Dienstag, 22. November 2011

Aus dem Archiv: Gut Mausbeck Mausbeck returns oder: Ist der Koch Raucher?

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2012"

Neben Borgböhmer’s Waldesruh ist Gut Mausbeck das zweite Bochumer Traditionsrestaurant, das 2012 seine Wiederauferstehung aus Brandruinen erlebte. Allerdings suchte der Feuerteufel bereits vor neun Jahren das schmucke Fachwerkhaus in Gerthe heim, das bis dato als „Landhaus“ Mausbeck ein idyllisches Refugium im Grünen war. Fast ein Jahrzehnt lag es brach, bis der Bochumer Unternehmer Otto Nadrowski das Gehöft kaufte und das Gutshaus als Neubau weitgehend originalgetreu wieder aufbauen ließ. Von außen sieht es aus wie früher, nur das ehedem schwarze Fachwerk ist jetzt braun.

Auch im Innern bestimmt eine mächtige Balkenkonstruktion die Atmosphäre. Die obere Etage des in hellen, modernen Orange- und Terracotta-Tönen eingerichteten Gastsaals ist einem riesigen Hochbett gleich ganz aus Holz gebaut. Noch wirkt alles sehr neu und kühl, doch schon bald wird sich die gemütliche Patina einstellen. Dafür wird schon der offene Grillofen in der Mitte des Raumes sorgen.

Als Pächter für das neue Restaurant fand Nadrowski Jürgen Löring, der seit 2008 in Castrop-Rauxel mit großem Erfolg das Olivo betreibt. Im Mittleren Ruhrgebiet ist Löring kein Unbekannter. Vor seiner Selbständigkeit arbeitete u.a. in der Engelsburg Recklinghausen, im Stadtpark-Restaurant Bochum und im Parkrestaurant Herne, wo er übrigens der Lehrherr von Daniel „Herr B.“ Birkner war. Bis 2007 war er 'Chef de cuisine' im Mercure Hotel Goldschmieding in Castrop-Rauxel.

Unser Testbesuch fand kurz nach der Eröffnung im Herbst statt. Der Grillofen war noch unbenutzt und der Service noch ein wenig uneingespielt, doch wurde unsere kleine Gruppe von Jürgen Loering herzlich begrüßt. Seine Hauptaufgabe sah er nicht in der Küche, sondern in der Betreuung der Gäste.

Die meisten von uns entschieden sich für das 4-Gang-Menü (47 Euro), das im Angebot war, einige für Tellergerichte wie glasierte Maispoulardenbrust auf Wasabi-Pilzrahm und Kartoffel-Kürbis-Töste (20,50 Euro) oder Tranchen vom Flusszander auf lauwarmem Kartoffelsalat mit Rote Bete und Wermutsauce (17,50 Euro) – Gerichte, die einen gewissen regionalen Einschlag nicht verleugnen, der auch auf einer westfälischen Sonderkarte seinen Ausdruck findet.

Doch zurück zum Testmenü. Die Zubereitung der Gänge war routiniert wie in einer guten Hotel-Küche, die des Fleisches tadellos. Es begann mit einem gemischten Salat, der so üppig mit Barberie-Entenbrust belegt war, dass er glatt als Hauptgang hätte durchgehen können. Die Grundlage des folgenden Wildkräuter-Schaumsüppchens war anscheinend eine recht kräftige Brühe, so dass sie als zu salzig empfunden wurde. Das gleiche galt auch für die Pfifferlinge, die mit anderen Gemüsen und gratinierten Kartoffeln als Beilage zum Rinderfilet des Hauptgangs gereicht wurden. Das Fleisch war, wie schon gesagt, vorzüglich. Zum Dessert gab es schließlich Krokanteis mit Pumpernickelsauce und einer Calvadosmousse, die aromatischer hätte sein können.

Etwas weniger fleischlastig und besser abgeschmeckt, wäre es ein großartiges Menü gewesen. Früher sagte man ja, der Koch sei verliebt, wenn zu viel Salz am Essen war. Heute müsste man sich fragen: Ist der Koch Raucher? Denn das hätte schließlich großen Einfluss auf das Geschmacksempfinden.
-kopf
 
Gut Mausbeck, Kornweg 36, 44805 Bochum-Gerthe, Tel.  (0234) 97616700. Mi-Sa ab 17 Uhr,  So ab 1130 Uh (Küche bis 14 und ab 17.30 Uhr) geöffnet. Mo-Di Ruhetag. https://mausbeck.de/
 

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