Ein wenig erinnert mich der vor kurzem eröffnete Wibbelings Hof in Dortmund-Holthausen an zwei neue Gastronomien im westlichen Ruhrgebiet. Wie das „Mod by Sven Nöthel“ in Duisburg-Homberg, das sofort mit einem Michelinstern ausgezeichnet wurde, befindet sich das Lokal in den modern und elegant umgebauten Räumlichkeiten eines historischen Bauernhofes, und wie das neue Restaurant „Pierburg – Erika Bergheim“ (klick hier) der ehemaligen Küchenchefin vom Schlosshotel Hugenpoet in Essen-Kettwig ist es kulinarischer Mittelpunkt eines ländlichen Stadtteils mit hoher Wohnqualität in grüner Umgebung. Das beeindruckende Anwesen haben Jörn und Sandra Haumann geerbt, und ihre Idee, den Wibbelingshof gastronomisch zu nutzen, wurde von der Dortmunder Wirtschaftsförderung ihm Rahmen des Gründungswettbewerbs „Geschmackstalente“ gleich mit dem zweiten Preis gefördert.
Obwohl zum Wibbelinsg Hof schon seit den Zeiten von Jörn Haumanns Großvater keine Landwirtschaft mehr gehört, setzen die Haumanns mit ihrem Konzept auf die bäuerliche Tradition. So richteten sie einen Hofladen ein, in denen häufig bio-zertifizierte Produkte von den Landwirtschaftsbetrieben der Umgebung und anderswo angeboten werden. Herzstück des Konzepts ist jedoch das geräumige Café, zu dem sie den Hof umgebaut haben. Die Ausstattung des Cafés ist eine moderne Mischung aus westfälischer Rustikalität und fast japanisch anmutender Eleganz, die auch einen stilvollen Hintergrund für Hochzeiten und andere Familienfeiern abgibt. Die Weitläufigkeit der Außenanlagen, die durch einen Wintereinbruch bei meinem Besuch am 1. April mit den Kollegen Silke von der Facebook-Seite „Mein (kulinarisches) Dortmund und Tom von „Dortmund geht aus“ unter einer fast weihnachtlichen Schneedecke verschwand, war nur zu erahnen. Von Freitag bis Sonntag werden hier tagsüber täglich Kuchen- und Kaffeespezialitäten, frische Waffeln, verschiedene Flammkuchen, Salate, Steaks und Spezialitäten vom Grill angeboten.
Abends hingegen verwandelt sich der Wibbelingshof von Donnerstag bis Samstag ab 19 Uhr in ein Fine-Dining-Restaurant. Für diese Sparte des Konzeptes ist Küchenchef Norbert Jevcsak verantwortlich. Geboren in der Ukraine, ist der 27-Jährige sozusagen ein Spross, den der Michelinsterne-Regen des letzten Jahres in Dortmund hervorgebracht hat. Nach ersten Erfahrung in ukrainischen Spitzenhotels hat er seinen Fine-Dining-Schliff in Philipp Schneiders frisch besterntem Restaurant am Dortmunder Gottesacker bekommen; die kreative Fähigkeiten zur Improvisation erlangte er während der Corona-Zeit als Mietkoch, der bei seinen Gästen zu Hause kochte. Im Wibbelings Hof kann er nun seine Ideen eigenverantwortlich umsetzen.
Als Getränkebegleitung gab es vier Weine,
als alkoholfreie Alternative eine Auswahl an Fruchtsäften vom Niederrhein.
Beeindruckend ist dabei die die Akkuratesse, mit denen er seine fantasievollen Kreation anrichtet. Die feinen Gänge unterscheiden sich optisch kaum von den Tellern, wie sie etwa in den Dortmunder Sterne-Restaurants angeboten werden. Das beeindruckte bei unserem Besuch umso mehr, weil er ganz allein in der Küche stand, um die knapp zwanzig Gäste zu bekochen. Geschmacklich machte sein erstes, sechsgängiges Menü mit Apèro und Amuse Bouche vorweg und Sorbet zwischendurch eine Menge Spaß. Kompositorisch manchmal witzig bis gewagt (Kalbstatar mit geräuchertem Onsen-Ei oder Saibling mit Kalbszunge), erfüllten die Gerichte handwerklich nicht immer die Erwartungen, die die Optik weckte. Mit einer gewissen Vorliebe für die Zwiebel geriet manches etwas deftig. Als Getränkebegleitung gab es vier Weine, als alkoholfreie Alternative eine Auswahl an Fruchtsäften vom Niederrhein.
Fine Dining Menü
Wibbelingshof, 1.4.2022
Cracker mit Mozzarella, geräucherter Paprika
Toamtenconfit und Zwiebelcrumble
Wibbelings Hof. Wittichstr 23, 44339 Dortmund. Tel. 0152/22501188. Fr 14-17 Uhr, Sa und So 12-17 Uhr. Fine Sining Do-Sa ab 19 Uhr. www.wibbelings-hof.de
Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
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