Es ist schon frustrierend. Ausgerechnet an dem Wochenende der Gourmetmeilensaison im Ruhrgebiet 2023, an dem zwei solcher Veranstaltungen stattfinden, hat der Wettergott die Gießkanne entdeckt und scheint regentechnisch das nachholen zu wollen, was er in den letzten Jahren versäumt hat. Beim Besuch auf „Dortmund à la carte“ zur Eröffnung des Meilen-Duetts am Mittwoch schlug das Wetter ja noch charmant-launige April-Kapriolen (klick hier), der Besuch am Tag darauf auf „Zu Gast in Recklinghausen“ ließ die Lust auf einen ausgiebige Berichterstattung aber auf den Tiefpunkt sinken. Dennoch will ich sie hier nachholen, bevor die Gourmetmeile am heutigen Sonntag zu Ende geht. Schließlich gibt es ja immer wieder Regenpausen.
Es war nur die Verabredung mit Slow-Food-Kollege Jochen, die mich dazu trieb, mich bei prasselndem Regen auf die A43 zu werfen, um nach Recklinghausen zu fahren. Doch als ich ankam, schien der Spuk vorbei zu sein, denn den Weg vom Parkplatz auf dem Konrad-Adenauer-Platz bis zu den Ständen vor dem imposanten Rathaus konnte ich trockenen Fußes bewerkstelligen. Aber es blieb nicht so. Wie immer, waren die immens vielen Bierzeltgarnituren mit großen Brauerei-Sonnenschirmen überspannt und boten somit auch vor den Regenschauern Schutz – Pech nur , wenn man genau unter den Spalten saß, die sich zwischen den einzelnen Schirmen auftaten. Da hatte das Wasser freien Lauf. Das Servicepersonal war standardmäßig mit Handflitschen ausgerüstet, um ständig die Wassermassen von Tischen und Bänken abzuziehen.
Die Auswahl der Gerichte, die wir probieren wollten, reduzierte sich schnell. Zwar waren mit Suberg’s im Ruhrfestspielhaus und bei Boente, Maritimo Gourmet, Murphy’s Pub & Grill, Black Bonsai, Tapado, Ratskeller & Ristorante Stella und Haus Hölter acht Gastronomien mit etwa 75 Gerichten dabei, doch das, was uns ins als erstes ins Auge sprang, war uns schon vom letzten Jahr in z.T. recht guter Erinnerung. Auch kannte ich als notorischer Gourmetmeilen-Hopper das Angebot von Haus Hölter bereits von „Castrop kocht über“ (klick hier) und Maritimo Gourmet von „Oer-Erkenschwick schlemmt“ (klick hier) und war da schon nicht fündig geworden.
Wie gut, dass es Schirme gibt. Wären da nur nicht die Ritzen dzwischen....
Traditionell ist das Angebot auf „Zu Gast in Recklinghausen“ recht volkstümlich. Die aufwändigeren Gerichte geben sind üppig und gasthausmäßig, ansonsten gibt es viel Partykost, die ich eher auf einem Streetfoodmarkt als auf einer Gourmetmeile verorten würde. So reduzierte sich unsere Verkostung auf insgesamt vier Gerichte, die uns aber recht gut sättigten. Leider waren die Preise im Programmheft nicht ausgezeichnet, wir erfuhren sie erst, als wir an den Ständen waren.
Trotz der immer wieder überfallartig auftretenden Regenschauer verbrachten wir über drei Stunden auf „Zu Gast in Recklinghausen“. Irgendwie war es unter den Schirmen recht gemütlich. Wir verplauderten uns und hatten viel zu gucken. Ich weiß nicht, ob die Gastronomen mit dem Umsatz zufrieden sein konnten, aber wir waren erstaunt, wie wenig die Recklinghäuser sich von dem Wetter abhalten ließen, ihre geliebtes kulinarisches Stadtfest zu besuchen. Davon ließen wir uns gern anstecken. Zumindest bis gegen 19 Uhr, als das Musikprogramm begann. Da schlugen uns die wummernden Techno-Bässe, mit denen ein DJ den Rathausplatz beschallte, so auf den Magen, dass uns der Appetit verging und wir das Weite suchten. Aber viele andere kamen da erst.
Das Gourmetmeile-im-Regen-Menü
Zu Gast in Recklinghausen, 3. August 2023
Zu Gast in Recklinghausen, 3. August 2023
Suberg’s im Ruhrfestspielhaus
Thai Curry
Vegane Version mit knackigem Gemüse, Sprossen, Süßkartoffeln, Edamame & Kokosreis (8,50 Euro)
Wahlweise mit Garnelen (zzgl. 5,50 Euro) oder Hähnchen (zzgl. 4,40 Euro)
Vielseitiger und sättigender Einstieg, mit dem dazu gewählten Hähnchen sogar recht üppig. Dicke Kokosraspeln sorgten für einen gewissen Crunch, waren aber schwierig zu kauen.
Suberg’s im Ruhrfestspielhaus
Belegtes Teigschiffchen
Gouda, Hähnchen, Couscous, Curry Dip, schwarzer Sesam, Rucola (11,50 Euro)
Das Schiffchen erwies sich als gehörige Kahn, der irgendwie „mit alles“ belegt war, was die deutsch-türkisch-mediterrane Imbissküche zu bieten hatte. Der Teig kam zwar wie versprochen „frisch aus dem Ofen“, wär aber ziemlich zäh und schwer.
Ratskeller & Ristorante Stella
Gebackener Pecorino
mit Oliven und Peperoncini (7,50 Euro)
Der Ratskeller war nicht mit eigenen Gerichten vertreten, sondern mit den italienischen Spezialitäten seiner Filiale „Stella“ in der Steinstraße. Der Gebackene Pecorino war ein einfaches, aber gelungenes Einstiegsgericht, bei dem der Eigengeschmack der Zutaten schön zur Geltung kam.
Ratskeller & Ristorante Stella
Trüffelpasta aus dem Parmesanlaib
Pappardelle mit Pilz-Trüffelcrème (15,50 Euro)
Wie auch schon bei „Dortmund à la carte“: Warum muss auf einer Gourmetmeile ein Nudelgericht unbedingt mit Trüffel angeboten werden, wenn augenscheinlich Trüffel z. Zt. unerschwinglich sind? Die Trüffelcrème war in diesem Gericht kaum schmeckbar und ziemlich entbehrlich. Stattdessen schmeckten die vielen Pilze fantastisch, und der Umami-Kick kam sowieso vom Parmesan. Bei der schönen Größe der Portion hätte ich mir einen größeren Teller gewünscht, aber da sollte man von einer Gourmetmeile nicht zu viel verlangen.
Zu Gast in Recklinghausen. Rathausplatz. Geht heute Nachmittag, 6. August 2023. Infos hier
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen