Montag, 22. Juli 2013

Aus dem Archiv: Ristorante Bar De Luca - James Bond im Kreuzviertel

Der Text erschien erstmals in "Dortmund geht aus 2014"
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Ciro de Luca betreibt heute (2024) mit Michael Dyllong die Restaurants THE STAGE, Vida und Daichi.


Als Gastro-M seinem Tester-007 den geheimen Auftrag gab, das Ristorante Bar De Luca kulinarisch auszuspionieren, hätte dieser nicht gedacht, so eine Überraschung zu erleben. Um ein Familienunternehmen im Kreuzviertel sollte es sich dabei handeln, und so stellte ich mir eine renovierte ehemalige Eckneipe in einem der schönen Altbauten des Dortmunder Szeneviertels vor. Die Überraschung war perfekt. Stattdessen stand ich vor einem hocheleganten Laden in einem nicht minder hocheleganten Bürohauskomplex an der B1 mit einer Terrasse im Hof, die es mit ähnlichen Locations in allen Wirtschaftszentren dieser Welt aufnehmen kann. Auch die Inneneinrichtung blitzt nur so vor urbanem Lebensgefühl. Eine große Cocktailbar, an der auch der echte James Bond seinen Vodka Martini einnehmen würde, hält eine große Champagnerauswahl bereit. Die langen Bänke an den Natursteinmauern sind mit crèmefarbenem Leder bezogen und die zu schlanken Röhren gedrehten weißen Servietten recken sich auf den akkurat ausgerichteten Reihen der dunklen Holztische wie die Beine der Tillergirls in die Höhe. In den drei Jahren seines Bestehens, so hatte Gastro-M bei der Auftragsvergabe mitgeteilt, sei De Luca zu einem der beliebtesten Italiener Dortmund avanciert.

Business never sleeps. Auch nachmittags um vier ist die Terrasse besetzt, eine Gruppe von Geschäftsfrauen feiert einen Abschluss und verwandelt sich unter dem Einfluss von Hugo und Aperol Sprizz in ein Trüppchen charmant kichernder Teenager. Mit typisch italienischer Grandezza bekommen sie die feine leichte italienische Küche serviert, die die Karte bereithält: gebratene Kalbsleberscheiben auf Rucolasalat mit Parmesan (17 Euro) oder gegrilltes Wolfsbarschfilet mit Limonen-Vinaigrette auf schwarzen Linsen (24,50 Euro), die sie mit dem typischen Appetit schlanker Frauen schnell und konzentriert verzehren. Der einsame Tester-007 wird hingegen mit einer behäbigen Lässigkeit bedient, die seines Auftrages würdig ist. Wortlos werden Brot, Mascarponecrème und die obligatorische Flasche San Pellegrino (0,75l 5,80 Euro) hingestellt und die Bestellung aufgenommen. Als Vorspeisen-Schmankerl gibt es ein Thunfisch-Tatar auf Rote-Bete-Carpaccio (12,50 Euro), eine leichte, erfrischende Angelegenheit beim sommerlichen Terrassen-Wetter. Zum Sättigen bestelle ich wohlweislich eine halbe Portion hausgemachte Strozzapreti mit Rinderfilet und Pfifferlingen, die mir aber wie ein große vorkommt, dafür mit 14 Euro jedoch um 2,50 Euro preiswerter ist als die normale Portion. Strozzapreti ist eine mittelitalienische Nudelspezialität und bedeutet auf Deutsch so viel wie „Pfaffenwürger“, aber selbst James Bond hätte damit keinen Widersacher außer Gefecht setzen können. Buttrig weich ist die Pasta, die Pfifferlinge frisch, allein das Fleisch hätte etwas zarter und überhaupt das Salz etwas weniger sein können. Ein wunderbare Erfrischung bot zum Abschluss das Sorbetto al Limone (4 Euro).

-kopf


4139 Dortmund-Kreuzviertel, Rheinlanddamm 199

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