Der Text erschien erstmalig in „Essen geht aus 2011“.
Zum ersten Mal besuchte ich die Oase Due als Restauranttester im Jahr 1996, und schon damals betrieben Franco Cadamuro und Küchenchef Tiziano Girardi das kleine Ristorante seit drei Jahren. Mit ihrer zurückhaltenden Art haben die beiden nicht unwesentlich Anteil daran, dass heute die Rüttenscheider Straße den Ruf einer kulinarischen Meile für ausgezeichnete Nobelitaliener genießt. Dabei will der bunte Neon-Schriftzug mit der karibisch anmutenden Palme, der mittlerweile zum Markenzeichen geworden ist, gar nicht so recht zur Atmosphäre des Hauses passen. Denn hier ist kein Dolce Vita am Strand angesagt, sondern die tiptop mit schwerer weißer Wäsche eingedeckten Tische verbreiten eine gepflegte, seriöse Bürgerlichkeit alla finanziera. Mittags und auch abends kommen meist Stammgäste vorbei, die von Franco vertraulich mit Handschlag begrüßt werden. Beim diesjährigen Testbesuch konnte ich sogar beobachten, wie zwei Ruheständler, die mit ihren behaglichen Altherrenstimmen beim Fachsimplen über den guten Wein und die böse politische Weltlage den kleinen Gastraum vollends in ein Wohnzimmer verwandelt hatten, sich nach dem Essen mit einem „Bis morgen“ verabschiedeten. Auch ein weiteres Ritual, das ich selbst vor einigen Jahren erleben durfte, wurde wie eh und je gepflegt: Einer Kleinfamilie annoncierte Franco mit sonorer Stimme die Tagesangebote mit allen kulinarischen Details, und die etwa neunjährige Tochter ließ mit gesenktem Blick und innerem Grinsen die lange Litanei über sich ergehen wie eine Standpauke ihres Violinlehrers. Immerhin, es waren solche Spezialitäten wie Taglierini mit Entenragout oder geräucherter Forelle und Lauch dabei, die wie die Nudelgerichte der Standardkarte um die 10 Euro kosteten.
Dass ich diesmal dieses Rituals nicht teilhaftig wurde, mochte daran liegen, dass ich Franco, bevor er mit seiner Rede anheben konnte, fragte, ob ich eines der beiden viergängigen Menüs, die ab zwei Personen angeboten wurden (pro Person 47 Euro), auch allein bekommen könnte. Franco nahm mir die Speisekarte aus der Hand, rückte die Brille zurecht und prüfte das Menü eingehend wie ein Mailänder Finanzbeamter eine berlusconische Steuererklärung, um dann erlösend zu äußern: „Ja, das geht.“ Auch den angebotenen Flaschenwein, die weiße Rarität Ribolla Gialla aus dem friulanisch-slowenischen Grenzgebiet, gab es als Viertel (7,80 Euro)
Was ich dann serviert bekam, war italienische Klassik vom Feinsten, unprätentiös und ohne Schnickschnack, handwerklich perfekt und geschmacklich auf dem Punkt. Als Vorspeise gab es eine schöne herbstliche Salatmischung aus Rucola, Radicchio rosso und Feldsalat mit blanchierten warmen Zwiebeln und Champignons, dezent sauer angemacht, dass die leicht bittere Würze der Blattsalate schön zur Geltung kam. Im ersten Moment hätte ich mich auch noch über etwas angebratenen Speck gefreut, doch wäre dann der Salat im Menüablauf zu mächtig geworden.
Als Pastagang gab es ganz in ligurischer Tradition schmale Taglierini mit Pesto Genovese, dessen Duft und Aromatik durch zusätzliche Pinienkerne und Basilikumblätter sowie leicht angebratene Gamberetti unterstützt wurde.
Den Hauptgang bildeten dann einige ganz wunderbar zarte, hauchdünne Kalbsschnitzel, über die recht großzügig schwarze Trüffelscheiben gehobelt waren, deren allerdings eher zurückhaltendes Aroma sich auch unaufdringlich in der hellen Sauce wiederfand. Interessant war die Gemüsebeilage, die, wie für Italien typisch, auf einem Extra-Teller gereicht wurde. Neben ganz frisch angebratenen und vor allem weichen Kartöffelchen in der Schale bestand sie aus Spinat, Karotten, grünen Bohnen und einem weiteren Gemüse, dass ich erst für Mangold hielt. Doch Franco klärte mich unaufgefordert auf, dass es sich dabei um Lattuga handelte, eine italienische Spezialität, die mit Lauch angeschmort war.
Zum Dessert gab es das obligatorische, hausgemachte Tiramisú, das sich wohltuend von solcherart Produkten in anderen Restaurants durch Leichtigkeit und den Mangel an einer aufdringlich-süßen Alkoholnote unterschied.
Bemerkenswert war übrigens das Wasser, das auf den Tisch kam. Anders als in Rüttenscheid in diesem Jahr anscheinend üblich, handelte es sich dabei nicht um das bewährte San Pellegrino in der Bulgari-Edition, sondern um die Marke Surgiva aus dem Trentino (0,75l 5,50 Euro), die aber genauso wohlschmeckend war.
Zum ersten Mal besuchte ich die Oase Due als Restauranttester im Jahr 1996, und schon damals betrieben Franco Cadamuro und Küchenchef Tiziano Girardi das kleine Ristorante seit drei Jahren. Mit ihrer zurückhaltenden Art haben die beiden nicht unwesentlich Anteil daran, dass heute die Rüttenscheider Straße den Ruf einer kulinarischen Meile für ausgezeichnete Nobelitaliener genießt. Dabei will der bunte Neon-Schriftzug mit der karibisch anmutenden Palme, der mittlerweile zum Markenzeichen geworden ist, gar nicht so recht zur Atmosphäre des Hauses passen. Denn hier ist kein Dolce Vita am Strand angesagt, sondern die tiptop mit schwerer weißer Wäsche eingedeckten Tische verbreiten eine gepflegte, seriöse Bürgerlichkeit alla finanziera. Mittags und auch abends kommen meist Stammgäste vorbei, die von Franco vertraulich mit Handschlag begrüßt werden. Beim diesjährigen Testbesuch konnte ich sogar beobachten, wie zwei Ruheständler, die mit ihren behaglichen Altherrenstimmen beim Fachsimplen über den guten Wein und die böse politische Weltlage den kleinen Gastraum vollends in ein Wohnzimmer verwandelt hatten, sich nach dem Essen mit einem „Bis morgen“ verabschiedeten. Auch ein weiteres Ritual, das ich selbst vor einigen Jahren erleben durfte, wurde wie eh und je gepflegt: Einer Kleinfamilie annoncierte Franco mit sonorer Stimme die Tagesangebote mit allen kulinarischen Details, und die etwa neunjährige Tochter ließ mit gesenktem Blick und innerem Grinsen die lange Litanei über sich ergehen wie eine Standpauke ihres Violinlehrers. Immerhin, es waren solche Spezialitäten wie Taglierini mit Entenragout oder geräucherter Forelle und Lauch dabei, die wie die Nudelgerichte der Standardkarte um die 10 Euro kosteten.
Dass ich diesmal dieses Rituals nicht teilhaftig wurde, mochte daran liegen, dass ich Franco, bevor er mit seiner Rede anheben konnte, fragte, ob ich eines der beiden viergängigen Menüs, die ab zwei Personen angeboten wurden (pro Person 47 Euro), auch allein bekommen könnte. Franco nahm mir die Speisekarte aus der Hand, rückte die Brille zurecht und prüfte das Menü eingehend wie ein Mailänder Finanzbeamter eine berlusconische Steuererklärung, um dann erlösend zu äußern: „Ja, das geht.“ Auch den angebotenen Flaschenwein, die weiße Rarität Ribolla Gialla aus dem friulanisch-slowenischen Grenzgebiet, gab es als Viertel (7,80 Euro)
Was ich dann serviert bekam, war italienische Klassik vom Feinsten, unprätentiös und ohne Schnickschnack, handwerklich perfekt und geschmacklich auf dem Punkt. Als Vorspeise gab es eine schöne herbstliche Salatmischung aus Rucola, Radicchio rosso und Feldsalat mit blanchierten warmen Zwiebeln und Champignons, dezent sauer angemacht, dass die leicht bittere Würze der Blattsalate schön zur Geltung kam. Im ersten Moment hätte ich mich auch noch über etwas angebratenen Speck gefreut, doch wäre dann der Salat im Menüablauf zu mächtig geworden.
Als Pastagang gab es ganz in ligurischer Tradition schmale Taglierini mit Pesto Genovese, dessen Duft und Aromatik durch zusätzliche Pinienkerne und Basilikumblätter sowie leicht angebratene Gamberetti unterstützt wurde.
Den Hauptgang bildeten dann einige ganz wunderbar zarte, hauchdünne Kalbsschnitzel, über die recht großzügig schwarze Trüffelscheiben gehobelt waren, deren allerdings eher zurückhaltendes Aroma sich auch unaufdringlich in der hellen Sauce wiederfand. Interessant war die Gemüsebeilage, die, wie für Italien typisch, auf einem Extra-Teller gereicht wurde. Neben ganz frisch angebratenen und vor allem weichen Kartöffelchen in der Schale bestand sie aus Spinat, Karotten, grünen Bohnen und einem weiteren Gemüse, dass ich erst für Mangold hielt. Doch Franco klärte mich unaufgefordert auf, dass es sich dabei um Lattuga handelte, eine italienische Spezialität, die mit Lauch angeschmort war.
Zum Dessert gab es das obligatorische, hausgemachte Tiramisú, das sich wohltuend von solcherart Produkten in anderen Restaurants durch Leichtigkeit und den Mangel an einer aufdringlich-süßen Alkoholnote unterschied.
Bemerkenswert war übrigens das Wasser, das auf den Tisch kam. Anders als in Rüttenscheid in diesem Jahr anscheinend üblich, handelte es sich dabei nicht um das bewährte San Pellegrino in der Bulgari-Edition, sondern um die Marke Surgiva aus dem Trentino (0,75l 5,50 Euro), die aber genauso wohlschmeckend war.
-kopf
Oase Due. 45131 Essen-Rüttenscheid. Rüttenscheider Straße 189. Tel 0201/790640. Mi--Sa 12-14.30 und 17.30-23.30 Uhr. So, Mo, Di Ruhetag. www.oase-due.de (Daten Stand (20.6.2024)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen