Königliche Tresen-Deko beim Schlosshotel Hugenpoet
Mann, war das ein Unwetter, das gestern Nachmittag das Ruhrgebiet heimsuchte. Besonders Bochum und Herne waren von herabstürzenden Wassermassen betroffen, wie man sie eigentlich nur aus Ostdeutschland kennt, und auch die 25 Gastronomen der Gourmetmeile in Essen mussten mutig dem Wolkenbruch trotzen. Schon bald machte bei „Essen genießen“ ein Spruch auf Facebook die Runde: „Keep Calm and Eat!“
Am späten Nachmittag war der Spuk vorbei. Auf der Kettwiger Straße in Essen herrschten angenehme Temperaturen, die Luft war weich und mild, und dann kamen mit der Sonne auch die Gäste wieder heraus. Der Genießer schlenderte über die Meile, traf immer wieder Freunde und Bekannte (danke für die kulinarischen Tipps, Perik!) und erlebt ein Feeling von Genuss und Ungezwungenheit wie schon lange nicht mehr. Zahlreiche Gerichte wurden getestet, und beim analytischen Schmecken erwies sich Kollege Christian B. als geschmackssicherer Sekundant – kein Wunder, er ist Slow-Food-Mitglied, Gemüsekonfektionär von Beruf und Gern-Esser aus Passion. Fazit unserer Teststrecke: Auf keiner Gourmetmeile im Ruhrgebiet (und wohl auch sonstwo) gibt es so hochwertige Gourmetküche für kleines Geld wie auf „Essen verwöhnt“, der „Königin der Gourmetmeilen“.
Vorm Essener Dom: Regen vorbei, Meile voll
Die Auswahl der Gerichte, die wir vertilgten, war rein
zufällig. Einige Stände kamen sogar zweimal dran, aber für „Essen verwöhnt 2013“
gilt natürlich wie immer die Devise: Andere Restaurants haben auch gute Köche. „Essen
verwöhnt 2013“ geht ja noch bis Sonntag, den 23. Juni 2013, und da bleibt noch
viel Zeit, auch andere Läden zu entdecken.
Hannappel: Roulade von der Meerforelle mit Gurke, Kefir und
Bronzefenchel (6 Euro).
Zusammen mit seinen Küchenchef Michael Scheil führt
Meisterkoch Knut Hannappel seit über einem halben Jahr auch das Bistro „Essenz“
in Rüttenscheid, und mit diesem Gericht erweisen sich die beiden als Meister
der urbanen Küche: dezent in Würze und Säure, extravagant in der
Produktauswahl. Die Meerforelle gehört zu den Lachsen und ist die Urform auch
der Süßwasser-Forellen, der Bronzefenchel brachte einen sanften Anis-Ton.
Hannappel: Jakobsmuschel mit Mandeln, Mandelmilch und
Garnelenravioli (9 Euro).
Mandeln scheinen in diesem Jahr eine kleine Trendzutat
auf „Essen verwöhnt“ zu sein. Die Jakobsmuscheln waren natürlich tadellos
gebraten, und es war auch kein Problem, das Gericht ohne Olivenöl herzustellen.
Auf „Essen verwöhnt“ wird eben wirklich an den Ständen frisch gekocht.
Lucente: Bäckchen vom irischen Weideochsen in altem
Balsamico tradizionale geschmort an mediterranem Kartoffelpüree (10 Euro).
Was
für eine kulinarische Lustorgie: das Fleisch löffelweich, die Sauce ein
wahrhafte Gaumenkitzel in Süß-Sauer und das Kartoffelpüree zum Hineinlegen.
Cefani Ibraimi übertrifft sich dieses Jahr am Herd.
GOP: Argentinisches Roastbeef am Stück gegart unter der Tomaten-Kräuter-Kruste
an Petersilien-Pastinaken-Püree und Rotwein-Schalotten (9 Euro).
Tim
Hülsewiesches Roastbeef bot eine Teller-Equlibristik, wie man es von einem
Varieté-Koch erwarten konnte. Klasse Fleisch, großartige Rotwein-Schalotten und
eine große Show fürs Auge.
Schlosshotel Hugenpoet: Kalbstafelspitz mit Espresso gegart,
Bulgur und Mizuna (6 Euro).
Stern-Köchin Erika Bergheim bringt Eleganz und Raffinesse
auf den Teller. Hier wurde nicht mit Wasser gekocht, sondern gleich mit Kaffee,
und man merkt es sogar, wenn man mit der Zunge ins Fleisch hört! Was auf dem
Bild wie Rucola aussieht, ist Mizuna, eine japanische Wasserpflanze.
Schlosshotel Hugenpoet: Lachs und Garnelen Dim Sum aus dem
Dampf mit Pak Choi, Rettich und Birne (9 Euro).
Was optisch so elegant
daherkam, erwies sich geschmacklich als exzentrische Herausforderung. Lachs und
Birne wirkten so asiatisch überparfümiert, dass es selbst Japan-Kenner
Christian B. irritierte. Schade.
Casino Zollverein: Bauch vom Duroc-Schwein (Sous Vide
gegart), Riesengarnele, weißes Bohnenpüree, Aprikosenkompott, grüne Mandeln (9
Euro).
Als Küchenchef des Casino Zollverein ist der Kölner Sternekoch Bernd
Stollenwerk das erste Mal auf „Essen verwöhnt“, und mit diesem Gericht können
die Meilen-Besucher das probieren, was Kritiker-Papst Jürgen Dollase in seinem
FAZ-Artikel über das Casino so hoch lobte, den Bergmanns-Klassiker Bohnen und
Speck in Gourmetkoch-Interpretation mit Edelfleisch in der Trendzubereitung. Echt
lecker – und natürlich Mandeln dabei.
Résidence: Kartoffeltaschen mit Rinderbug gefüllt,
Spargelragout, Tomate & Butter-Limonenschaum (6 Euro).
Es scheint als wäre
die Gourmetmeile eine kleine Teststrecke für das Konzept des „Klassik Mittwochs“,
das „Résidence“-Patron Berthold Bühler zurzeit im Séparée „Club B“ seines Sterne-Restaurants
fährt. Die deftige gefüllte Kartoffelnudel wird mit einer edel-feinen
Spargelzubereitung kombiniert, gewagt zwar, aber in handwerklicher Höchstform.
Résidence: Geeistes von Buttermilch, Erdbeeren und weißer
Schokolade (5 Euro).
Smooth und köstlich wie der sanfte Latino-Pop von „Small
is beautiful“, die gestern Abend auf der Bühne auf dem Kardinal-Hengsbach-Platz
spielten.
Weitere aktuelle Tests von "Essen verwöhnt 2013"
finden Sie hier.
finden Sie hier.
Unterm Glüh-Birnbaum: Kettwiger Straße in Essen
Gut eingeschenkt: Man trinkt Rosé
"Essen verwöhnt 2013" findet auf der Kettwiger Straße in der Essener City statt und geht noch bis Sonntag, 23. Juni 2013. Infos hier.
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