Mittwoch, 15. Juni 2011

Verkostung: Grillsaucen

Um die Curry-Sauce „pott.curry“, die der Genießer bei EDEKA Burkowski in Bochum entdeckt hatte, besser einordnen zu können, wurde letzte Woche im Garten des Weindeuters eine kleine Saucen-Verkostung arrangiert. Bei einem Grillabend standen zwei Damen, zwei Herren und zwei Kinder als Grill-erfahrene Tester zu zur Verfügung.

Für die Verkostung besorgte der Genießer noch vier weitere Produkte. Der Preis von „pott.curry“ ist mit 5,70 Euro (das entspricht 1,72 Euro pro 100 ml) ganz schön happig. Deshalb wurde die billigste Sauce, die EDEKA Burkowski im Sortiment hat, hinzu gezogen, die „Chili Sauce“ der Eigenmarke Gut & Günstig (0,20 Euro pro 100 ml). Als Bio-Produkt kam die erstaunlich preiswerte „Barbecue Sauce“ von Sanchon (0,68 Euro pro 100 ml) aus dem biokauf, Bochum, in die Teststrecke. Weil „pott.curry“ mit dem Anspruch eines Kult-Produktes auftritt, musste natürlich auch die legendäre Currysauce vom Bratwursthaus im Bermudadreieck, sprich „Dönninghaus“, her (0,75 Euro pro 100 ml). Und da sich „pott.curry“ mit Preis und Untertitel auch den Anspruch des Luxus gibt, kam auch noch ein wirkliches Luxus-Produkt ins Portfolio, die amerikanische „Maple Chipotle Grille Sauce“ von Stonewall Kitchen aus dem Aromafänger, mit 3 Euro pro 100 ml das teuerste Produkt.

Grillgut als Saucenträger: Rostbratwurst vom Schultenhof, Salsicce-Schnecken und Merguez von Metzger Gläser im biokauf, Bochum.

Der Blick auf die Zutatenliste machte klar: Ganz egal, wie teuer die Sauce ist, für die dickflüssigen Konsistenz ihrer Saucen setzen die Produzenten nicht darauf, eine gehörige Menge Tomaten einzukochen, sondern sie verwenden ausgiebig Gelier- und Verdickungsmittel wie Pektin, Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl, Xanthan oder Carrageen. Auch der animierende süß-saure Geschmack stammt nicht vom Einsatz vollreifer Tomaten, sondern durch den Zusatz von Zucker jeglicher Couleur und Säuerungsmitteln wie Essig, Zitronensäure (wird als Medikament zum Ausspülen von Harnsäuresteinen in den Nieren verwendet und ist auch in jedem Toilettenreiniger) oder Phosphorsäure (klingt irgendwie nach Granate aus dem ersten Weltkrieg). Für die Schärfe werden in der Regel Chilis verwendet, für die Aromatisierung tatsächlich verschiedene Gewürze und Gewürzmischungen. Geschmacksverstärker musste kein Produkt deklarieren. Den lebensmittelrechtlichen Dehnbegriff „Aroma“ benutzten jedoch zwei Saucen, die billigste und „pott.curry“.

Das Ergebnis des Tests war wenig überraschend. Am besten schmeckte allen Testern durchweg die teuerste Sauce, „Maple Chipotle Grille Sauce“ von Stonewall Kitchen, deren fruchtig-süße, ausdifferenzierte Schärfe sehr gut ankam. Am schlechtesten schnitt die billigste Sauce ab, die „Chili Sauce“ von Gut & Günstig. Sie war besonders den Kindern zu sauer und zu scharf. Die Bio-Sauce von Sanchon fand zwar Beachtung, wurde aber als langweilig empfunden, weil sie nur wie scharfer, aber gängiger Ketchup schmeckte. Die beiden sogenannten „Kultsaucen“ fielen letztendlich durch. Die „Dönninghaus“ wurde außerhalb des Bermudadreiecks als zu dumpf und zu scharf empfunden; auch war man sich ihrer schlichtweg überdrüssig. Doch auch die neue Kultsauce „pott.curry“ fand nur mäßigen Anklang. Als Curry-Sauce war sie zu wenig pikant und von der Konsistenz her zu schleimig. Die Kinder erinnerte sie spontan an einen gängigen Gewürzketchup von „Hela“, der nicht mit im Test-Portfolio war.

Nebenbei kam es auch noch zu einem Testergebnis ganz anderer Art. Als Saucenträger wurden verschiedene Bratwürste eingesetzt: die neutral gewürzte Bio-Rostbratwurst vom Schultenhof in Hattingen und die speziell gewürzten Merguez und Salsicce vom Bio-Metzger Gläser. Die Rostbratwurst passte bestens zu den Saucen, während die beiden anderen zusätzliche Würze gar nicht nötig hatten. Die nordafrikanisch-französisch gewürzten Merguez waren solo der absolute Favorit, während sich bei den auf italienische Art mit Fenchel gewürzten Salsicce die Geschmäcker genderspezifisch schieden. Während die Herren sie mit Genuss verzehrten, mochten die Damen sie nicht. Die Mütter wurden zu sehr an den Fencheltee erinnert, den sie während ihrer Schwangerschaften zu sich nehmen mussten.

Hier noch einmal die Saucen und Wertungen im Detail:

1. Stonewall Kitchen Maple Chipotle Grille Sauce. 330 ml 9,90 Euro (3 Euro pro 100 ml). Bezugsquelle: Aromafänger, Bochum.
Zutaten: Wasser, Zucker, Tomatenmark, Brauner Zucker, Tomaten, Weißweinessig, Ahornsirup (4 %), Melasse, Sojasauce, Gewürze, Knoblauch, Salz, Zwiebeln, Senf, Rapsöl, Verdickungsmittel: Xanthan, Curry, Chipotle Pepperoni, Säuerungsmittel: Zitronensäure. Ohne künstliche Geschmacksverstärker und Farbstoffe.
Farbe und Konsistenz: dunkelrot, dickflüssig. Geschmack: Sehr fruchtig, sehr pikant, dezente Schärfe, ausgewogen und vielschichtig. Zitat: „Der Cabernet unter den Saucen.“ Nachteil: zu teuer.

2. Sanchon Barbecue Sauce („Bio“). 220 ml 1,99 Euro (0,90 Euro pro 100 ml). Bezugsquelle: biokauf, Bochum.
Zutaten: Tomatenmark*, Rohrohrzucker*, geräucherte Zwiebeln*, Meersalz, Sojasauce* (Sojabohnen*, Wasser, Weizen*, Kaji), Aceto Balsamico* (Rotweinessig*, Traubenkonzentrat*), Geliermittel: Pektin, Verdickungsmittel: Guarkernmehl*, Knoblauchpulver*, schwarzer Pfeffer*. *aus kontrolliert biologischem Anbau
Farbe und Konsistenz: leuchtend tomatenrot, geleeartig flüssig. Geschmack: nach Tomaten, scharf, sauer. Trotz guter Bio-Zutaten und Aceto Balsamico-Einsatz eindimensional und langweilig. Vorteil: überraschend preiswert.

3a. Die echte Currysauce vom Bochumer Bratwursthäuschen („Dönninghaus“). 400 ml 3 Euro (0,75 Euro pro 100 ml). Bezugsquelle: Bratwursthaus, Bochum.
Zutaten: Tomatenmark, Glukosesirup, Wasser, Branntweinessig, Zucker, Curry, Senf, modifizierte Stärke, Speisesalz, Sellerie, Gewürze, Zwiebeln, Chili, Aroma.
Farbe und Konsistenz: bräunlich, schleimig, wie mit Currypulver durchsetzt. Geschmack: scharf, eindimensional, ordinär. Zitat: „Das meist überschätzte Produkt.“ Nachteil: erzeugt wegen inflationärem Genuss Überdruss.

3b. pott.curry deluxe sauce. Die exklusive Sauce aus dem Pott. 330 ml 5,70 Euro (1,72 Euro pro 100 ml). Bezugsquelle: EDEKA Burkowski, Bochum.
Zutaten: Tomaten, Branntweinessig, Zucker, Gewürze (mit Senfsaat), Speisesalz, modifizierte Maisstärke, Verdickungsmittel (Guarkernmehl, Johanniskernmehl), Maltodextrine, Aroma, natürliches Aroma, Farbstoff E150d, Säuerungsmittel (Phosphorsäure), Aromakoffein, Zuckerrübensirup, Tonka Bohne, Sesam
Farbe und Konsistenz: bräunlich, mit Tomaten(?)kernen durchsetzt. Geschmack: Fade, undifferenziert, wenig scharf. Nachteil: zu teuer, zu aufdringliches Marketing

4. Gut & Günstig Chili Sauce. 250 ml 0,45 Euro. (0,20 Euro pro 100 ml). Bezugsquelle: EDEKA Burkowski, Bochum
Zutaten: 30 % Tomatenmark, Wasser, Brantweinessig, Zucker, rote Paprika, modifizierte Stärke, Speisesalz, Verdickungsmittel: Carrageen, färbendes Lebensmittel: Karamellzuckersirup, Gewürze, Aroma
Farbe und Konsistenz: leuchtend tomatenrot, geleeartig flüssig. Geschmack: zu scharf, zu sauer. Vorteil: billig

1 Kommentar:

  1. sehr schön + Zustimmung. Ich hab die Saucen noch weitergekostet, bei gleichbleibendem Ergebnis.

    AntwortenLöschen