Die Sonne im Glas:
Statt am Kultgetränk „Hugo“ labte sich der Genießer
an einem „Riemrol Spritz“, einer alkoholfreien
Variante des „Aperol Spritz“ von der "Rü-Bar" (5 Euro)
Wer hätte das gedacht, dass man bei der Beschreibung des Wetters in diesem Sommer die Worte „gnadenloser Sonnenschein“ benutzen kann! Gestern war es jedenfalls so. 31 Grad meldete das Autothermometer, als der Genießer pünktlich zu Eröffnung der Gourmetmeile „Rü…Genuss pur“ kurz vor drei in Essen-Rüttenscheid einfuhr. Die Sonne war ihm aber anscheinend aufs Gehirn geschlagen, denn als er versuchte, das erste Foto zu machen, stellte er fest, dass der Akku der Kamera leer war. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die wegweisenden Begrüßungsworte von Bürgermeister Jelinek und anderen Honoratioren zu verzichten und über die ferienleere A40 zurück nach Bochum zu düsen, um dann, nachdem Akku und Hemd gewechselt waren, an den Ort des Geschehens zurückzukehren.
Das Tor zur Glückseligkeit
Mittlerweile hatte sich halb Rüttenscheid auf dem Messeparkplatz am Girardet-Haus eingefunden und besetzte die begehrten und viel zu raren Schattenplätze zwischen den weißen Pagodenzelten. Beim strahlend blauen Himmel fühlte sich der Genießer an die Promenaden spanischer Ferienmetropolen in der Hochsaison erinnert, an denen die vollbesetzten Hoteltürme die Hitze reflektieren. Nur das Essen war besser. Wie immer suchte sich der Genießer ein paar Gerichte nach dem Zufallsprinzip aus, die er probierte. Es war schließlich unmögliche, alle 24 Stände gleichermaßen zu beglücken. Kein Gericht war teurer als 8 Euro, nicht einmal der Edel-Burger vom „Bistecca“, das eigentlich nur teuerstes Edel-Fleisch im Angebot hat. „Rü..Genuss pur“ hat ein fantastisches Preis-Leistungsverhältnis. Dass zwei Gerichte auf den Fotos fast gleich aussehen, ist Zufall. Letztendlich macht das aber nichts, denn die gleißende Sonne verpasste jedem Tomatenwürfel und jeder Fleischtranche einen gnadenlosen Schlagschatten.
Noch sind die Plätze in der Sonne leer.
Gegen sechs Uhr war der Genießer mit dem Essen fertig, und das war gut so. Da trat nämlich die andere Hälfte Rüttenscheids zur Invasion der Gourmetmeile an und besetzte auch die Sonnenplätze.
Hier das Rüttenscheider Sonnenmenü des Genießers.
Bliss: Geräuchertes Pastrami-Rind auf Tomaten-Brot-Salat (6 Euro). Tolles, frisches und kühles Fleisch. Hier wurde deutlich, dass Rüttenscheid in Wirklichkeit ein Stadtteil von New York ist. Die Toamtenwürfel waren schön aromatisch und lieferten sich mit den knusprigen Brotwürfeln einen zweikampf der Konsistenzen.
Gebrandenhof: Wildkräutersalat mit Himbeer-Walnuss-Vinaigrette und Scheiben von der Honig-Chili-Ente (6 Euro). Die Entenscheiben von „Rü…Genuss pur“-Organisator Werner Rzepucha sahen nicht viel anders aus als das Pastrami vom „Bliss“ und waren auch wunderbar zart. Auch der Salat war angenehm angemacht, nur knirschten die Walnusskrümel zwischen den Zähnen, als seien sie nicht abgewaschener Sand.
Maksim chez Schmitz: Bourride – französisches Fischgericht aus der Provence von bretonischem Seehecht mit Aioli auf geröstetem Pain Parisienne (8 Euro). Waren die französischen Gerichte von Maksim Zitnikov, der für den Rüttenscheider Kult-Gastronomen Johannes Schmitz kocht, zu exotisch für die Rüttenscheider? Jedenfalls brauchte der Gneießer nicht Schlange zu stehen, um die Bourride zu bestellen, ein Fischgericht mit gebundenem Fischfond. Wie der Seehecht in dieses gericht aus der Prvence und dem Languedoc kommt, fargen wir nicht, es schmeckte zu gut. Die herrlichen Fenchel-, Safran- und Fischaromen, verbunden mit dem Knoblauch der Aioli, waren so so südlich wie der Sonnenschein. In dem Weingals, das den harten Schatten wirft, befand sich ein toller weißer Entre-Deux-Mers.
La Turka: Yogurtlu Adana - Lammhackspieß auf lauwarmem Minz-Joghurt, Kräuter-Croutons, Tomatensauce und Korianderpesto (6,50 Euro). Schmeckte so lecker, wie es sich liest. Leider gab es von dem Korianderpesto zu wenig. Es hatte eine schöne exotische Note.
Sylter Kliff: „Hugo trifft auf errötendes Mädchen“ Holunderblütenmousse mit Erdbeer-Chili-Minzragout (4,50 Euro). Die Farben dieses Desserts spiegelten verführerisch das Lippenrot und die weißen Blusen der blonden weiblichen Besatzung des „Sylter Kliffs“. „Rü…Genuss pur“-Co-Organisatorin Katharina Basedow hat dafür einen klassischen westfälischen Nachtisch („Errötendes Mädchen“, so eine Art Crème-Pudding) und den Cocktail des Jahres („Hugo“) miteinander vermählt. Der Holunder-Touch hätte deutlicher sein können.
"Rü...Genuss pur" geht noch bis zum 5. August 2012. Infos über das komplette Angebot gibt es hier.
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