Wegen anderweitiger Verpflichtungen - leider kein Urlaub - muss "Genussbereit" in den nächsten Tagen auf Sparflamme laufen. Ab Mitte September ist der Genießer dann wieder so aktiv wie eh und je. Bis dahin stöbert bitte in den Archiven. Aktuelle Termine findet Ihr in der Info-Spalte rechts, wenn Ihr etwas nach unten scrollt.
Mittwoch, 29. August 2012
Kleine Blog-Pause
Wegen anderweitiger Verpflichtungen - leider kein Urlaub - muss "Genussbereit" in den nächsten Tagen auf Sparflamme laufen. Ab Mitte September ist der Genießer dann wieder so aktiv wie eh und je. Bis dahin stöbert bitte in den Archiven. Aktuelle Termine findet Ihr in der Info-Spalte rechts, wenn Ihr etwas nach unten scrollt.
Termine des Tages - 29. August 2012
Bochum, Dr.-Ruer-Platz
Infos hier
Ausstellung
Vom Braumeister bis zum Bierkutscher
Dortmund, Brauerei-Museum
Infos hier
Dienstag, 28. August 2012
Aus dem Archiv: Zum Wiesental - Mütter (und Väter) im Park
Das Wiesental gehört zu dem langgestreckten Grüngürtel, der sich parallel zur Hattinger Straße durch den Bochumer Südwesten zieht. Der schöne Park ist eine Ruheoase nicht nur für die Bewohner der umliegenden Wohngebiete ist. Neben Joggern, Radfahren und Hundefreunden ist es mit seinen Spielplätzen und großen Wiesen besonders bei Müttern (und Vätern) mit kleinen und großen Kindern beliebt. So ist es kein Wunder, dass im Restaurant und Café Zum Wiesental, das sich direkt neben dem Schwimmbad des Vereins Blau-Weiß Bochum liegt, Wickeltisch und Kinderstühle bereit stehen. Mit seiner lässig-eleganten Terrasse und der rustikal-modernen Einrichtung spricht der traditionsreiche Laden besonders auch ein jüngeres Publikum an.
Die Betreiber Salvatore und Maurizio Pennisi bieten eine italienisch-mediterrane Küche im moderaten und volkstümlichen Preissegment, ohne wie ein typischer Italiener zu wirken. Üppige Salatteller wie der der „Americano Salat“ (8,90 Euro) mit Putenbruststreifen und hausgemachter Vinaigrette oder vegetarische Gerichte wie Auberginenauflauf (10,50 Euro) und Penne alla Vegetariana (8,90 Euro) versetzen nicht nur junge Mütter in Entzücken, während sich Väter eher an die Steak-Karte halten.
So war das Testessen eine entspannte und auch preiswerte Angelegenheit. Die „Crostini Wiesental“ (7,90 Euro) reichten als Vorspeise für zwei. Vier große, geröstete Baguettscheiben waren üppig und verschieden belegt: mit Lachs, mit überbackenen Tomaten, mit gratiniertem Thunfisch und gebratener Hühnerbrust. Die Hauptgerichte waren einfach und unprätentiös. Das Rumpsteak „Classico“ war tadellos medium gebraten und wurde mit Pommes, einer Kugel Kräuterbutter auf einer Zitronenscheibe und ein paar Salatblättern serviert. Zum Wiesental-Klassiker hat sich mittlerweile das „Caipirinha Huhn“ (10,90 Euro) entwickelt, gebratene Hähnchenbrust auf einem Saucenspiegel, dessen Grundlage der beliebte Cocktail ist. Dazu gab es ein Portion Reis. Den Nachtisch bildete ein Tiramisú (4,50 Euro), an dem es nichts auszusetzen gab.
44759 Bochum, Am Wiesengrund 18
Fon 02 34. 3 38 27 00
Öffnungszeiten Januar-März: Mi-Fr 17-23 Uhr, Sa 16-23 Uhr, So und Feiertage 12-22 Uhr, Mo,Di Ruhetag
Öffnungszeiten Mai-September Mo-Sa 14-23 Uhr, So und Feiertage 12-22 Uhr, Kein Ruhetag
http://cafe-wiesental.de/
Sonntag, 26. August 2012
Aus dem Archiv: Post’s Lottental - Die Kunden, die König sein wollten
Seitdem Marcus Post das Ausflugslokal im Bochumer Lottental übernommen hat, ist aus dem einstmals betulichen Restaurant des Golfhotels nebenan ein Treffpunkt fürs jüngere Publikum geworden. Besonders der mit Korbsesseln in zeitgemäßem Design und einem promenadendeckartigen Sonnendach zur Terrasse aufgepeppte Biergarten hat im Sommer einen besonderen Chic. Sicher, nachmittags kommen immer noch die betuchten Stiepeler Ruheständler nach einem Spaziergang durch den nahen Botanischen Garten auf Kaffee und Kuchen vorbei, aber mit seinem stilsicheren Lounge-Ambiente lädt der Laden ebenfalls die Jugend zum Chillen ein. Unterstützt wird sie dabei von einem jungen Servicepersonal, das mit seiner charmanten Kratzbürstigkeit auch die Szenelokale im Bermudadreieck bereichern könnte. Durch seine Marketing-Aktivitäten ist Post’s Lottental besonders als ein Heiratsparadies bekannt, das dem innerstädtischen Livingroom in dieser Hinsicht durchaus Konkurrenz macht. Geboten wird eine moderne, mit viel Kreativität angerichtete Frischeküche, die Spaß macht und auch ausgefallene Geschmacksnuancen bietet.
Zum Glück hatten wir an diesem Freitagabend einen Tisch reserviert, denn im Lottental ging schwer die Post ab. Bis wir unseren Weißwein bekamen (0,2l 5,90 Euro), dauerte es eine Weile, und so war etwas warm geworden. Als wir ihn zurück gehen ließen, mussten wir uns patzige Blicke gefallen lassen, und bei den neuen Gläsern wurde ein zweites mit Eiswürfeln dazu geliefert – das hatten wir nun davon, dass wir als Kunde König sein wollten!
Unsere Suppen wurden in überdimensionalen, ostasiatisch anmutenden Tassen aufgetragen, die mit dem ebenfalls extravaganten Geschirr, auf dem zum Entrée Brot und Aufstriche serviert und in der Hektik nicht abgeräumt worden waren, um den Platz auf dem Tisch kämpften. Dabei waren sie aromatisch und lecker. Das Rucolaschäumchen (6,80 Euro) entpuppte sich als ein pikantes Sahnesüppchen, das mit einem über die Tasse gelegten Zitronengrasstengel, um den etwas gegrilltes und in Sesam gewälztes Hühnerfleisch gewickelt war, in eine Yin- und eine Yang-Hälfte geteilt wurde. Ein paar rote Pfefferkörner sorgten für den optischen Kick. Die Rahmsuppe von Strauchtomaten mit Pestohaube (4,90 Euro) kam optisch weniger raffiniert daher, schmeckte aber gut.
Unsere Hauptgänge bestellten wir von der gerade aktuellen Spargel- und der normalen Speisekarte. Zum einen gab‘s ganz puristisch eine Portion des königlichen Gemüses von Gut Böckenhoff bei Raesfeld mit Sauce Hollandaise und neuen Kräuterkartoffeln, dazu zwei kleine gegrillte Medaillons vom Bunten Bentheimer, einer seltenen westfälischen Schweinerasse. Die ausgezeichneten Zutaten rechtfertigten durchaus den stolzen Preis von 23,90 Euro für dieses Gericht ohne Schnickschnack. Die schottische Lachstranche unter einer Kartoffelkruste auf Blattspinat mit Pinienkernen und Riesling-Sauce war da mit 19,50 Euro schon fast ein geschmackliches Schnäppchen, obwohl die Kartoffelkruste ein wenig unter der zu starken Bräunung litt.
Recht üppig waren dann die beiden Desserts. Ein ganz auf die Saison abgestimmtes Erdbeer-Tiramisú (6,90 Euro) war ordentlich mit den roten Früchten garniert, und auch der alte Parmesan auf Balsamico (6,90 Euro) hätte mit seiner Salatgarnitur und den Baguettescheiben, deren Krume anscheinend die Schärfe des Käses etwas mildern sollte, gut als Vorspeisen-Gang durch gehen können.
44797 Bochum-Stiepel, Grimbergstr. 52
Fon 02 34. 9 73 51 12
Mi-Fr ab 17 Uhr, Sa ab 15 Uhr, So ab 12 Uhr. Mo, Di geschlossen
http://www.posts-lottental.de/
Westfalen Gourmetfestival 2012: Eröffnungsgala am 30. August in der Rohrmeisterei Schwerte
Aus dem Archiv: Der Lennhof - Fußball ist unser Leben
Heute (2024) ist Attila Karpati Küchenchef.
Das sage mal einer, Fußballer haben keinen Geschmack. Nobel sieht er aus, der Lennhof, dieses historische Anwesen mit dem prächtigen Fachwerkhaus, das seit über 25 Jahren Mannschaftshotel des BVB ist. Entsprechend sind die stilvollen Zimmer eingerichtet. In jedem der extravaganten Hotelzimmer hängt über dem Bett das großformatige eines Fußballers. Wenn man da nicht bestens von Pokal und Meisterschaft träumen kann.
So modern der Lennhof innen auch ausgebaut ist, erstmals erwähnt wurde er im Jahr 1368. Seit Juli 2012 ist Oliver Schwanke vom „Dimberger“ auch hier Geschäftsführer, doch in der Küche hat es keine Veränderung gegeben. Nach wie vor steht hier Matthias Biermacher als Küchenchef in der Verantwortung. Immerhin ist unter seiner Küchenleitung das Haus zu einer der ersten Adressen in Dortmund geworden, denn seine leichte Frischeküche, die traditionelle Gerichte gern neu interpretiert, schmeckt auch Nicht-Fußballern. Wie andere ambitionierte Restaurants in Dortmund auch, bezieht der Lennhof seine Zutaten gern von regionalen Produzenten. Das Wild kommt von befreundeten Jägern, die im Sauerland ihr Revier haben.
Neben À-la-carte-Gerichten wie „Baumüllers Stremellachs auf Gurken-Zwiebellinguine und knusprigem Süßkartoffelstroh“ (13,50 Euro) oder „Gebratener Hirschrücken mit Holunderblütenjus, Mandelbällchen und Möhrenmosaik (26,50 Euro) bietet das Gourmetmenü, das man sich aus sechs verschiedenen Gerichten zusammenstellen kann, einen schönen Überblick über die Leistung der Küche. Ich wählte die Vier-Gang-Version für 48 Euro (3 Gänge 39, 5 Gänge 57, 6 Gänge 65 Euro) und zwei Weine aus der empfohlenen Weinbegleitung für 5 Euro pro Glas. Prächtig angerichtete Teller wurden mir serviert, doch war ich etwas überrascht, wie unterschiedlich kräftig gewürzt war. Schien man mit dem einen Gericht einen zarten Kleinkindergaumen betören zu wollen, wirkte anderes wie der Bestandteil einer kulinarischen Mutprobe während einer Klassenfahrt von Oberschülern.
Auf einen exotischen „Sommersalat im Vanillearoma mit Spargeltempura und Passionsfruchtcreme“ folgte der Gang des Menüs, der sich im Nachhinein als mein Favorit herausstellte: ein „Mediterraner Fischeintopf“, der nicht nur die auf der Karte ausgewiesene gebratene Jacobsmuschel als Einlage hatte, sondern auch noch Stücke von Meerbarbe, Dorade, Heilbutt und Garnelen. Dazu gab es noch hübsche Gemüsekügelchen und ein schönes Safranaroma, und so war die Fischsuppe eine leichte, elegante Variante der südfranzösischen Bouillabaisse. Die Weinempfehlung dazu war ein einfacher Entre-deux-Mers, ein weißer Bordeaux vom Chateau Martinon aus dem Jahr 2011.
Nach so viel Fisch als Vorspeise verzichtete ich darauf als Hauptgang, sondern bevorzugte das „Kalbsfilet unter der Pilz-Käsehaube mit Kräuterpüree und Pfifferling-Bohnenragout“. Ein wenig mächtig war das Stück Fleisch schon. Was ein durchtrainierter Fußballer als Tellergericht mühelos hätte wegstecken können, war im Rahmen des Menüs für eine unsportliche Couch-Potatoe wie mich fast schon zu viel. Der dazu empfohlene Rotwein ließ es jedoch gut rutschen. Es war ein animierender 2010 Mighty Murray Red, eine professionell gemachte, fehlerlose australische Cuvée aus Shiraz, Cabernet Sauvignon u.a.
Als Dessert probierte ich den in „Portwein marinierten Manchego mit schwarzen Walnüssen und sautiertem Rucola“, ein sehr pikanter Käse-Klassiker des Lennhof, der immer wieder auf der Speisekarte steht. Nicht übel.
44227 Dortmund, Menglinghauser Straße 20
Fon 0231. 75 81 90
Mo, Di, Do, Fr, Sa 18-22 Uhr, So 17-21 Uhr: Mi geschlossen
https://www.der-lennhof.de/
Termine des Tages - 26. August 2012
Ausstellung
Vom Braumeister bis zum Bierkutscher
Dortmund, Brauerei-Museum
Infos hier
Gourmetfestival Düsseldorf
Düsseldorf, Königsallee
Infos hier
Gourmetmeile Metropole Ruhr
Essen, Zollverein
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7. Garten- und Genussmarkt
Essen-Burgaltendorf, Mintrops LandhotelInfos hier
Samstag, 25. August 2012
Gourmetmeile Metropole Ruhr 2012: Schlaraffenland auf Zollverein
mit NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (links)
und dem Essener Bürgermeister Rudolf Jelinek
Termine des Tages - 25. August 2012
Vom Braumeister bis zum Bierkutscher
Dortmund, Brauerei-Museum
Infos hier
Gourmetmeile Metropole Ruhr
Essen, Zollverein
Infos hier
Gourmetfestival Düsseldorf
Düsseldorf, Königsallee
Infos hier
Rolf Kaspar und Charivari
Das Whiskyschiff
Herne, Schiffsanleger Rhein-Herne-Kanal
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Freitag, 24. August 2012
Aus dem Archiv: Toni’s Ristorante - Schierer Minimalismus
Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2013".
Das Restaurant gibt es nicht mehre. Seit 2020 betreibt Toni Pace "Toni's Gusto Italiano".
Einer dieser ländlichen Stadtteile, die ein Auswärtiger im Dortmunder Süden gar nicht vermuten würde, ist Löttringhausen, ein idyllisches Wohnviertel zwischen Wiesen und Feldern, wo im Spätsommer die Freizeitreiter über die abgeernteten Felder galoppieren. Hier befindet sich (nach dem Umzug) das Ristorante von Toni Pace, und wenn man den stolzen Fuhrpark, der sich im Laufe eines Abends auf dem Parkplatz vorm Haus ansammelt, betrachtet, weiß man, dass die Kundschaft des Hauses etwas auf sich hält. Betritt man den flachen Restaurantbau, so wird dem idyllischen Ruhrgebiet noch eins draufgesetzt. Die Tische sind nobel eingedeckt, Tischwäsche und Stuhlhussen strahlen in elegantem Weiß, die Gläser blinken. Betritt man dann die die Terrasse, so glaubt man sich in Edelrestaurants an der Amalfi-Küste oder auf Capri versetzt. Säulen und Statuen erinnern an die Terrazza dell'Infinito der Villa Cimbrone in Ravello, nur geht die Sonne nicht überm blauen Mittelmeer, sondern hinter dem Schönheitsstudio auf der Straßenseite gegenüber unter. Irgendwelche Schwellenangst ist jedoch nicht angesagt, denn bedient werden die Gäste von Tonis Ehefrau Jenni Polte und ihrer Mutter mit einer Herzlichkeit, die die italienische Familiarität mit der unkomplizierten Leutseligkeit des Ruhrgebiets verbindet. Gibt man bei der Reservierung an, dass man mit dem Besuch etwas Besonderes feiern will, so wird der Tisch entsprechend hergerichtet, bei einem Hochzeitstag z.B. romantisch mit Rosenblättern bestreut. Besonders prickelnd ist der Weg zu Toilette. Er führt zwischen Regalen und Kühlschränken hindurch, in denen eine beachtliche Sammlung an italienischen Spitzenweinen auf den Genuss wartet.
Die italienische Küche ist durch zwei Aspekte gekennzeichnet, durch eine ausgeprägte Regionalität und durch die einfache, minimalistische Zubereitung hochwertigster Zutaten. Besonders der zweite Aspekt tritt in Toni’s Ristorante bei seinen z.T. süditalienisch geprägten Gerichten zu Tage. Eine hübsche Anzahl von Pasta-Gerichten ist für ein italienisches Restaurant unabdingbar, so auch bei Toni. Als Vorspeisen führt die Karte u.a. auch Klassiker wie Carpaccio (12,20 Euro), Vitello tonnato (12,30 Euro) oder Spezialitäten wie Weiße Trüffelcréme mit gerösteten Scampi (16,90 Euro) und Jacobsmuscheln auf grünen Linsen (12,90 Euro) auf.
Ich entschied mich jedoch für ein Tagesangebot, Thunfisch in schwarzem Sesammantel. Was da als Vorspeisenportion kam (15,90 Euro), war Minimalismus pur. Vier dicke Tranchen Thunfischfilet in Sushi-Qualität, perfekt rot gebraten, waren auf ein paar Blättern Rucola und der unvermeidlichen Balsamicocrème-Malerei angerichtet. Der Fisch war saftig und hatte durch den Sesam ein asiatisch anmutendes Aroma, die würzige Salatgrundlage brachte die nötigen Säureblitze, übertünchte aber nichts. Ich hätte mich noch über ein Schälchen Fleur de Sel gefreut, aber eigentlich war das nicht nötig.
Beim Hauptgang verzichtete ich folglich auf ein Fischgericht wie Wolfsbarsch auf Orangenjus (27,80 Euro), eine sardische Spezialität, oder Seeteufel in Safranjus (26,40 Euro), sondern ging zum Fleisch über. Da fand ich „Filetto con miele e pinioli“, Rinderfilet in Rotwein-Honigjus mit Pinienkernen, (27,40 Euro) am exotischsten. Und wieder wurde ich durch die Schönheit des schieren Minimalismus überwältigt. Auf dem Teller lag das sorgsam gebratene, boxerfaust-große Stück Fleisch, von dunkler Sauce überzogen, in der golden die Pinienkerne und ein paar weichgeschmorte Zwiebelstreifen schimmerten. Wie ein dezentes Tüpfelchen auf dem i war oben auf dem Fleisch ein kleiner Rosmarinzweig das einzige Dekors. Entsprechend einfach die Gemüse-Beilage, Kartoffeln, Karotten und Böhnchen. Das Fleisch war perfekt medium gebraten, und die Sauce von einer ausgewogenen Süß-Säuerlichkeit, gegen die der empfohlene leichte Valpolicella (0,2l 8,10 Euro), im Sommer eigentlich ideal, nicht ganz ankam. Einen Chianti mochte man mir nicht öffnen.
Zum Dessert gab es noch ein Stück hausgemachter Schokoladentorte mit Eis und Früchten (8,80 Euro), die ich den italienischen Dessert-Standards Panna Cotta (7,20 Euro) und Tiramisù (6,90 Euro) vorzog. Eine Zabaglione (8,80 Euro, mit Vanilleeis) frisch zu schlagen, wollte ich der Küche nicht zumuten. Toni’s Ristorante hatte sich mittlerweile gut gefüllt, und ich hätte bestimmt länger warten müssen.
-kopf
44229 Dortmund-Löttringhausen, Max-Brandes-Str. 25
Termine des Tages - 24. August 2012
Essen, Zollverein
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Gourmetfestival Düsseldorf
Düsseldorf, Königsallee
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Ausstellung
Vom Braumeister bis zum Bierkutscher
Dortmund, Brauerei-Museum
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Weinseminar mit Christine Dördelmann
Vom Weinberg bis zur Flasche
Essen, TresoRath
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Donnerstag, 23. August 2012
Aus dem Archiv: Turmrestaurant Florian - Hoch hinaus mit kleinen Leuten
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Ob man unbedingt mit Kleinkindern auf den ca. 137 Meter hohen Fernmeldeturm im Dortmunder Westfalenpark fahren sollte, sei einmal dahingestellt. Mit einem Kinderwagen kommt man jedenfalls nicht in die engen Fahrstühle des denkmalgeschützten Bauwerks aus dem 1959, und sollten einmal die Fahrstühle ausfallen, müsste Papa die Kleinen hunderte von Stufen hinunter schleppen. Aber für größere Kinder ist ein Besuch der Aussichtsplattform ein Muss. Gigantisch ist die Sicht, die sich über Dortmund bis ins Münster- und in Sauerland bietet.
Seit Anfang 2012 befindet sich in der drehbaren Gondel im Florian kein Gourmetrestaurant mehr. Was Feinschmecker bedauern, kommt Familien und Besuchern des Westfalenparks nur entgegen, denn nun ist der Besuch dieser extravaganten Location wieder für alle erschwinglich. Entsprechend ist die Karte gestaltet. Sowohl im Turmrestaurant in luftiger Höhe als auch im Teerassenrestaurant im Fuß des Turms gibt es durchgehend ab 11 Uhr Kaffee und Kuchen sowie ein umfangreiches warmes Angebot. Da gehört die unvermeidliche Currywurst mit Pommes (4,90 Euro, auch als Geflügelwurst zu haben) dazu, aber es gibt auch ein Turmmenü, das aber nur ein matter Abglanz der kulinarischen Pracht ist, die Küchengrößen wie Sascha Heitfeld und Dennis Rother hier einst servierten. Bei Preisen wie 13,80 Euro für zwei, 18,60 Euro für drei und 25,60 für vier Gänge wäre das auch nicht zu erwarten. Aber immerhin kann für das Menü aus verschiedenen Gerichten zusammenstellen. An Vorspeisen sind Tafelspitzsülze auf Blattsalaten und Tomatenconsommé im Angebot, als Hauptgang geschmorte Lammkeule, Barbarie-Entenbrust mit Bohnenbündchen und Kartoffelgratin sowie Polenta-Medaillons mit Ratatouille und Salat im Angebot. Zum Dessert gibt es die „BVB-Biene Emma“ eine Pyramide aus Mangomousse und Schokoladenküchlein.
Doch was einen Besuch im Florian ausmacht, ist vielmehr das erhabene Gefühl, wenn man in der sich langsam drehenden Gondel wie in einem Luftschiff sitzt und man durch die Panoramafenster die Landschaft majestätisch an sich vorbeiziehen sieht
44139 Dortmund, Florianstr. 2 (im Westfalenpark)
Aus dem Archiv: Tante Amanda - Spielplatz für Schleckermäuler
Es ist schon fast ein kleiner Freizeitpark, den die weitläufige Biergartenanlage von Tante Amanda für ihre großen und kleinen Gäste bereithält. Die idyllisch-ländliche Landschaft des dörflichen Dortmunder Stadtteils Westerfilde rund um das traditionsreiche Fachwerkhaus lädt zum Wandern und Radfahren geradezu ein – ein sommerlicher Ausflug nach Tante Amanda, sei’s zum Essen oder zum Nachmittagskaffee, ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Für Kinder gibt es einen Spielplatz mit Rutsche und Kletterturm, eine Mini-Scooter-Bahn und eine Tisch-Minigolf-Anlage. Zum Anwesen gehört das elegant eingerichtete Tafelhaus, das auch eine beliebte Spielstätte für Kleinkünstler ist. Zur Karnevalszeit sorgt hier der „Geierabend“ für herzhafte Lacher.
Die Speisekarte bietet eine gästefreundliche Mischung aus mediterraner und westfälischer Küche, die die Urlaubsstimmung im Biergarten und im gemütlichen Restaurant appetitlich reflektiert. Die Rubriken „Fleisch und Geflügel“, „Steaks“, „Fisch“ und „Salate“ sind umfangreich und versprechen für jeden Geschmack etwas. „Tante Amandas italienische Spezialitäten“ sind ganz der Pasta verschrieben. Schon beim Lesen zergehen „Tortelloni Gigante mit Ricotta-Spinat-Füllung auf Bruschetta-Sauce, Parmesan-Raspeln und italienischen Kräuter (10,90 Euro) oder „Taglierini – sehr feine Bandnudeln – in pikanter, hausgemachter Curryrahmsauce mit Gambas und Parmesan“ (16,90 Euro) auf der Zunge.
Zum Testen entscheide ich mich jedoch für ein Schmankerl, das „Westfälisch angerichtet“ ist. Die „hausgemachte Rinderroulade vom friesischen Weideochsen mit Rahmspitzkohl, feinen Gemüsen und Rahmspitzkohl“ (16,90 Euro) würde jeder Hausfrau, sei es Mama oder Tante, Ehre machen. Butterzart und saftig das weich geschmorte Fleisch, klassisch die Füllung mit Speck, Senf und Gewürzgurke. Und dazu einen Sauce, die auch einem verwöhnten Gourmet den Glauben an die deutsche Hausmannskost zurückgeben kann. Als Vorspeise gab‘s eine Suppe, die wie später auch das Dessert, einen gewissen österreichischen Einfluss nicht verbergen konnte. Ein hausgemachter, dicker Leberknödel schwamm in einer kräftigen Bouillon mit ordentlich Schnittlauch (5,50 Euro) und erinnerte mich an glückliche Urlaube in der Kindheit am Wörther See. Und dann der Nachtisch: dünne, aufgerollte Pfannküchlein, die einem zarten böhmischen Palatschinken ähnelten, mit einer Vanillesauce und Eiscréme (7,90 Euro) - einfach ein Gedicht.
Mann, hatte sich dieser Ausflug nach Westerfilde gelohnt!
44139 Dortmund-Westerfilde, Mosselde 149
Fon 02 31. 37 22 30
tägl 11-22 Uhr, Küche 12-14.30 & 17.30-21.30 Uhr
Topfgucker - Entdeckungen im Netz 138
Ausbildung: Japanerin macht Metzger-Lehre
Tee: Grün macht schlank
Kulinarik: Emilia Romagna
Gourmetmeilen: Film über "Bochum kulinarisch"
Diner en blanc: Erfolg in Oberhausen
Ruhrgebietsgastronomie
Bochum: Tapas
Duisburg: Im Hamborner Ratskeller geht's weiter
Essen: Außengastronomie auch im Winter
Lünen: Stockey wird 30
Oberhausen: Eis per Taxi
Witten: Radler-Stopp am Alten Zollhaus
Dienstag, 21. August 2012
Sommerfreuden: Veggie-Sandwich bei Vollmanns in Wattenscheid
Foto: Michael Alisch
Aus dem Archiv: Overkamp - Invasion der I-Männchen
Das kommt davon, wenn man am ersten Schultag nach den großen Ferien bei Overkamp Mittagessen geht. Das große Dortmunder Traditionslokal auf dem Höchsten wird samt Biergartenlandschaft und dazugehörigem Spielplatz an diesem strahlenden Sommertag von einer unschuldigen Invasion der I-Männchen heimgesucht, dass auch der größte Zyniker den Glauben an die Jugend von heute wiederfinden mag. Als hätte sich das bürgerliche Familienidyll sein hundert Jahren nicht geändert, zücken stolze Mamis, Papis, Omas und Opas ihre Handys und Videokameras, um für die Ewigkeit zu dokumentieren, wie der frisch eingeschulte Nachwuchs die Schultüten plündert. Im Haus ist ein schienbeinhohes Büffet für Kinder aufgebaut, wo sich die Knirpse Minipizzas, Nudeln, Kuchen und Pudding abholen können. Und neben dem Gewürmel der Schulanfänger sind noch genug normale Gäste in Vereinsstärke anwesend, um die sprichwörtliche Gastlichkeit bei Overkamp zu genießen. Overkamp ist einer der zentralen Gastro-Treffpunkte in Dortmund schlechthin.
In all der Hektik ist es fast ein Akt der Kontemplation, als mir Kellnerin Lina eine „Forelle Müllerin“ (16,95 Euro) am Tisch filetiert. Als Erstes puhlt sie die besonders schmackhaften, kaum erbsengroßen Bäckchen aus dem Kopf, den sie anschließend samt Schwanz vom Körper trennt. Dann schält sie die knusprige, mit Kräutern aromatisierte Haut ab, hebt das zarte Fleisch von der Gräte, die sie entfernt, und baut Haut und Fischfleisch auf dem Teller wieder zusammen, damit dem unkomplizierten Fischgenuss nichts mehr im Wege steht. Eine halbe Zitrone ist elegant in ein gelbes Gaze-Säckchen verpackt, damit der Saft beim Beträufeln der Forelle nicht herumspritzt.
Es ist ein tadelloses Gericht von klassischer Einfachheit. Zur Forelle gibt es kleine, kugelrund tournierte Petersilienkartoffeln, zerlassene Butter und ein Schüsselchen Eisbergsalat, der mit einer schön süßen Joghurt-Sauce wie bei Mama angemacht ist und herrlich zwischen den Zähnen kracht. Der mineralische Pfälzer Sauvignon blanc von Bassermann-Jordan (0,2l 7,20 Euro, 0,75l 26,50 Euro) von der besonders gut mit deutschen Weinen bestückten Weinkarte ist dazu ein herbes Gegenstück.
Der Fisch stammt aus Wickede vom Fischhof Baumöller. Immer wieder tauchen auf der Speisekarte von Overkamp Produkte regionaler Anbieter auf, etwa Geflügel und Käse aus Fröndenberg oder Senf aus Schwerte. Damit drückt Günter Overkamp-Klein seine Verbundenheit mit der Region aus, genauso wie mit der seiner modernisierten westfälischen Küche. Klassiker wie „Stielmus und Tafelspitz“ (9,50 Euro), mit dem er auch alljährlich auf der Gourmetmeile „Dortmund à la carte“ überzeugt, findet man auf der Saisonkarte, genauso wie den „Westfälischen Burger Reibekuchen“ mit gebratener Blutwurst, Apfelscheiben und Rübenkraut (7,50 Euro). Doch bei allen westfälischen Wurzeln ist das meiste verfeinert und runderneuert, und es wird auch über den Tellerrand in die mediterrane und asiatische Küche geschaut. Auf der „Vital-Karte“ steht die Gesundheit im Vordergrund, hier finden auch Vegetarier eine schöne Auswahl an Gerichten. Elegant geht’s in der Abteilung „2 fOr Dine“ zu. Da gibt es ausgesuchte Fisch- und Fleischzubereitungen wie „Doppeltes irisches Zwischenstück“ oder „Lachs im Blätterteig“ für zwei Personen, zu denen man die Beilagen aussuchen kann (44 Euro), aber auch Hummer (88 Euro) in drei Variationen steht auf dem Programm.
Fon 0231. 46 27 63
Mi-So 9-23 Uhr, Mo, Di Ruhetag
https://www.overkamp-dortmund.de/restaurant/
Montag, 20. August 2012
Aus dem Archiv: Hannappel - Knuts kulinarische Welt
Der Artikel erschien erstmalig in "Essen geht aus 2013".
Die Frage, warum sein Restaurant beim Guide Michelin auf keinen grünen Zweig kommt, stellt sich Knut Hannappel nicht mehr. Alle anderen großen Restaurantführer in Deutschland verleihen ihm eine Punktezahl, die dem begehrten Michelin-Stern entspricht, nur bei der renommierten Gastro-Bibel selbst rührt sich nichts. Früher hatte Michelin ihm immerhin den Bib Gourmand verliehen, der auf ein besonders günstiges Preis-Leistungsverhältnis hinweist. Doch um den zu behalten, hätte Hannappel billiger kochen müssen, als er eigentlich kann, und so verzichtete er schließlich freiwillig darauf.
Bei Gästen und Kollegen ist der Spitzenkoch aus dem fernen Steele-Horst indes hoch angesehen. So fragte ihn z.B. die Familie Hundrieser, die in Essen und Velbert mehrere Edeka-Filialen betreibt, ob er nicht die Gastronomie in ihrem neuen Aushängeschild am Rüttenscheider Stern übernehmen wolle. Natürlich wollte er, und so stürzt er sich in das Abenteuer, ab November 2012 auch im Essener In-Stadtteil ein Bistro zu betreiben. Sein Hauptbetätigungsfeld soll aber das Stammhaus bleiben. Das Rüttenscheider Bistro wird sein Küchenchef Michael Scheil verantworten.
Ich war erstaunt, dass das nobel, aber unprätentiös eingerichtete Restaurant an der Dahlhauser Straße, das seinen Ursprung unübersehbar in einer Eckkneipe hat, an diesem heißen Sommerabend so gut besucht war. Ein älterer Herr ließ Sohn und Schwiegertochter bewirten, ein Ehepaar schwelgte in kulinarischen Urlaubserinnerungen, und drei rüstige Damen über 70 feierten Geburtstag und ließen sich den Prosecco schmecken. Knut Hannappels kreative Küche ist so leicht, dass sie sogar tropischen Temperaturen standhält.
Selbstverständlich kann man sich sein Essen selbst à la carte zusammenstellen, doch lohnt es sich, die Menüs zu probieren (3 Gänge 53 Euro, 5 Gänge 63 Euro, 7 Gänge 79 Euro). Noch besser ist es, man wählt das Überraschungsmenü (3 Gänge 53 Euro). Wenn Knut Hannappel merkt, dass der Gast ihm vertraut, läuft er zu Höchstform auf und es können dann auch mehr Gänge werden. Handwerklich ist das top, und häufig setzt er modernste Kochtechniken ein, wie etwa den Dehydrator bei der Zubereitung von köstlichen Fenchel-Chips oder beim Herstellen von lauwarmem Gurkengelee. So kam ich beim Testessen in den Genuss von sage und schreibe fünf Gängen und zwei Desserts, die das Auge erfreuten, den Gaumen verwöhnten und den Magen kaum belasteten.
Mein Reise durch Hannappels kulinarische Welt begann mit einer Variation vom Thunfisch: gebraten auf Wakamesalat, mit Sesammayonnaise, als eine Art Cannelloni-Praline und als Tatar. Jedes Stückchen dieses Fisch-Konfekts eine asiatisch angehauchte Köstlichkeit – und in das Tatar hätte ich mich hineinlegen können.
Nach den Abenteuern, die ich mit zu hartem, kaum zu kauendem Fenchel anderswo gehabt hatte, war der Bretonische Steinbutt mit Fenchelgemüse, Olivenöl-Kartoffelstampf und einer Sauce mit Bouillabaisse-Aromen eine wahre Erquickung. Witzig war eine hauchdünne, getrocknete und mit Läuterzucker aromatisierte Scheibe des Gemüses, die wie ein auf einem japanischen Teppan Yaki gebratener Hummerpanzer aussah und sich auf der Zunge wie knuspriges Löschpapier auflöste.
Dann kam eine gebraten Jakobsmuschel mit Karotten, Ingwer und Gewürz-Couscous, ein Mordstrumm. Lange hatte Hannapel mit seinem Bochumer Lieferanten darum gekämpft, um Jakobsmuscheln in solch einzigartiger Qualität von ihm zu bekommen.
Der erste Fleischgang war Himmel und Erde von Taube und Blutwurst, eine feine Variation des deftigen Traditionsgerichts, der zweite dann Hannappels Interpretation von Bœuf Stroganoff mit Rote-Bete-Canelloni, einem warmen Gewürzgurken-Gelee und Kartoffeln mit Pilzfüllung. Ergänzt wurde diese elegante Kombination noch durch ein Rote-Bete-Püree und ein Gurkenschäumchen.
Zum Schluss durfte ich gleich zwei Desserts probieren, die hauptsächlich aus Eiskrems bestanden. Das Eis war mit Sauerklee und Eisenkraut zubereitet worden. Beide waren erfrischend und säuerlich, aber ganz anders, wie man es etwa von Zitrusfrüchten gewohnt ist. Die Kräuter dafür bezieht Hannappel von einem Sammler im Sauerland. Aber auch das Nougat-Parfait war ein Gedicht.
Die Weine, die Knut Hannappel durch seinen fröhlichen Kellner Steffen Schuster empfehlen ließ, waren perfekte Begleiter zum Essen. Zu den Fischgängen schmeckte ein ideal gekühlter Grauburgunder 2011 vom Weingut Heger. Im tiefroten Fleisch von Taube und Bœuf Stroganoff spiegelte sich die Farbe der Crianza von Azabache aus der Rioja von 2008.
Wer jetzt meint, dieses Testessen wäre zu viel für einen einzigen Esser, der sei beruhigt. Alles ging leicht über die Zunge, trotz mehrdimensionaler Aromatiefe und variantenreichem Mundgefühl. Gegen die Übersättigung half ein einfacher Trick: Es gab kein Amuse gueulle.
-kopf