Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2012"
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Glaubt man den Statistiken des Regionalverbands Ruhrgebiet (RVR), so leben Abkömmlinge über 150 Nationen im Ruhrgebiet. Marokkaner mögen da nicht unbedingt die größte Gruppe sein, doch kulinarisch bereichern sie die Gastronomielandschaft der Region durch eine wunderbare, nordafrikanisch-arabisch geprägte Variante der Mittelmeerküche, die zudem auch noch die spanische Urlaubs-Küche maßgeblich beeinflusst hat. Mit der Tajine, einem Tontopf mit konisch geformtem Deckel, verfügt sie über ein Kochgeschirr, in dem sich jede Art von Fleisch und Gemüse herrlich zart schmoren lässt.
Mit dem Restaurant Mediterran in Herne-Sodingen hat das marokkanische Ehepaar Azeddine und Ismahan Lobah geradezu ein Paradebeispiel für eine neue Metropolenküche im Ruhrgebiet geschaffen. Die Lobahs sind Wirtsleute, wie sie seit jeher für die Region typisch sind: herzlich, offen, sprachgewandt. Nur einen Steinwurf von der Akademie Mont Cenis entfernt, einem nachhaltigen architektonischen Symbol für den Strukturwandel der Region, haben sie 2008 ein Lokal übernommen, das eine ruhrgebietstypische Geschichte aufweist. Einst war es eine Bergmannskneipe, dann jahrelang ein Grieche, dann stand es jahrelang leer. Eine schöne Kneipe ist das Mediterran nach wie vor. Im gemütlichen Thekenraum lässt sich prima das Feierabend-Bier trinken (und ein Zigarettchen rauchen) – auch ohne groß dabei zu essen.
Wie prächtig die Integration klappen kann, zeigt die Speisekarte. Einträchtig stehen da eine schöne Parade von allerlei deutschen Schnitzelgerichten neben marokkanischen Spezialitäten und spanischen Tapas. Angst vor Schweinefleisch haben die Lobahs nicht. Immer wieder gut ist die Lamm-Tajine mit Backpflaumen (ca. 13 Euro), löffelweiches Fleisch aus der Schulter in einer süßlich fruchtigen Sauce. Aber auch die Tapas (2 bis 5 Euro pro Portion) sind eine Wucht: Datteln im Speckmantel, deftige Merguez oder Gambas vom Grill kommen als ordentliche Portion auf den Tisch. Und die marokkanischen Weinempfehlungen wie der rote Guerrouane von Les Celliers de Meknès haben durchaus südfranzösisches Format.
Auf Bestellung geht man im Mediterran auch ans Eingemachte. Seit letztem Jahr ist das Lokal Fördermitglied der Genießer-Vereinigung Slow Food, und das Menü, das die Lobahs vor beispielsweise für die Mitglieder im Mittleren Ruhrgebiet zubereiteten (28 Euro pro Person), war Orient pur. Zum Entree gab es neben der wunderbaren hausgemachten Aioli die marokkanische Spezialität Arganöl zum Dippen. „Harira“, eine Suppe aus Kichererbsen, frisch passierten Tomaten, fein abgeschmeckt mit Koriandergrün und marokkanischen Gewürzen und Zitrone und „Kebda Mel'fouf“, ein Spieß von Lammleber im Specknetzmantel, bildeten mit einem Glas heißen „Atai“, Tee aus marokkanischer frischer Pfefferminze, die Vorspeisen. Der Hauptgang war ein klassisches „Cous Cous à la marocain”, sieben frische Gemüsevariationen (Zucchini, Aubergine, Weiß- und Spitzkohl, Kohlrabi, Möhren, Kürbis, grüne milde Peperoni) auf im Wasserdampf gegartem Cous Cous mit Lamm, Hähnchenbrustfilet und gegrillter Dorade. Den süßen Abschluss machte „Baghrir“, ein dicker süße Kuchenfladen aus aus Crêpe-Teig mit Honig-Orangenwasser-Dattel-Mandel-Füllung.
Das ist das Schöne am Ruhrgebiet. Man kann die Welt erfahren, ohne die die Region zu verlassen.
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Glaubt man den Statistiken des Regionalverbands Ruhrgebiet (RVR), so leben Abkömmlinge über 150 Nationen im Ruhrgebiet. Marokkaner mögen da nicht unbedingt die größte Gruppe sein, doch kulinarisch bereichern sie die Gastronomielandschaft der Region durch eine wunderbare, nordafrikanisch-arabisch geprägte Variante der Mittelmeerküche, die zudem auch noch die spanische Urlaubs-Küche maßgeblich beeinflusst hat. Mit der Tajine, einem Tontopf mit konisch geformtem Deckel, verfügt sie über ein Kochgeschirr, in dem sich jede Art von Fleisch und Gemüse herrlich zart schmoren lässt.
Mit dem Restaurant Mediterran in Herne-Sodingen hat das marokkanische Ehepaar Azeddine und Ismahan Lobah geradezu ein Paradebeispiel für eine neue Metropolenküche im Ruhrgebiet geschaffen. Die Lobahs sind Wirtsleute, wie sie seit jeher für die Region typisch sind: herzlich, offen, sprachgewandt. Nur einen Steinwurf von der Akademie Mont Cenis entfernt, einem nachhaltigen architektonischen Symbol für den Strukturwandel der Region, haben sie 2008 ein Lokal übernommen, das eine ruhrgebietstypische Geschichte aufweist. Einst war es eine Bergmannskneipe, dann jahrelang ein Grieche, dann stand es jahrelang leer. Eine schöne Kneipe ist das Mediterran nach wie vor. Im gemütlichen Thekenraum lässt sich prima das Feierabend-Bier trinken (und ein Zigarettchen rauchen) – auch ohne groß dabei zu essen.
Wie prächtig die Integration klappen kann, zeigt die Speisekarte. Einträchtig stehen da eine schöne Parade von allerlei deutschen Schnitzelgerichten neben marokkanischen Spezialitäten und spanischen Tapas. Angst vor Schweinefleisch haben die Lobahs nicht. Immer wieder gut ist die Lamm-Tajine mit Backpflaumen (ca. 13 Euro), löffelweiches Fleisch aus der Schulter in einer süßlich fruchtigen Sauce. Aber auch die Tapas (2 bis 5 Euro pro Portion) sind eine Wucht: Datteln im Speckmantel, deftige Merguez oder Gambas vom Grill kommen als ordentliche Portion auf den Tisch. Und die marokkanischen Weinempfehlungen wie der rote Guerrouane von Les Celliers de Meknès haben durchaus südfranzösisches Format.
Auf Bestellung geht man im Mediterran auch ans Eingemachte. Seit letztem Jahr ist das Lokal Fördermitglied der Genießer-Vereinigung Slow Food, und das Menü, das die Lobahs vor beispielsweise für die Mitglieder im Mittleren Ruhrgebiet zubereiteten (28 Euro pro Person), war Orient pur. Zum Entree gab es neben der wunderbaren hausgemachten Aioli die marokkanische Spezialität Arganöl zum Dippen. „Harira“, eine Suppe aus Kichererbsen, frisch passierten Tomaten, fein abgeschmeckt mit Koriandergrün und marokkanischen Gewürzen und Zitrone und „Kebda Mel'fouf“, ein Spieß von Lammleber im Specknetzmantel, bildeten mit einem Glas heißen „Atai“, Tee aus marokkanischer frischer Pfefferminze, die Vorspeisen. Der Hauptgang war ein klassisches „Cous Cous à la marocain”, sieben frische Gemüsevariationen (Zucchini, Aubergine, Weiß- und Spitzkohl, Kohlrabi, Möhren, Kürbis, grüne milde Peperoni) auf im Wasserdampf gegartem Cous Cous mit Lamm, Hähnchenbrustfilet und gegrillter Dorade. Den süßen Abschluss machte „Baghrir“, ein dicker süße Kuchenfladen aus aus Crêpe-Teig mit Honig-Orangenwasser-Dattel-Mandel-Füllung.
Das ist das Schöne am Ruhrgebiet. Man kann die Welt erfahren, ohne die die Region zu verlassen.
-kopf
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