Donnerstag, 3. August 2023

Gourmetmeilen 2023: „Dortmund à la carte“ gestartet

Na, bitte! Mit einem einzigen Hammerschlag brachte
OB Westphal das Fass zum Laufen.

Ich weiß nicht, ob der Eindruck nur subjektiv war, aber als gestern die Gourmetmeile „Dortmund à la carte“ eröffnete, empfand ich die Stimmung als ungemein entspannt. Und das, obwohl das Wetter Kapriolen schlug, die man eigentlich im April erwarten würde. Knallte im einen Augenblick die Sonne vom strahlend blauen Himmel, wie man es sich für den Hochsommer vorstellt, goss es im nächsten Moment wie aus Kübeln. Doch bei „Dortmund à la carte“ ist man für solche Widrigkeiten bestens gerüstet. Die elf teilnehmenden Gastronomien bauen seit einigen Jahren mit ihren weißen Pagodenzelten schicke Pop-up-Restaurants auf dem Hansaplatz auf, die allesamt über gut überdachte Teerassen verfügen, auf denen die Gäste sowohl gegen Sonne als auch gegen Regen geschützt sind. Zudem wird man auf diesen Terrassen vom jeweiligen Hausservice bedient. All das ist ziemlich einzigartig auf den Gourmetmeilen im Ruhrgebiet. Wenn der Wettergott nicht allzu weit ausholt, hat „Dortmund à la carte“ genauso das Zeug, ein kulinarischer Spitzen-Rave zu werden wie die „GourmeDo“ vor vier Wochen.

Zwei Wetter à la carte:
Links das Foto vom Genießer, rechts das von Silke Albrecht

Gestern schien die gute Laune auch in Dortmunds Oberbürgermeister Westphal gefahren zu sein, der beim traditionellen Fassanstich mit einem einzigen Hammerschlag das sog. erste Fass zum Bier zum Laufen brachte. Das war gegen 17 Uhr 30, und bis dahin hatte ich schon gute fünf Stunden auf „Dortmund à la carte“ verbracht. Das lag sicherlich an der netten Begleitung, die ich hatte. Erst sekundierte mir Kollege Christian, den ich von verschiedenen Slow-Food-Aktionen in vergangenen Jahren her kenne, und dann übernahmen Silke und Jessy, die als kulinarische Influencerinnen von „À la carte“ live im Netz berichteten, die Betreuung des Genießers. Herz, was willst du mehr.


Jessy und Silke verschlingen eine ganze halbe Ente

Was allerdings nicht verschwiegen werden darf: ein wenig lästig ist es, dass im Programmheft die angebotenen Gerichte nicht mit Preisen ausgezeichnet sind – vermutlich, weil man bei Drucklegung des Heftes noch nicht wusste, wie sie sich entwickeln würden. Denn wenn man denn endlich vor den ausgehängten Speisekarten an den Ständen steht, merkt man deutlich, dass die Inflation zugeschlagen. Viele Gerichte kosten um die 15 Euro, ein Preis, der bei anderen Gourmetmeilen wie etwa „Essen verwöhnt“ schon im Ausnahmebereich der sog. Gourmetgerichte lag.


Selfie mit Auster

Anders als bei der „GourmeDo“ vor vier Wochen, gibt es auf „Dortmund à la carte“ allerdings keine Sternegastronomie. Bodenständige Gasthausküche bildet hier das Rückgrat. So kann der Gast auf eine wahre Schnitzeljagd gehen, allein drei Gastronomien bieten Wiener Schnitzel vom Kalb an (Treppchen 1963, Dieckmann’s, Freischütz, alle 16,90 Euro), zwei Schnitzel vom Schwein (Brauturm 16,50 Euro, Altes Gasthaus Grube, 16 Euro). Aber auch dem Fine Dining kann gefrönt werden: So gibt es Surf & Turf bei EMIL und Tante Amanda (beide 19,90 Euro). Und das Austernangebot, traditionell bei Matenaar’s (3 Stck mit Prosecco 14,90 Euro) zu verorten, hat sich mit dem Vetro in diesem Jahr verdoppelt (3 Stck 12 Euro).


Meilen-Wein "Nie No Vino"
Grauburgunder aus Württemberg

Immer wieder versuche ich, vegetarische/vegane Gerichte auf den Gourmetmeilen zu finden. Beim diesjährigen „Dortmund à la carte“ sind von den insgesamt über 100 Gerichten immerhin 30 entsprechend ausgezeichnet, davon sind aber 15 Desserts oder Kuchen.


Genießers Eröffnungs-Nachmittag
Dortmund à la carte, 2. August 2023



Vetro
Wagyu-Carpaccio vom Auetal
Tigergarnelen, Meeresspargel-Tempura, Asia Dressing (15,90 Euro)

Den Starter machte erlesenes Fine Dining. Allerbestes, fein marmoriertes Rindfleisch, knackig frittiertes Garnele, aromatisches Dressing. Allein das Fleisch war so kalt, dass es sein Aroma nicht recht entfalten konnte. Die Würze war vom Dressing abhängig.



Vetro
Spicy Thunfisch-Tartar
Sesam-Mango-Wasabi-Zitrus-Dressing (14,90 Euro)

Auch hier tolle Produkte, doch das Dressing wirkte eher süß als spicy



Matenaar’s
Linguini mit Trüffelbutter
veredelt mit 24 Monate gereiftem Parmesan (13,50 Euro)

Eines der als vegetarisch ausgzeichneten Hauptgerichte. Zweifellos ein Klassiker. Aber man möchte Loriot abwandeln: Früher war mehr Trüffel. Stattdessen gab es Salat.




Dieckmann’s
Veganes Wiener Schnitzel, lauwarmer Kartoffelsalat, Gurkensalat, Zitrone (15,90 Euro)
Man verzeihe, dass ich als Beispiel für die Schnitzeljagd ausgerechnet ein veganes Gericht bringe. Aber die Variante aus Kalbfleisch kannte ich schon vom Dieckmann’s-Ableger „Schönes Leben“ auf der „GourmeDo“ und hatte sie als das beste Schnitzel, das ich in dieser Saison auf einer Gourmetmeile gegessen habe, in Erinnerung. Und auch diese vegane Version überzeugte durchaus. Vielleicht nicht unbedingt durch die wie vorfabrziert wirkende Optik, aber die Panade ohne Ei war durchaus knusprig, und das Ersatz-Fleisch der Füllung hatte die richtige Konsistenz. Lern-Effekt am Rande: Dieckmann’s ist die einzige Gastronomie, die sowohl auf „Dortmund à la carte“ als auch auf der „GourmeDo“ vertreten ist – als würde ein BVB-Stürmer auch bei Schalke Tore schießen.




Freischütz
Vegane Königsberger Klopse aus Erbsenprotein
mit Kapernsauce, Salzkartoffeln, Rote Beete (12,90 Euro)

Ein fast preiswertes Gasthaus-Vergnügen und eine ordentliche Portion dazu, die den Gang an andere Stände auf der Gourmetmeile erspart. Die veganen Klopse fühlen sich zwar im Mund mehlig an und erinnern irgendwie an Falafel, sind aber gut zu essen. Ob die Sauce die von Muttern zu Hause trifft, bleibt Geschmackssache.



Freischütz
Tafelspitz auf Stielmus mit Meerrettichsahne (11,90 Euro)
Noch so eine Gasthausgericht, dass jeder Betriebskantine gut zu Gesicht stehen würde. Wunderbar der Abgang der Meerettichsauce, dazu passt der berühmte Meter Hövel’s. Auch hier ist man so satt, dass man gern nach Hause möchte.



Matenaar’s
Halbe Ente, Kloß, Rotkohl und Sauce (14,90 Euro)
Ich dachte immer, dieser Klassiker der Gourmetmeilenküche wäre eine Erfindung von „Zu Gast in Recklinghausen“, das schon seit 36 Jahren existiert. Wie Frau Matenaar erklärte, stammt es aber von „Dortmund à la carte“, das in diesem Jahr seit 37 Jahren stattfindet. An der Matenaar’schen Version gab nichts auszusetzen. Die Damen sprachen lebhaft zu.




EMIL
Surf & Turf EMIL
Black Angus Flanksteak, rote Wildgarnele, Couscous, geschmolzene Datteltomaten, gegrillter grüner Spargel, Balsamico-Perlzwiebel-Jus, Rauchpaprika-Hollandaise (19,90 Euro)
EMIL ist ja mittlerweile ein Veteran der Dortmunder 800-Grad-Grill-Schule, und entsprechend großartig war die Qualität des Grillfleisches und der Garnele. Was aber besonders überzeugte, war die fantastische Ratatouille aus verschiedenen Tomatensorten und köstlichen Perlzwiebeln. Wer ein tolles vegetarisches Gericht haben möchte, sollte sich diese Gemüsezubereitung ganz einfach ohne Fleisch und Garnele bestellen. Es würde nichts fehlen, schon gar nicht ein Ersatzfleischprodukt.

EMIL
Pinapple, Ginger, Organics Simply Cola

Dortmund à la carte. Dortmund Hansaplatz. Geht noch bis zum 6. August. Tägl. ab 12 Uhr. Alle Infos klick hier.

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