Freitag, 26. März 2010

Im (Bio-)Supermarkt entdeckt: Die teuerste Currywurst der Welt

Obwohl der Genießer gern und leidenschaftlich gegen die Currywurst als geschmacksbestimmende Referenz für die kulinarische Kultur des Ruhrgebiets wettert, kann er sich der normativen Kraft des Faktischen gelegentlich nicht entziehen. So stand er neulich im „Biohaus“ an der Hattinger Straße in Bochum durchaus fassungslos vor dem Regal, als er eine Glaskonserve der Firma „Kiebitzhof“ in Gütersloh entdeckte, schön mit dem Label „Bioland – Ökologischer Landbau“ versehen: „Currywurst für zwei“ (Einwaage 410 g). Das musste er haben, selbst bei dem gepfefferten Preis von 6,29 Euro, also 3,145 Euro pro Portion (Wer sich noch erinnert: das sind 6,15 DM. Zum Vergleich: eine legendäre Original-Dönninghaus-Currywurst mit halbem Brötchen kostet am Stand neben dem Union-Kino im Bochumer Bermudadreieck 2,20 Euro, auf dem Parkplatz vor der Ratio mit ganzem Brötchen 2 Euro – ist aber nicht Bio.)
Currywurst in Bio-Qualität zum Apothekenpreis auf dem heimischen Herd aufgewärmt: Das musste ja schmecken – und tat’s irgendwie auch. Die Wurst war laut Aufschrift eine Röstbratwurst aus 71 Prozent Schweine- und 13 Prozent Rindfleisch, Trinkwasser, Zwiebeln, Meersalz, Gewürzen, Kräuterwürze und Milcheiweiß und so fein, dass sie in ihrem vorgebrühten und kaum gerösteten Zustand fast wie eine Brühwurst schmeckte, also für eine Currywurst im Ruhrgebiet untypisch, eher berlinerisch. Die Currysauce kam lässig an den Dönninghaus-Standard heran, war aber nicht ganz so scharf und bestand laut Aufschrift aus Tomatenmark, Rohrohrzucker, Branntweinessig, Meersalz und Gewürzen.
Doch der Genießer kam nicht umhin, die Normen des Faktischen mit aller Kraft zu sprengen. Um die Wurst extrascharf zu machen, würzte er sie mit dem selbstgemachten Currypulver der Freundin des guten Geschmacks nach, das vom letzten Männer-Kochkurs übrig geblieben war – eine Prise Slow Food fürs Fast Food. Zusammen mit einem Bio-Brötchen aus der Hutzel Bäckerei war das preislich und von der Zutatenqualität her bestimmt eine extravagantes Mahl – blieb aber im Grunde ein kulinarisches Armutszeugnis: ‘ne Currywurst eben.

Bio-Currywurst - noch nicht nachgewürzt

7 Kommentare:

  1. die Currywurst ist kein Armutszeugnis, sondern lecker. Befreien Sie sich von Ihrem Currywursttrauma.

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  2. Uns so schön den Tisch gedeckt mit Serviettenring, Currywurst der Luxusklasse.

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  3. Jaja, der Serviettenring - sehr inspirierend!

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  4. Dann doch wohl IMMER lieber zum Bratwursthäuschen. Auch da könnte man ja mal eine kleine Weinprobe machen, der "Dönninghaus -Wein". Nach den Osterferien sollte das angegangen werden, der Ruhrpott wird mit Weinproben an "schrägen" Orten geradezu überzogen...

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  5. Dat ist doch völlig bekloppt!
    Lass uns lieber zu Raimund innen Profigrill!
    Ich geb dir auch eine aus.

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  6. Mensch Jungs, kommt doch mal zu Potte mit ner Weinprobe an schrägen Orten!

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  7. Hallo Geniesser,
    eine kleine Info vom Hersteller.

    Bei der Currywurst fur 2 handelt es sich um eine Vollkonserve die mit einer Haltbarkeit von 2 Jahren ungekühlt in Ihren Speisekammern stehen kann. Kann das die Wurst von der Bude auch??
    Aber Spaß bei Seite. Unter diesem Gesichtspunkt, dem damit verbundenen aufwendigen Produktionsverfahren, und der Tatsache das es sich um Bioware handelt, ist so denken wir der Preis absolut gerechtfertigt.
    Da es sich um Bioware handelt ist natürlich die Konserve ohne Konservierungsstoffe haltbar gemacht.
    Ich denke gesünder geht es kaum noch.

    Und wer weiss, wen Sie wann zu einer Currywurst einladen wollen, und brauchen dann das Haus nicht mal zu verlassen.
    Guten Apettit......

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