Montag, 12. Juni 1995

Aus dem Archiv: Kölner Hof

Der Text erschien erstmals in „Ausgehen im Ruhrgebiet 1996“.
Seit 2015 gibt es das Restaurant nicht mehr.

Manchmal öffnet Heinz Furtmann das Allerheiligste im „Kölner Hof“ und veranstaltet in seiner Küche Kochkurse. So bereitet sich vor einiger Zeit eine Handvoll interessierter Gäste einen bayerischen Schmaus zu. „Fleischsalat von der Ochsenbrust“, „Gesalzene Radi am Stück“, „Pfifferlinge in Speck und Zwiebeln“, Schweinebraten, Grillhaxe, Griesflammerie, Hefezopf und viele andere Köstlichkeiten wurden unter Anleitung des Meisterkochs hergestellt und anschließend aufgegessen. „Das macht eine Menge Spaß“, meint Furtmanns Frau Rosmarie, mit der er vor knapp 10 Jahren die traditionsreiche elterliche Eckkneipe in Frohnhausen übernahm und daraus eine der ersten kulinarischen Adressen in Essen machte.

Briefmarkenclub und Kegelverein treffen sich immer noch im „Kölner Hof“, doch das geschmackvoll dezent eingerichtete Lokal ist der feinen Küche gewidmet. „Bodenseefelchen in Dillsauce auf Blattspinat“, „Bachsaibling mit gerösteten Pinienkernen, Eisbergsalat in Orangendressing und Salzkartoffeln“, „Kalbsleber in Salbeibutter gebraten mit Mandelbroccoli und Fettucine“ sind Beispiele für eine schnörkellose Kochkunst. Esoterisch abgehoben lässt es sich im Essener Westen auch nicht kochen; sonntags bietet der „Kölner Hof“ der Gegend entsprechend preiswerte dreigängige Mittagsmenüs an, die zwischen 15 und 49 Mark einen schönen Überblick über die Küchenleistung geben, ohne zu sehr auf den Beutel zu drücken.

Unser diesjähriger Testabend verlief äußerst angenehm. Wegen der sommerlichen Hitze wurde auch in dem idyllischen Hinterhof gedeckt, wo das Wasser in einem Zierteich vor sich hin murmelte und zwischen den hohen Mietshäusern rosa Wölkchen verheißungsvoll grüßten. Die etwas schwereren Hauspezialitäten „Steinbutt im Salzteig“ oder die Ente von Bauer Kammesheidt in Kettwig waren wegen der Hitze nicht im Angebot, und so entschieden wir uns für die Tagesangebote der leichten Sommerkarte. Der „Sommerliche Salat in Aceto-Balsamico-Dressing mit gegrillten Gambas“ und die „Breiten Nudeln mit Pfifferlingen“, eigentlich Bestandteile eines Menü-Angebotes, waren pikante Einstiege zu den delikaten Hauptgerichten. Auch das „Kaninchenfilet in der Kräuterkruste mit Gemüse-Linsen-Salat“ war eine kleine Pikanterie, während die „Entenbrust auf Himbeer-Pfeffer-Sauce mit Gemüse und Schupfnudeln“ durch ihre Fruchtigkeit überzeugte.

Das Angebot an offenen Weinen ist im „Kölner Hof“ überraschend umfangreich. Acht Weißweine, darunter ein 93-er Grauburgunder von Farnz Keller und Rieslinge von der Nahe und aus dem Rheingau, ein Spätburgunder Rosé und drei Rote sind eine beachtliche Alternative zu den moderat kalkulierten 140 Flaschenweinen aus Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.
-kopf

Duisburger Str. 20, 45145 Essen-Frohnhausen

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