Dienstag, 13. Juni 1995

Aus dem Archiv: Tiepolo

Der Text erschien erstmals in „Ausgehen im Ruhrgebiet 1996“.
Das Restaurant gibt es nicht mehr.


Angenehm und durchaus edel ist die Atmosphäre im „Tiepolo“. In einem kleinen Vorraum empfängt den Gast ein Pult mit der Speisekarte; betritt man dann den Gastraum, so fällt der erste Blick auf die Theke und eine Polstersitzgruppe. Der große Saal ist durch Trennwände, die an Türen von edlen Vitrinen erinnern, in mehrere geräumige Bereiche unterteilt; künstliche Kirschblüten unterstreichen die Heiterkeit der soliden Ausstattung.

Pizza findet man auf der Karte des „Tepolo“ nicht, aber an „Pasta delicate“ eine ganze Auswahl, bei denen Freunde sämiger Saucen auf ihre Kosten kommen. „Linguine ai Porcini“ (feine Nudeln in Steinpilzsauce), „Ravioli Burro e Salvia“ (Ravioli in Salbeibutter) oder „Maccheroni Rustici“ (mit freischen Pilzen und Spinat in einer Schinken-Sahne-Sauce).

Bei den Fleischgerichten dominieren „Bistecca“ (Rumpsteak) und „Filetto“ (Rinderfilet), die schmale Fischkarte empfiehlt Scampi, Lachs, Seeteufelfilet und Riesencrevetten.

Inwieweit diese Angebote die Vielfalt der italienischen Küche repräsentieren, sei dahingestellt. Schon im letzten Jahr kamen uns die dominierenden Saucen und Kartoffelkroketten als Beilage eher „international“ vor. Auch die als Spezialität des Hauses angepriesene „Mais-Poularde auf Saisongemüse“ wurde mit kleinen Kartoffelplätzchen serviert, wie man sie aus Mutters schneller Küche kennt.

Doch diese Kritikpunkte sind akademisch, denn die Gerichte sind im „Tiepolo“ so zubereitet, dass der Appetit beim Essen kommt. Leicht und schmackhaft war der kleine gemischte Salat, der als Vorspeise gereicht wurde; knackig gedünstet war das Kohlgemüse als Beilage, und die mit Schinken und Käse gefüllte Poularde schwamm in einer wunderbaren Pfeffersahne. Mit dem „Tiepolo“ haben die Dinslakener einen feinen Mittagstisch.
-kopf

Saarstr. 12-14, 46535 Dinslaken

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