Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2014".
Seit 2016 heißt das Restaurant "Pane e Vino" und wird von Giuseppe Tomasello betrieben.
Kann man von einem Geheimtipp reden, wenn es den Laden ursprünglich schon ewig und in dieser Form seit fünf Jahren gibt und an einem Mittwochabend gut zwei Drittel der Plätze reserviert sind? Schon vor Jahren hatte mich ein Kollege auf die Bottega del Vino aufmerksam gemacht, eine Weinstube in Weitmar, in der so schöne italienische Weine ausgeschenkt werden. Jetzt endlich fand ich den Weg dorthin und musste feststellen, dass der Laden weit mehr ist irgendein „Italiener“. Die Bottega del Vino ist vielmehr ein Stück gastronomisches Ruhrgebiet, in dem die Wandlungen der Region sichtbar werden wie das Alter eines Baumes an den Jahresringen. Einst war hier, an der Karl-Friedrich-Straße, ein großer Verladebahnhof für Hausbrandkohle samt einer Waage, auf der die Wagen der Kohlehändler gewogen wurden. Daneben war eine Kneipe, in der die Händler warteten, bis sie an die Reihe kamen. Der Verladebahnhof fiel dem Strukturwandel zum Opfer, die Kneipe aber blieb. Später heirateten Sizilianer ein, machten aus der Bierkneipe erst eine Weinstube, in der man auch einen Happen essen konnte, und dann, unter der Leitung von Enzo und Sandro Pistorio, ein italienisches Lokal, in dem man auch hervorragend Wein trinken und kaufen kann. Dabei behielt die Bottega den Treffpunkt-Charakter für die Leute im Stadtteil, eine Entwicklung, die die meisten rein deutschen Kneipen der Region kaum auf die Reihe bekamen. Das alles erzählte mir in kürzester Zeit ein Stammkunde an der Theke, der mich natürlich sofort als Ortsfremdling erkannte.
Natürlich wurde ich auch als solcher von der kessen Schar der deutsch-italienischen Haustöchter erkannt, die für die Bedienung zuständig sind, mir Brot und ein Schälchen mit einem köstlichen Schlamm aus geschrotetem Pfeffer, Balsamico und Olivenöl hinstellten und mir erklärten, wie der Laden funktioniert. Auf der Karte gibt es Antipasti und sog. „Piccolini“, Kleinigkeiten zum Wein wie Flusskrebsschwänze in Honigssenf (9,50 bzw. 7,50 Euro) bzw. Pecorino Sardo (3,30 Euro). Dann gibt es ein schöne kleine Anzahl von Pasta-Gerichten und die häufig wechselnde Wochenkarte. Die meisten Gerichte bekommt man als normale und reduzierte Portion, die allerdings schon für den normalen Esser mehr als ausreichend ist, wie sich herausstellte.
Auf der Wochenkarte wurde ich auch fündig. Eine kleine Portion Tagliatelle mit Apfel, Kürbis und gebratenen Kartoffelscheiben (7,90 Euro, groß 10,90 Euro) schien mir originell genug, um als Vorspeise zu überzeugen. Ganz so sizilianisch, wie mir das Gericht empfohlen wurde, schien es mir zwar nicht zu sein, doch es schmeckte großartig, obwohl ich die gebratenen Kartoffelscheiben nicht ausmachen konnte. Als Hauptgang gab es dann ein kleines Duett von Rinderfilet & Riesengarnele mit Rosapfeffer-Sauce und Kartoffelgratin (18,50 Euro), das ich um ein paar frische gebratene Steinpilze erweitern ließ, so dass es dann doch 24,90 Euro wie die große Portion kostete. Die Garnele war knackig, das Fleisch wunderbar zart und sein Geld wert. Dazu wurde mir ein sizilianischer Nero d’Avola „Lamuri“ von Tasca d’Almerita empfohlen (ordentlich eingeschenkte 0,2 l 7,50 Euro), ein schöner vollmundiger Roter mit Kräuter- und Kirschnoten. Zum Dessert gab es dann eine kleine Portion hausgemachtes Tiramisu (3,50 Euro), die für zwei gereicht hätte.
Seit 2016 heißt das Restaurant "Pane e Vino" und wird von Giuseppe Tomasello betrieben.
Kann man von einem Geheimtipp reden, wenn es den Laden ursprünglich schon ewig und in dieser Form seit fünf Jahren gibt und an einem Mittwochabend gut zwei Drittel der Plätze reserviert sind? Schon vor Jahren hatte mich ein Kollege auf die Bottega del Vino aufmerksam gemacht, eine Weinstube in Weitmar, in der so schöne italienische Weine ausgeschenkt werden. Jetzt endlich fand ich den Weg dorthin und musste feststellen, dass der Laden weit mehr ist irgendein „Italiener“. Die Bottega del Vino ist vielmehr ein Stück gastronomisches Ruhrgebiet, in dem die Wandlungen der Region sichtbar werden wie das Alter eines Baumes an den Jahresringen. Einst war hier, an der Karl-Friedrich-Straße, ein großer Verladebahnhof für Hausbrandkohle samt einer Waage, auf der die Wagen der Kohlehändler gewogen wurden. Daneben war eine Kneipe, in der die Händler warteten, bis sie an die Reihe kamen. Der Verladebahnhof fiel dem Strukturwandel zum Opfer, die Kneipe aber blieb. Später heirateten Sizilianer ein, machten aus der Bierkneipe erst eine Weinstube, in der man auch einen Happen essen konnte, und dann, unter der Leitung von Enzo und Sandro Pistorio, ein italienisches Lokal, in dem man auch hervorragend Wein trinken und kaufen kann. Dabei behielt die Bottega den Treffpunkt-Charakter für die Leute im Stadtteil, eine Entwicklung, die die meisten rein deutschen Kneipen der Region kaum auf die Reihe bekamen. Das alles erzählte mir in kürzester Zeit ein Stammkunde an der Theke, der mich natürlich sofort als Ortsfremdling erkannte.
Natürlich wurde ich auch als solcher von der kessen Schar der deutsch-italienischen Haustöchter erkannt, die für die Bedienung zuständig sind, mir Brot und ein Schälchen mit einem köstlichen Schlamm aus geschrotetem Pfeffer, Balsamico und Olivenöl hinstellten und mir erklärten, wie der Laden funktioniert. Auf der Karte gibt es Antipasti und sog. „Piccolini“, Kleinigkeiten zum Wein wie Flusskrebsschwänze in Honigssenf (9,50 bzw. 7,50 Euro) bzw. Pecorino Sardo (3,30 Euro). Dann gibt es ein schöne kleine Anzahl von Pasta-Gerichten und die häufig wechselnde Wochenkarte. Die meisten Gerichte bekommt man als normale und reduzierte Portion, die allerdings schon für den normalen Esser mehr als ausreichend ist, wie sich herausstellte.
Auf der Wochenkarte wurde ich auch fündig. Eine kleine Portion Tagliatelle mit Apfel, Kürbis und gebratenen Kartoffelscheiben (7,90 Euro, groß 10,90 Euro) schien mir originell genug, um als Vorspeise zu überzeugen. Ganz so sizilianisch, wie mir das Gericht empfohlen wurde, schien es mir zwar nicht zu sein, doch es schmeckte großartig, obwohl ich die gebratenen Kartoffelscheiben nicht ausmachen konnte. Als Hauptgang gab es dann ein kleines Duett von Rinderfilet & Riesengarnele mit Rosapfeffer-Sauce und Kartoffelgratin (18,50 Euro), das ich um ein paar frische gebratene Steinpilze erweitern ließ, so dass es dann doch 24,90 Euro wie die große Portion kostete. Die Garnele war knackig, das Fleisch wunderbar zart und sein Geld wert. Dazu wurde mir ein sizilianischer Nero d’Avola „Lamuri“ von Tasca d’Almerita empfohlen (ordentlich eingeschenkte 0,2 l 7,50 Euro), ein schöner vollmundiger Roter mit Kräuter- und Kirschnoten. Zum Dessert gab es dann eine kleine Portion hausgemachtes Tiramisu (3,50 Euro), die für zwei gereicht hätte.
-kopf
44798 Bochum-Weitmar-Mark, Karl-Friedrich-Str. 8
Fon 02 34. 94 12 34 50 68 60
Mo-Sa 165-22 Uhr
https://pane-e-vino-bochum.de/
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