Donnerstag, 10. November 2011

Aus dem Archiv: Die neue Flora - Kettwig zum Wohlfühlen

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2012".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.

Tradition wir groß geschrieben in diesem Gasthaus in Kettwig. Auf der Internetseite findet man eine liebevolle kleine Darstellung der Geschichte des alteingesessenen, über einhundert Jahre existierenden Lokals im Stadtteil „Vor der Brücke“. In einer Werbeanzeige aus dem Jahr 1906 wird die Aussicht auf zwei Schlösser in der Nachbarschaft gerühmt. Während die Thyssen-Villa Landsberg heute ein lohnenswertes Ziel für Spaziergänger abgibt, ist Hugenpoet eine der führenden kulinarischen Adressen im Ruhrtal und wird nur noch von der Résidence am anderen Kettwiger Ufer übertroffen. Und genau zwischen diesen beiden sterngekrönten Antipoden hat es sich Stefanie Horrigs gemütlich gemacht, die seit Juli 2010 mit ihrem Team die „Neue Flora“ in dem alten Haus betreibt. Eigentlich stellt man sich eine Gasthaus-Wirtin anders vor als die junge, sportlich-blonde Gastronomin. Doch genau das macht den herzlichen Charme der Restauration aus, die jetzt Tradition und Jugendlichkeit verbindet. Und natürlich die gepflegte bürgerliche Küche, die nicht zu den Sternen greift, sondern Bodenhaftung bewahrt.

Kettwig war ja nie ein Kumpel-Städtchen, und so wundert es nicht, dass man keine ausgewiesene Bergmannskost auf der Speisekarte findet. Stattdessen gibt es zahlreiche Anspielungen auf die österreichische Küche, der auch an regelmäßigen Österreich-Abenden gehuldigt wird. „Ich bin damit groß geworden“, erklärt Stefanie Horrigs diese persönliche Note der Neuen Flora kurz und knapp. Neben der wechselnden Wochenkarte wird alle drei Monate die Haupt-Speisekarte geändert. „Das sind wir unseren zahlreichen Stammgästen schuldig, die ja nicht immer das gleiche essen wollen.“ Erhalten bleibt jedoch ein Reihe von „Klassikern“ wie „Leberkäs mit Schmorzwiebeln, Spiegelei und Bratkartoffeln“ (8,90 Euro) oder „Rumpsteak Großmütterchen“ (17,50 Euro) und vor allem die hübsche kleine Auswahl an Hackfleisch-Gerichten zwischen 8,50 und 10,90 Euro.

Kalbsleber mit Beeren auf Rucola


Wiener Schnitzel


Heißer Zwetschgenröster auf Vanilleeis

Zum Testen führte ich mir als Vorspeise eine kleine Portion gebratene Kalbsleber auf „beerigem“ Rucola (9,50 Euro) zu Gemüte. Diese Variation war eine wunderbare Kombination aus knusprig-mürber Leber, süß-sauren Beeren und pikantem Salat. Das Original Wiener Schnitzel (15,50 Euro) zum Hauptgang war, wie es sich gehört, ein schön flach geklopftes Stück Kalbfleisch und herrlich zart, allein die Panade hätte ich mir eine Idee trockener gewünscht. Der Kartoffelsalat war angenehm mild. Der Nachtisch, ein heißer Zwetschgenröster auf Vanilleeis (4,50 Euro), hätte zu Hause nicht besser sein können. Zum Essen hätte ich gern stilecht ein Glas Grünen Veltliner getrunken, doch der war leider aus. So musste ich mit einem etwas einfachen Riesling (0,2l 4,60 Euro) vorlieb nehmen.
-kopf


Landsberger Straße 83, 45219 Essen-Kettwig

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