Dienstag, 8. November 2011

Aus dem Archiv: Kolpinghaus Höntrop - Django will Mittag essen

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2012".
Das Restaurant steht unter neuer Leitung.

Es war wie im Film. Wie die Mainstreet eines Western-Städtchens lag der Wattenscheider Hellweg im unbarmherzigen Sonnenschein des diesjährigen goldenen Oktobers, als ich gegen 12 Uhr mittags vor dem örtlichen Saloon des Wattenscheider Gänsereiter-Stadtteils Höntrop meinen Kleinwagen anband. Als ich das Kolpinghaus betrat, fuhren die Köpfe des Rentnertrüppchens an der Theke mit einem Ruck herum und es wurde schlagartig still. Doch nach kurzer Musterung widmete man sich wieder dem unterbrochenen Spiel, so dass das klackernde Geräusch der Würfel im ledernen Knobelbecher wie das Pferdegetrappel einer wegreitenden Horde Cowboys klang. Ich war ungefährlich. Django wollte schließlich nur Mittag essen.

Seit Frühjahr 2011 führt der „Höntroper Junge“ Volker Knepper das Kolpinghaus Höntrop und hat aus der Eckkneipe eine moderne und gemütliche Gastronomie gemacht, die ihre Tradition nicht verleugnet. Die großzügige Einrichtung ist geschmackvoll in hellem Holz gehalten und spricht auch jüngeres Publikum an. Vor den neuen Fenstern, die viel Licht in die großen Gasträume lassen, hängen die alten Butzenscheiben wie ein postmodernes Zitat aus der guten, alten Zeit. Der Thekenraum ist nach wie vor die Heimat der Raucher, während sich hinten ein Restaurantraum für Nichtraucher befindet. Und im Keller gibt es natürlich eine Kegelbahn.

Was auch zur Mittagszeit das Kolpinghaus Höntrop zur gutbesuchten Gaststätte macht, ist die gehaltvolle, frische bürgerliche Küche, mit der Volker Knepper nicht nur alleinstehende Rentner, sondern auch Ehepaare ins Haus lockt, bei denen die Mutter keine Lust mehr hat, die Schnitzel für Vattern selbst in die Pfanne zu hauen. Die gibt es nämlich in verschiedenen Variationen mit frischen Champignons à la crème, pikanter Paprikasauce, Pfifferlingrahmsauce oder grüner Pfeffersauce sowie Röstkartoffeln und Salat für 11,90 Euro besser, als man sie Hause machen könnte. Wer es leichter mag, ist mit einer schönen Flammkuchen-Parade mit Auflagen wie Speck und Zwiebeln, Serranoschinken und Rucola oder Äpfel, Zimt und Vanilleeis (6,50 Euro) bestens bedient.

Kürbiscremesüppchen

Medaillons vom Schwein

Zimtkirschen mit Vanillecreme

Das üppige Menü, das sich Django von der Karte zusammenstellte, stählte ihn für den Weiteritt. Vorweg ein pikantes Kürbiscremesüppchen (3,90 Euro), dass durch reichliche Chili-Zugabe seiner Bezeichnung Namen alle Ehre machte. Der Hauptgang, drei gewaltige Medaillons vom Schweinefilet mit Rahmwirsing und Maccairekartoffeln (14,60 Euro), wurde rustikal in einer schmiedeeisernen Pfanne serviert. Ein wenig vermisste ich den nussigen Geschmack und die kernige Zartheit des Iberico-Schweins, das mir andernorts in letzter Zeit bei ähnlichen Gerichten häufig serviert wurde – allerdings war das dann auch 5 Euro teurer. Zum Nachtisch gab es heiße Zimtkirschen mit Vanilleeiscreme (3,90 Euro) – geradeso wie zu Hause.


-kopf

Wattenscheider Hellweg 76,44869 Bochum. Tel 02327. 8 38 06 46..Die-So ab 9 Uhr geöffnet. https://kolpinghaus-hoentrop.de/

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