Der Artikel erschien erstmalig in "Essen geht asu 2013".
Ein untrügliches Zeichen dafür, bei einem Ristorante einen chicen Edel-Italiener vor sich zu haben, sind die teuren Luxuslimousinen und SUVs, die davor parken. Doch „Da Omero“ ist weit mehr. Der elegante, etwas außerhalb von Essen-Werden am Porthofplatz gelegene kleine Laden ist Treffpunkt für die Freunde der italienischen Küche jeglicher Couleur, die allerdings ihre Plätze reservieren sollten. Da entspannt sich die Business-Frau im Kostümchen bei einem Prosecco, da schwelgt ein aus der Innenstadt angereistes Pärchen in den mit Grandezza aufgetragenen Köstlichkeiten, aber da stillen auch gepflegte Ruheständler aus der Nachbarschaft ganz einfach ihren alltäglichen Hunger.
Während ich auf der gemütlichen kleinen, überdachten Terrasse hinter dem Haus auf mein Menü warte, bekomme ich ungewollt mit, was am Nebentisch gesprochen wird. Hier bin ich am richtigen Ort, denke ich, denn die Herrschaften reden tatsächlich übers Essen und legen besonders in Sachen Rezepte eine bewundernswerte Kompetenz an den Tag. Schließlich erweist sich der Herr als Insider und erzählt, dass er einmal bei Omero nachgefragt habe, wie er seine köstlichen Gnocchi fülle, und da sei ihm geantwortet worden, man bezöge sie fertig vom Großhandel. Ich weiß, das ist auch in der besseren Gastronomie durchaus üblich ist, aber ach, hätte ich doch besser weggehört. Gute Küche lebt schließlich von der Illusion des Selbstgemachten.
Ich hatte das viergängige Monatsmenü für 39,90 Euro bestellt, allerdings den Hauptgang „Medaillon vom U.S.-Rinderfilet mit super Gambas und Pfifferlingen“ austauschen lassen, was anstandslos von statten ging. Das Gericht hörte sich zwar gut an, doch ein simples Steak beim Italiener zu essen, schien mir doch zu banal. Da kam mir der „Kaninchenrücken toskanische Art“, der auf der Tageskarte zu finden war (18,90 Euro), typischer vor. Zum Menü gab es aus der reichhaltigen Weinauswahl des Hauses die Tagesempfehlung, einen Chardonnay „Scaia“ aus dem Veneto (02 l 6,50 Euro), der zu allen Gängen hervorragend passte.
Doch der Reihe nach. Das Menü begann mit einem Gericht, das den Einfluss Österreichs auf die norditalienische Küche widerspiegelt. Den „Tafelspitz mit Kartoffelsalat venezianische Art“ hätte sicherlich auch Kaiser Franz Joseph gern verspeist – das Fleisch schön mürb, die Erdäpfel fein süßsäuerlich angemacht, dazu noch ein paar Blätter Vogerl-(Feld)-Salat samt ein paar Spritzern Balsamicocrème und Pesto.
Dann folgte, ganz golden-luxuriös, eine Gabeldrehung „Safran Spaghetti mit Limettensauce, grünem Pfeffer und einer Scheibe Parmaschinken“, eine hübsche Aroma-Kombination, die auch einen flachen Mädchenbauch nicht strapaziert hätte.
Ob der Austausch des Hauptgangs eine gute Idee war, man weiß es nicht. Erwartet hatte ich in Olivenöl mit Kräutern und Knoblauch sanft geschmurgelte Kaninchenrückenfilets, stattdessen kam das feine Fleisch in einer Sahne-Tomaten-Sauce ertränkt, ganz wie es die Ruhrgebietsküche will. Dazu gab es auf einem Extrateller die übliche italienische Gemüsebeilage, Böhnchen, Karotten, Kartoffeln. Immerhin: lecker war’s ja.
Zum Dessert gab es ein „Tortino della Nonna“, ein quadratisches Törtchen, das mit allerlei Beerenfrüchten und Tortenguss gefüllt und mit Fruchtsauce garniert war. Angenehm: Es war keine Sahne dabei – die war wohl in der Sauce zum Kaninchen gelandet.
-kopf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen