Dienstag, 20. November 2012

Gelsenkirchen: Weinprobe im rumänischen Restaurant „Transilvania“

Das Restaurant ist dauerhaft geschlossen. 

Yonella, der Weingeist im Glas


Seit Sommer 2012 betreibt Walter Homner am Gelsenkirchener Schlachthof das rumänische Restaurant „Transilvania“. Der gebürtige Siebenbürger Sachse und leidenschaftliche Feinschmecker ist Fleischermeister und vermittelt eigentlich Fachkräfte aus seiner Heimat an den Schlachthof. Doch um seinen Landsleuten ein Stück Heimat und den Gelsenkirchenern einen Einblick in die rumänische Küche zu bieten, eröffnete er das Restaurant. 

Walter  bereitet die Weinprobe vor

Deftige, üppige Hausmannskost, wie man sie in Deutschland gar nicht mehr kennt, findet sich auf der großen Speisekarte, darunter manche Spezialitäten mit Innereien, große Braten oder auch das „Klausenburger Kraut“. Manches wie die Salate mit Schafskäse erinnert schon an die mediterrane griechische Küche, anderes wie der süße Palatschinken zum Nachtisch an mitteleuropäische, fast österreichische Schmankerln. Vieles ist bei Walter hausgemacht: die eingelegten grünen Tomaten z.B., allerlei Bratwürste und Salami oder der köstliche Lammschinken. Wenn er jetzt von einem Ausflug nach Rumänien zurück kommt, hat er vielleicht selbstgemachten Bärenschinken im Gepäck.

Hausgemachte Grüne Tomaten

 Ebenfalls hausgemachte Schinkenpezialitäten

 Eines der vielen Desserts

 Tranchieren der Ente

 Höhepunkt: die gefüllte Ente

Eine weitere Spezialität des „Transilvania“ ist die umfangreiche Weinkarte, die neben einigen Italienern und Franzosen hauptsächlich Weine aus Rumänien umfasst. Es ist schon fast vier Wochen her, dass Walter Homner den Genießer und den Weindeuter zu einer kleinen rumänische Weinprobe einlud, die dann, der sprichwörtlichen Gastfreundlichkeit des Balkanlandes entsprechend, in ein amtliches Gelage ausartete. 13 verschiedene Weine kamen schließlich auf den Tisch, und Walter ließ auffahren, was seine Küche zu bieten hatte. Schinken, Würste, vorzügliche Suppen, Gemüsespezialitäten aller Art – ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was es alles gab. Höhepunkt war jedenfalls eine gefüllte Ende, die formvollendet am Tisch tranchiert wurde.
Die Weine waren von erstaunlicher Qualität. Der Weindeuterhat in seinem Blogbeitrag über unsere Weinprobe die Besonderheiten der rumänischen Weinlandschaft beschrieben (klick hier). Hier zitiere ich kurz, was er über unsere gemeinschaftliche Verkostung der einzelnen Weine notiert hat.

1) "The Legend of Transylvania" /Recas 13,5% Laut Etikett sind hier "The Grapes of Immortality" drin. Nun, zum Einstieg also gleich einer, der auf den Draculamythos anspielt. Der Rosé hat Wumms, etwas Himbeere in der Nase, im Mund ziemlich fett, wenig Säure, dafür reichlich Restsüße. Kalt getrunken mag der manchem schmecken... 
2) Premiat Dry Riesling "A Monsieur Henri Selection" 2012 Jidvei (12%/4,50€) Schmale Nase, im Mund dominiert vergorener Apfel, Säure, kein Matchwinner.
3) Tezaur Sauvignon blanc und Feteasca Regala 2010 Jidvei (12%/7€) Auch hier verhaltene Nase, nur leichtes Sauvignon-Parfüm, im Mund leicht, etwas Zitrus. Kann man trinken, ist aber langweilig.


4)  "Reserva dulce" Feteasca Alba / Jidvei 2002 (12%) Die erste Überraschung, ein 10 Jahre alter Rumäne aus der authochtonen Weißen Mädchentraube. Sattes goldgelb im Glas, oxydative Noten in der Nase, viel Honig, Orangeat, Rosenwasser. Im Mund cremig, dabei nicht zu fett, transportiert auch noch etwas Säure mit, lecker das süße Goldtröpfchen.
5) "Sole Barrique" Feteasca Regala 2010 / Recas (13%/7€)
Moderne Aufmachung hier, reiche schöne Frucht, reife Aprikose, im Mund angenehm, läuft geschmeidig, könnte auch ein gut gemachter Weißburgunder aus dem Badischen sein. „Cramele Recas” ist übrigens ein großes Weinbauunternehmen mit über 500ha Anbaufläche, ausgestattet mit aktueller Technik, der Chefönologe kommt aus Australien.
6) "Mustoasa Limited Release" 2008 / Recas (12,5%)
Reife Fruchtnase, Quitte, Toastnoten, im Mund Honigsüße, reife Birne, hat Länge, origineller Wein.


7) "Grasa de Cotnari" / Vinia Cotnari 2008 (11%/3,50€) Wieder ein süßes Früchtchen, im Ganzen aber verhalten, recht dünn, "leichter Frauenschluck".
8) "Castel Huniade" Merlot/Pinot Noir 2011 / Recas (13,5%/3,60€)
Der erste Rote, internationale Reben, international gefällig gemacht, ganz in Richtung weich und süffig. Duftiges Schoko-Toffee im Glas, weich, recht süß, warm im Mund. Für den Preis völlig in Ordnung...

9) "La Putere" Feteasca Neagra 2011 / Recas (14,5%/6,99€) Fette Bombe, bereitet aus der Schwarzen Mädchentraube. Der Wein ist ein Nase - und Mundfüller. Der Karpathische Braunbär auf dem Etikett passt, völlig kompatibel für Freunde kräftiger, fruchtsüßer und gerbstoffarmer Wuchtbrummen.

10) Feteasca Neagra 2009 / Domeniile Tohani (11,5%/4€) Nach dem eingängigen Bären hier ein sehr eigenes Gewächs. Gleiche Rebsorte, aber völlig anderer Wein, fremde Nase nach eingekochten Kräutern, leichter Muff, im Mund dann besser, fein, etwas schwarze Johannisbeere. Rumänische Eigenart gefunden oder Weinfehler, ich entscheide mich für ersteres...
11) "Sole" Cabernet Sauvignon 2009 / Recas Vertrauter Duft, feine Cabernetnase nach kleinen schwarzen Beeren, sauber, im Mund frisch, saftig. Keine Süßbombe wie viele vorher. Bordeaux-style, sehr gut.
12) "Syrah Limited Release" 2009 / Recas (13%/7€) Auch hier eine reguläre Sache, der Wein ist gut gemacht, süß-würzige Nase, im Mund pfeffriger Schmackes, zurückhaltend in den Gerbstoffen, warmer Schluck.

13) Der Höhepunkt dann ein rumänischer Klassiker: "Lacrima lui Ovidiu" /Murfatlar (15%/9€) Der römische Dichter, von Kaiser Augustus nach Rumänien verbannt, schrieb vor 2000 Jahren: "Rings ein Volk von Wilden, meines Gesanges nicht wert." Ovid ist auch dort gestorben, sein Grab in Constanza am Schwarzen Meer ziert eine große Statue, Ovidiu ist bis heute ein beliebter Männername, und ein populärer aufgespritteter Wein ist eben die "Tränen des Ovid". Nun, dieser "vin special licoros" war ein angenehmer Dessertwein wie man ihn erwartet. Süße, reife Dörrobstnase, Honig, cremig und voll im Mund. Steht etwa in einer Reihe mit einem guten Muscat de Beaumes de Venise.

Walter Homner, PR-Agent Michael Alisch, Genießer und Weindeuter

Und hier noch einmal eine Diashow vom Weindeuter

Transilvania, Grothusstraße 44-46, 45883 Gelsenkirchen,  Tel.: 0209/94 58 06 71

1 Kommentar:

  1. Endlich gibt es auch hierzulande rumänische Küche. Der rumänische Wein hat in der Tat eine erstaunliche positive Entwicklung genommen. Leider kann man ihn bis jetzt nur bei wenigen Händlern wie zB www.ostweine.info bestellen, aber vielleicht kommt ja bald mehr?

    AntwortenLöschen