Der Artikel erschien erstmalig in "Essen geht aus 2013". Mittlerweile steht das Restaurant unter neuer Leitung.
Es gibt zwei Küchengeräusche, die dem versierten Restaurantbesucher signalisieren, hier wird wirklich frisch gekocht. In gutbürgerlichen Lokalen ist es das kurze, trockene Gehämmer, wenn der Küchenmeister das Kalbfleisch mit dem Plätteisen bearbeitet, um daraus ein echtes Wiener Schnitzel zu bereiten, beim Italiener ist es das endlose Schlapp-schlapp-schlapp-schlapp, wenn die Küchenhilfe die frischen Eier für die Zabaglione mit dem Schneebesen aufschlagen muss. Vor diese Herausforderung hatte ich die Küche der „Trattoria Trüffel“ gestellt, als ich der Dessert-Empfehlung der Bedienung folgte. Auf Tiramisu, Pannacotta oder frische Beerenfrüchte hatte ich keine Lust, und so blieb nur dieser handgerührte, lauwarme italienische Nachtisch-Klassiker, köstlich variiert mit etwas Vanilleeis, als Alternative. Und so konnte in der Küche jemand sein Handgelenk trainieren.
Die Zeit, bis der Salat kommt, überbücke ich mit den prächtigen Bruschette, die zum Einstieg gebracht werden und die auch bei seinen Gourmetmeilenauftritten genauso wie der legendäre halbe Hummer der Renner sind. Als ich gerade die goldene elektrische Pfeffermühle bestaune, die auf Knopfdruck surrend ihren würzigen Inhalt ausspeit, kommt die Vorspeise „Antipasto di mare“ (11 Euro), eine perfekt portionierte Handvoll bunter Blattsalate von Radicchio bis Babyspinat, appetitanregend mariniert. Üppig die Meeresfrüchte, die darauf liegen: knackige Garnelen, zarte Tintenfischstückchen und in Teig ausgebackener Fisch, daneben ein Stück Zitrone, um alles mit dem Saft zu beträufeln – einfach top!
Auch der Hauptgang „Sella agnello erbe“ (24,50 Euro) besticht durch unprätentiöse Schönheit und bezauberndem Geschmack. Der Lammrücken, knusprig gebräunt und perfekt gegart, liegt in Karree und Filet ausgelöst wie ein kulinarisches Mahnmal auf dem Teller, eingerahmt von goldgelben Schmorkartoffeln und einem aus einem Radicchio-Blatt geformten Schiffchen, das mit weich geschmorten Karotten gefüllt ist. Auf dem Fleisch sorgen etwas pestoartige Sauce und ein, zwei köstlich duftende Knoblauchscheibchen für ein austariertes Aroma-Tuning. Ein Strang roter Johannisbeeren erfreut nicht nur das Auge, sondern spendet auch eine dezente Säure. Zum Lammrücken war mir aus dem umfangreichen Weinangebot des Hauses ein roter Südtiroler Lagrein (0,2l 7 Euro) empfohlen worden, der neben einer betörenden Samtigkeit auch die nötige Kraft aufbringt, den Bratengenuss zu vollenden.
Zum Abschluss dann die frisch aufgeschlagene Zabaglione (6 Euro), das ist italienische Küche at it’s best: hervorragende Zutaten einfach, aber gekonnt zubereitet und köstlich im Geschmack.
-kopf
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