Dienstag, 11. September 2012

Aus dem Archiv: Rosmarin - Die Leichtigkeit des kulinarischen Seins

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2013".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.

Das war genau der richtige Abschluss für einen wunderschönen Tag. Nach einer von der Genießervereinigung Slow Food organisierten kleinen Wanderung durch das Hattinger Hügelland, bei der es um die essbaren Kräuter ging, die am Wegesrand wachsen, kehrten wir im Restaurant „Rosmarin“ in der Grünstraße ein. Der junge Koch Sebastian Höhle hatte speziell für uns ein Kräutermenü zusammengestellt, das nicht nur wunderbar zum Motto unseres Ausflugs passte, sondern auch ein ganz entzückendes Beispiel seiner farbenfrohen, duftigen Frischeküche bot. Als Vorspeise gab es mit Bärlauch gefüllte Ravioli, als Hauptgang konnte man zwischen Maispoularde unter einer Kräuterkruste mit Gemüse und Kartoffel-Saltimbocca sowie Doradenfilet an Kresserisotto mit einem Wildkräutersalat wählen. Zum Dessert gab es Lavendelmousse mit Basilikumsorbet – das Ganze für 25 Euro, ein geradezu sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis. Serviert wurde das Menü von Sebastians charmanter Frau Jennifer, die die lange Tafel in dem hellen Speisesaal des lichtdurchfluteten kleinen Restaurants zu Füßen des Hattinger Stadtwalds liebevoll mit allerlei Grünzeug dekoriert hatte.

In etwa drei Jahren hat das junge Paar das „Rosmarin“ zu einem beliebten Treffpunkt in Hattingen gemacht. Ursprünglich hatte Sebastian Höhle Fleischer in der Bochumer Metzgerei Dönninghaus gelernt, doch das Currywurst-Machen war auf die Dauer nicht sein Ding. So ließ er sich im Landhaus Wegermann in der Elfringhauser Schweiz zum Koch ausbilden. Zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls gelernte Köchin ist, arbeitete er in Hamburg und Köln, bevor er das „Rosmarin“ in eröffnete. Darüber hinaus engagiert er sich, ähnlich wie der britische TV-Koch Jamie Oliver, in der Schulspeisung. In der Küche der benachbarten Realschule versucht er, den Schülern gesundes Essen nahe zu bringen.

Eine seiner Spezialitäten sind die Ravioli, die tatsächlich hausgemacht sind, was selbst bei hochpreisigen Italienern nicht selbstverständlich ist. Davon konnte ich mich beim Kontrollbesuch für BOCHUM GEHT AUS überzeugen, als ich ein interessantes Gespräch am Nebentisch mitbekam. Eine Dame vertrug Knoblauch nicht, und so wurde die Füllung der Teigtaschen so lange diskutiert, bis sie den Vorstellungen der Dame entsprach.

Wieder griff ich auf das dreigängige Menü-Angebot zurück, das mit 25 Euro absolut verlockend erschien. Zum Einstieg wurde eine leichte, schön flüssige Joghurtcrème mit köstlichem Brot serviert, in das große saftige Paprikastücke eingebacken waren. Als Vorspeise gab es – natürlich – Ravioli. Ein wenig wunderte ich mich darüber, dass sie im September ausgerechnet mit püriertem und fein abgeschmecktem Spargel gefüllt waren, aber gemeinsam mit der sehr dezent eingesetzten Tomatensauce waren die Teigtaschen besser als beim letzten Mal. Als Hauptgang gab es ein etwas derbes Lammragout mit gebratenem Gemüse und Gnocchi, an dem nichts auszusetzen war. Dazu schmeckte ein spanischer Syrah (0,25l 5,65 Euro). Das Dessert bildete ein lauwarmes Schokoladenküchlein mit flüssiger Füllung und eine Kugel Blaubeersorbet.

-kopf

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