Uhr, Di Ruhetag. www.babuschkas.kitchen
Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
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