Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2006/2007".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Einst hieß das idyllisch gelegene Landgasthaus mit der schönen Terrasse zwischen Werden und Kupferdreh „Grunewald“, wie die Bushaltestelle vor dem Haus heute noch verrät. Da war nach einem Berliner Gassenhauer aus Kaiser Wilhelms Zeiten bekanntlich immer Holzauktion. Heute kann man in der geschmackssicher eingerichteten „Villa Kunterbunt“ Patron Carsten Schmitz hinter einer großen Glasscheibe beim Spielen, pardon, beim Kochen zusehen. Doch wer denkt, das Haus mit dem fröhlichen Namen sei ein Kinderparadies, ist auf dem Holzweg. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein Restaurant mit einer feinen und auch experimentellen Küche.
Kindlich ist hier vor allem der offensichtliche Spaß, mit dem sich Schmitz und seine Frau ihr Ideal-Restaurant eingerichtet haben. Hier kann man die Vorliebe für skandinavisches Wohndesign entdecken (etwa bei der rustikalen Riegelkonstruktion an den Türen der Herrentoilette), da die Lust an sonnengelber Provence-Optik (etwa an der intensiven Wandbemalung), und dort die Hingabe an die betörenden Aromen des Mittelmeers (wenn nicht plötzlich ein nicht weniger wohlschmeckender Abstecher ins Asiatische den Teller okkupiert).
Die vor über drei Jahren eröffnete „Villa Kunterbunt“ ist immer noch eine der schillerndsten und gelungensten Bereicherungen der Essener Gastroszene. Mit der gleichen fröhlichen Leidenschaft, mit der ihr Mann kocht, besorgt seine Frau Inga den Service. Mit der gütigen Autorität einer Kindergärtnerin liest sie dem Gast jeden Wunsch von den Augen ab. Als ich auf der Speisekarte bei den Desserts „Rosmarin-Creme mit Zucker karamellisiert und süßem Pesto“ (EUR 5) entdecke, brauche ich nichts zu fragen. „Das süße Pesto wird genauso wie das pikante aus Basilikum und Pinienkernen hergestellt“, flötet sie sofort, „nur wird statt Parmesan und Knoblauch weiße Kuvertüre dazugegeben!“
Um das Menü beim Dessert aufzuzäumen: Die mit Rosmarin aromatiserte Creme brulée mit dem Klecks süßem Pesto war gleichermaßen eine irritierende wie schmeichelnde Gaumenerfahrung, die begeisterte. Die Auswahl des Hauptgerichtes war da schwieriger. War ich nun „Fisch verliebt“ oder wollte ich der „Fleischeslust“ frönen, wie mir die Kategorien der Speisekarte empfahlen? Die übersichtliche, aber phantasievolle Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten schwelgte bei den Beilagen in mediterranen Genüssen wie „Knoblauch-Rosmarin-Butter“, „Tomaten-Speck-Tortellini“ oder „Zitronen-Zwiebel-Marmelade“, doch schließlich orientierte ich meinen erotisierten Appetit auf die „Weibliche Flugentenbrust in einer Honig-Schalotten-Sauce mit Wildreis und asiatischem Gemüse“ (EUR 17). Wie ein guter Koch weiß, entspricht die weibliche Entenbrust nicht den gängigen Schönheitsidealen „groß“ und „von Silikon-Konsistenz“, sondern sie ist klein, zart und lecker. So auch hier: das in zartrosa Scheiben aufgeschnittene Geflügelfleisch zerging auf der Zunge und hatte einen ganz einzigartigen Geschmack, und der Wildreis samt Gemüse und süßpikanter Sauce gab dem Ganzen eine geradezu sommerliche Leichtigkeit.
Doch wollen wir die Vorspeise nicht vergessen. Auch hier waltete eine köstliche Kreativität. Weder die gängige Nussigkeit von Feldsalat noch die inflationäre Pikanterie von Rucola wollten die Zunge betören. Das überließ man hier einen perfekt angemachten samtigen Spinatsalat (EUR 6,50).
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Einst hieß das idyllisch gelegene Landgasthaus mit der schönen Terrasse zwischen Werden und Kupferdreh „Grunewald“, wie die Bushaltestelle vor dem Haus heute noch verrät. Da war nach einem Berliner Gassenhauer aus Kaiser Wilhelms Zeiten bekanntlich immer Holzauktion. Heute kann man in der geschmackssicher eingerichteten „Villa Kunterbunt“ Patron Carsten Schmitz hinter einer großen Glasscheibe beim Spielen, pardon, beim Kochen zusehen. Doch wer denkt, das Haus mit dem fröhlichen Namen sei ein Kinderparadies, ist auf dem Holzweg. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein Restaurant mit einer feinen und auch experimentellen Küche.
Kindlich ist hier vor allem der offensichtliche Spaß, mit dem sich Schmitz und seine Frau ihr Ideal-Restaurant eingerichtet haben. Hier kann man die Vorliebe für skandinavisches Wohndesign entdecken (etwa bei der rustikalen Riegelkonstruktion an den Türen der Herrentoilette), da die Lust an sonnengelber Provence-Optik (etwa an der intensiven Wandbemalung), und dort die Hingabe an die betörenden Aromen des Mittelmeers (wenn nicht plötzlich ein nicht weniger wohlschmeckender Abstecher ins Asiatische den Teller okkupiert).
Die vor über drei Jahren eröffnete „Villa Kunterbunt“ ist immer noch eine der schillerndsten und gelungensten Bereicherungen der Essener Gastroszene. Mit der gleichen fröhlichen Leidenschaft, mit der ihr Mann kocht, besorgt seine Frau Inga den Service. Mit der gütigen Autorität einer Kindergärtnerin liest sie dem Gast jeden Wunsch von den Augen ab. Als ich auf der Speisekarte bei den Desserts „Rosmarin-Creme mit Zucker karamellisiert und süßem Pesto“ (EUR 5) entdecke, brauche ich nichts zu fragen. „Das süße Pesto wird genauso wie das pikante aus Basilikum und Pinienkernen hergestellt“, flötet sie sofort, „nur wird statt Parmesan und Knoblauch weiße Kuvertüre dazugegeben!“
Um das Menü beim Dessert aufzuzäumen: Die mit Rosmarin aromatiserte Creme brulée mit dem Klecks süßem Pesto war gleichermaßen eine irritierende wie schmeichelnde Gaumenerfahrung, die begeisterte. Die Auswahl des Hauptgerichtes war da schwieriger. War ich nun „Fisch verliebt“ oder wollte ich der „Fleischeslust“ frönen, wie mir die Kategorien der Speisekarte empfahlen? Die übersichtliche, aber phantasievolle Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten schwelgte bei den Beilagen in mediterranen Genüssen wie „Knoblauch-Rosmarin-Butter“, „Tomaten-Speck-Tortellini“ oder „Zitronen-Zwiebel-Marmelade“, doch schließlich orientierte ich meinen erotisierten Appetit auf die „Weibliche Flugentenbrust in einer Honig-Schalotten-Sauce mit Wildreis und asiatischem Gemüse“ (EUR 17). Wie ein guter Koch weiß, entspricht die weibliche Entenbrust nicht den gängigen Schönheitsidealen „groß“ und „von Silikon-Konsistenz“, sondern sie ist klein, zart und lecker. So auch hier: das in zartrosa Scheiben aufgeschnittene Geflügelfleisch zerging auf der Zunge und hatte einen ganz einzigartigen Geschmack, und der Wildreis samt Gemüse und süßpikanter Sauce gab dem Ganzen eine geradezu sommerliche Leichtigkeit.
Doch wollen wir die Vorspeise nicht vergessen. Auch hier waltete eine köstliche Kreativität. Weder die gängige Nussigkeit von Feldsalat noch die inflationäre Pikanterie von Rucola wollten die Zunge betören. Das überließ man hier einen perfekt angemachten samtigen Spinatsalat (EUR 6,50).
-kopf
Essen-Kupferdreh, Hammer Str. 116:
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