Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2014".
Was für eine Farbenpracht! Rhododendren, Petunien, Malven und Hortensien, aber auch Olivenbäumchen und noch exotischere Pflanzen umrahmen die schöne Terrasse von Haus Crämer und verleihen der Lokalität eine geradezu mediterrane Atmosphäre. Innen ist das Restaurant im eleganten Landhausstil gehalten, und Jürgen Crämer beherrscht mit breitem Stirnband unter der blonden Mähne und tailliertem Yogi-Löw-Hemd immer diskret die Szene. Die handgeschriebene Speisekarte, die Jakobsmuschelschalen-Dekoration – man sollte kaum glauben, dass sich dieses Restaurant in Witten-Stockum befindet und nicht etwa auf Mallorca.
Beginnt man jedoch sie Speisekarte zu lesen, so merkt man sofort, dass sie präzise auf die Bedürfnisse der recht noblen Wohngegend im Städtedreieck Witten, Bochum und Dortmund abgestimmt ist. Während draußen im Lande Vegetarismus oder sogar Veganismus der angesagte Essenskult ist, geht es hier ganz ruhrgebietsmäßig bis auf wenige Ausnahmen um Fleisch. Eine eigene Rubrik sind den sog. „Klassikern“ gewidmet, bei denen diese Hauptzutat häufig schön lecker mit Käse kombiniert wird: Hausschnitzel mit frischen Champignonköpfen, Stangenspargel, Sauce Choron und Hollandaise sowie Kartoffel-Kroketten und gemischtem Salat (14,90 Euro), Cordon Bleu mit gekochtem Schinken und Käse gefüllt, dazu Pommes frîtes und gemischter Salat (19,50 Euro) oder Rinderfilet „Romana“ mit Preiselbeeren und Gorgonzola überbacken, dazu Pommes Macaire und gemischter Salat (25,50 Euro). Ergänzt werden sie durch einige Gerichte „aus Neptuns Reich“. Auch die Sonderkarte besteht hauptsächlich aus Fleischgerichten, meist allerdings mit Pfifferlingen als Beilage – schließlich ist jetzt Sommer, und da haben diese schmackhaften Pilze Saison.
So ist es auch kein Wunder, dass die Küche mit Fleisch umgehen kann. Das Kalbsschnitzel (24,50 Euro), das ich von der Sonderkarte bestelle, ist tadellos paniert und gebraten und zergeht auf der Zunge. Die Pfifferlinge, die ebenfalls von überzeugendem Geschmack und Mundgefühl sind, werden – nomen est omen – geradezu pfiffig serviert: als eine Art Omelette surprise in ein Crêpe eingeschlagen. Zusammen mit ein paar Kroketten, dem dazu gehörenden gemischten Salat und einem Gläschen Riesling (02l 6 Euro) ist das eine überzeugende Mahlzeit. Nicht ganz so überzeugend ist die Tomatencrèmesuppe (5,50 Euro), die ich mir als Vorspeise genehmige. Geschmacklich erinnerte sich mich stark an so etwas wie die legendäre Campbell Soup, deren Dose einst Andy Warhol in einem Siebdruck verewigte. Auch die Befolgung des bekannten Tipps, so eine Suppe mit Gin, einer Sahnehaube und einigen frischen Tomatenstücken zu verfeinern, rettet sie nicht wirklich. Dafür ist das Dessert wiederum Klasse – ein malerischer Kelch mit Vanilleeis und Sahne, der passend zur exotischen Blumenpracht auf der Terrasse üppig mit reifen Kiwi-Scheiben uns Mango-Spalten dekoriert ist (7 Euro).
-kopf
58454 Witten-Stockum, Mittelstr. 36
Fon 0 23 02. 4 73 08
Mi-Sa 17.30 -223 Uhr, So 12-14 und 17.30-22 Uhr. Mo, Di geschlossen
https://haus-craemer.de/
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