Montag, 21. November 2011

Aus dem Archiv: Im Ömmes Hof - Pranzo bei Tiffany

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2012".
Das Restaurant heißt heute "Da Freda Im Ömmes Hof".

Wer nach längerer Zeit den flachen Zweckbau an der Bochumer Straße wieder betritt, dem verschlägt es fast die Sprache. Als sei die Zeit stehen geblieben, findet er sich in einem bestens gepflegten 80er-Jahre-Interieur mit abgeteilten Sitznischen und einer Deckenverglasung im Tiffany-Stil wieder, die schon glatt unter Denkmalschutz stellen könnte. Damals war so ein nostalgisches Jugendstilzitat groß in Mode, und noch jetzt verleiht es dem niedrigen Raum eine imponierende optische Größe. Die in die Jahre gekommene Eleganz steht in ironischem Widerspruch zu dem rustikalen Namen des Lokals. „Ömmes“ bedeutet in der Ruhrgebietssprache so viel wie „Dickes Ding“, und „Im Ömmes Hof“ weist weit in die ländliche Sittlichkeit der Gegend zwischen Herne und Bochum in der vorindustriellen Ära. Noch kurioser wird das Ganze, wenn man weiß, dass „Im Ömmes Hof“ einer der führenden Italiener in Herne ist und auch von Bochumern gern besucht wird. Seit 1988 führt Albino Freda den Laden mit einer nachhaltigen Solidität und weist auf seiner Internetseite voller Stolz auf die Pizza-Connection zwischen Salerno im süditalienischen Kampanien und dem westfälischen Herne hin.

Das Pizza-Angebot ist dann auch eine wichtige Säule der Speisekarte. 15 Positionen kann man da finden von der Pizza Margherita (5 Euro) über die Pizza Tricolore mit frischen Tomaten und Basilikum (7,50 Euro) bis zur Pizza Rucola e Parma (10 Euro). Was die Pizzen heraushebt: Sie werden mit frischem Mozzarella und bestem italienischen Olivenöl gemacht.

Doch über die Standardkarte hinaus legt Albino Freda besonderen Wert auf die Tagesangebote, und da liegt ihm wiederum der Fisch besonders am Herzen. Bei meinem Testbesuch ist es frischer Steinbutt, den er besonders empfiehlt. Also lasse ich mir ein pranzo, ein kleines leichtes Mittagsmenü servieren, das tatsächlich in der Lage ist, den sonnendurchfluteten Herbsttag noch goldener zu machen. Von der Standardkarte bestelle ich die Minestrone (4 Euro), eine würzige Gemüsesuppe, die schon einmal sättigt und dennoch Appetit auf mehr macht. Diese „Mehr“ ist ein Teller Tagliatelle mit auf den Punkt gegartem Steinbutt, in Knoblauchöl gedünsteten Kirschtomaten und frischem Basilikum (10,90 Euro). So einfach das Gericht, so betörend ist der Duft, der mich zusammen mit einem Viertel des weißen Hausweins (4,50 Euro) sofort nach Süditalien versetzt. Ein klassisches italienisches Dessert vollendet schließlich das frugale Mahl – eine Panna cotta, die ganz allerliebst in Form eines weißen Herzens mit tiefroter Fruchtsauce neben einem Stern aus Orangenfilets samt Sahneklecks angerichtet ist (5,50 Euro).

Ich muss mich etwas beeilen, um mit meinem Mittagessen fertig zu werden. Denn ich hatte das Lokal erst kurz nach halb drei betreten, als eigentlich die Mittagstafel schon geschlossen war. Trotzdem wurde mir das Essen noch zubereitet, und Signore Fred unterbrach jedes Mal sein eigenes Mittagessen, um mir meinen Gang zu servieren. Das nenne ich Service.

-kopf

Ristorante Da Freda "Im Ömmes Hof". Bochumer Str. 211, 44625 Herne. Tel. 02323. 41 81 0. Di-So 12:00 -14:30 Uhr, 17:30-22:00 Uhr. Mo Ruhetag. https://www.dafreda.de/

 

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