Kär, die Gourmetmeilen-Saison 2024 hatte es in sich. Insgesamt fanden zehn dieser hochwertigen kulinarischen Straßenfeste im Ruhrgebiet statt, und der Genießer hat sie doch alle tatsächlich besucht – getreu seinem umweltfreundlichen Motto, warum denn in die Ferne reisen, wenn alles so schön vor der Haustür präsentiert wird (Zur Übersicht mit Links zu allen Berichten klick hier). Aber auch, wenn er so keinen sehr großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen hat, anstrengend war die ganze Sache durchaus. Denn mit „Essen verwöhnt“, „GourmeDo“ und „Bochum kulinarisch“ starteten gleich drei Große ihrer Art nach der Corona-Zwangspause neu, und das war dann durchaus mehrere Besuche wert. So brachte mich der wunderbare, täglich wechselnde Sterne-Köche-Reigen auf der „GourmeDo“ sogar dazu, viermal (!) an einem Wochenende nach Dortmund zu fahren – und das als ein in Essen geborener Bochumer!
Traditionell findet das Saison-Finale mit der „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ Ende August vor der grandiosen Kulisse des Welterbes Zollverein Essen statt. Ihr beeindruckendes Nach-Corona-Comeback hatte die im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 entstandene Veranstaltung bereits im letzten Jahr gehabt (klick hier), und in diesem Jahr ging es routiniert weiter. Trotz der unzuverlässigen Wetterlage fand die Eröffnung am Donnerstag, den 24. August, statt. Leider konnte der Genießer an dem VIP-Bankett, das Veranstalter Rainer Bierwirth vom Verein „Essen genießen e.V.“ und die Meilen-Gastronomen wie üblich aus diesem Anlass gaben, diesmal nicht teilnehmen. Und so blieb mir nichts anderes übrig, erst am gestrigen Freitag eine Stippvisite für ein kleines Menü im Schatten des Doppelbocks in den Essener Norden zu machen.
Das Schöne an der „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ ist, dass man versucht, den genius loci der Zeche Zollverein durch ein Bergmannsgericht auf jeder Speisekarte widerzuspiegeln. Erst dachte ich daran, mich bei diesen Gerichten durchzuessen, doch dann nahm ich davon Abstand. Obwohl sicherlich sehr lecker, scheinen mir manche Bergmannsgerichte in der Theorie nicht immer treffend. Lammgulasch mit Rosmarin, Thymian und Tomatensauce (Acquario) oder Lammrückensteak mit rotem Pesto könnten mich zwar in Entzücken versetzen, aber mein Vater, der 25 Jahre unter Tage gearbeitet hat, hätte Lammfleisch nicht angerührt. Und auch die drei verschiedenen Currywürste, die von der „Alten Metzgerei“, „Gummersbach“ und „La Turka“ angeboten wurden, sprachen mich diesmal nicht so an. Ich hatte noch meine große „Currywurst-Challenge“ in Erinnerung, die ich im letzten Jahr mit genau den gleichen Gerichten veranstaltet hatte (klick hier). Zudem halte ich, wie ich damals schon ausführte, die Currywurst nicht für den kulinarischen Ausdruck der Bergbauära des Ruhrgebiets, sondern der Zeit des Strukturwandels danach.
Am gelungensten als Bergmannsgericht erschien mir noch der Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen und ohne (!) Rosinen vom „Löwen“, wie ihn meine Mutter an Feiertagen als stolze Grubensteigersgattin auch immer gemacht hatte. Doch den hatte ich erst neulich beim Stadtgartenfest „Food, Wine & Music“ (klick hier), und so verzichtete jetzt aus Magenkapazitätsgründen darauf. So reduzierten sich meine Bergmannsgerichte auf den wunderbaren Schweinebauch von „Bliss“ und das Dessert „Grubengold“ von „Mintrops Restaurant M“. Dazu gab es noch zwei Gänge von Sachen, auf die ich einfach Lust hatte.
Das nachträgliche Stippvisiten-Menü
Gourmetmeile Metropole Ruhr, 25.8.2023
Gourmetmeile Metropole Ruhr. Essen, Zollverein. Geht noch bis 27. 8.2023. ab 12 Uhr, Sa bis 23 Uhr, So bis 20 Uhr. Alle Infos und Speisekarten klick hier.
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