Der Text erschien in „Ausgehen im Ruhrgebiet 1996“
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Es ist immer wieder eine Lust, bei „Henzek’s“ zu essen. Das heimelige Fachwerkhaus im dörflichen Mülheimer Stadtteil Saarn verbreitet eine Heiterkeit, die die Sinne öffnet. Das hellblaue Mobiliar erinnert an biedermeierliche Familiarität, ohne jedoch bieder zu sein. Auf der sonnigen Terrasse hinter dem Haus blüht und grünt es im Sommer, und die Tomaten reifen beim Zusehen.
Die Standardkarte, zwei in Schönschrift gemalte DIN-A-4-Blätter mit einer Karikatur, die eine Koch in Janosch-Manier zeigt, der eine Zitrone auf der Nase balanciert, ist recht klein. Vier Vorspeisen (z.B. „Unser gebeizter Lachs mit Kartoffelplätzchen und Dillsenfsauce“ oder „Salat mit gebratener Entenleber“), zwei Suppen, vier Hauptgerichte (etwa „Roastbeef ‚rosa‘ mit Röstkartoffeln“ oder „Perlhuhnbrust unter gerösteten Sonnenblumenkernen“ und fünf Desserts bezeichnen das, was Frau Henzek im letzten Jahr so angenehm untertrieben als „gutbürgerliche Küche“ beschrieb. In Wirklichkeit sind die Gerichte Peter Henzeks und seines neuen Küchenchefs Mario Kalweit, ehedem „Haus Hiesfeld“ in Dinslaken, kleine Kochkunstwerke.
Schon die erste Herausforderung wurde mit Bravour gelöst. Als untypischerweise ein Manhattan zum Aperitif verlangt wurde, war die Realisation dieses Gästewunsches kein Problem. Zwar war kein Angostura im Haus, doch als wir undogmatisch auf diese Zutat verzichteten, wurde uns der Cocktail prompt serviert.
Letztes Jahr gab es eine kleine Tortilla als Amuse gueulle, diesmal war es ein allerliebster Crêpe mit Tomatenfüllung und Mozzarella-Tomaten-Garnierung, der das Studium der Weinkarte, eine Art Fotoalbum mit den Etiketten der schönen Auswahl an deutschen, französischen und italienischen Weinen, begleitete. Dass unsere Wahl auf die günstig kalkulierten offenen Weine fiel, bereuten wir nicht. Wohl temperiert waren der Pinot Grigio und ein leichter Südtiroler Roter ein Genuss.
Die „Weiße Tomatensuppe“ (mit allerlei Krabben als Einlage) und die „Zuckerschotensuppe mit Hummerkrabben“ waren von paradiesischer Süße und erinnerten an das Land, wo Milch und Honig fließen.
Emsig trug Frau Henzek die große Tafel mit den Tagesannoncen über die Terrasse, damit die Gäste wählen konnten. Hauptsächlich wurde Fisch angeboten, etwa „Doradenfilet mit Krustentiersahne“ oder gedämpfte Bodenseefelchen oder Zander. Unsere Wahl fiel jedoch auf „Strudel von Ente mit Pfifferlingen“ und die große Portion einer Standardvorspeise, die auch als Hauptgang reichte, „Lachs auf Kartoffelplätzchen“.
Beide Gerichte wurden als entzückende, handwerklich perfekte Kreationen serviert. Der rote Lachs, die gelben Kartoffelplätzchen und die weiße Dillsenfsauce auf dem schwarzen Teller waren nicht nur optisch ein Genuss, sondern auch geschmacklich überzeugend.
Der „Entenstrudel“ nahm die Form des viereckigen Tellers auf; wie eine Pagode waren Entenfleisch, Pfifferlinge und hauchdünne Blätterteig-Blätter aufgetürmt. Dass die Entenstücke auf den Punkt genau gegart waren und wunderbar mit den Pfifferlingen harmonierten, braucht da kaum noch erwähnt zu werden. Und von den Gnocchi, die noch als Beilage dazu arrangiert waren, konnte sich so mancher Italiener eine Scheibe abschneiden.
Den Abschluss machten dann zwei himmlische Desserts: „Himbeerparfait mit Pistazien“ und „Orangencrème mit Grießpudding“.
Das Restaurant gibt es nicht mehr.
Es ist immer wieder eine Lust, bei „Henzek’s“ zu essen. Das heimelige Fachwerkhaus im dörflichen Mülheimer Stadtteil Saarn verbreitet eine Heiterkeit, die die Sinne öffnet. Das hellblaue Mobiliar erinnert an biedermeierliche Familiarität, ohne jedoch bieder zu sein. Auf der sonnigen Terrasse hinter dem Haus blüht und grünt es im Sommer, und die Tomaten reifen beim Zusehen.
Die Standardkarte, zwei in Schönschrift gemalte DIN-A-4-Blätter mit einer Karikatur, die eine Koch in Janosch-Manier zeigt, der eine Zitrone auf der Nase balanciert, ist recht klein. Vier Vorspeisen (z.B. „Unser gebeizter Lachs mit Kartoffelplätzchen und Dillsenfsauce“ oder „Salat mit gebratener Entenleber“), zwei Suppen, vier Hauptgerichte (etwa „Roastbeef ‚rosa‘ mit Röstkartoffeln“ oder „Perlhuhnbrust unter gerösteten Sonnenblumenkernen“ und fünf Desserts bezeichnen das, was Frau Henzek im letzten Jahr so angenehm untertrieben als „gutbürgerliche Küche“ beschrieb. In Wirklichkeit sind die Gerichte Peter Henzeks und seines neuen Küchenchefs Mario Kalweit, ehedem „Haus Hiesfeld“ in Dinslaken, kleine Kochkunstwerke.
Schon die erste Herausforderung wurde mit Bravour gelöst. Als untypischerweise ein Manhattan zum Aperitif verlangt wurde, war die Realisation dieses Gästewunsches kein Problem. Zwar war kein Angostura im Haus, doch als wir undogmatisch auf diese Zutat verzichteten, wurde uns der Cocktail prompt serviert.
Letztes Jahr gab es eine kleine Tortilla als Amuse gueulle, diesmal war es ein allerliebster Crêpe mit Tomatenfüllung und Mozzarella-Tomaten-Garnierung, der das Studium der Weinkarte, eine Art Fotoalbum mit den Etiketten der schönen Auswahl an deutschen, französischen und italienischen Weinen, begleitete. Dass unsere Wahl auf die günstig kalkulierten offenen Weine fiel, bereuten wir nicht. Wohl temperiert waren der Pinot Grigio und ein leichter Südtiroler Roter ein Genuss.
Die „Weiße Tomatensuppe“ (mit allerlei Krabben als Einlage) und die „Zuckerschotensuppe mit Hummerkrabben“ waren von paradiesischer Süße und erinnerten an das Land, wo Milch und Honig fließen.
Emsig trug Frau Henzek die große Tafel mit den Tagesannoncen über die Terrasse, damit die Gäste wählen konnten. Hauptsächlich wurde Fisch angeboten, etwa „Doradenfilet mit Krustentiersahne“ oder gedämpfte Bodenseefelchen oder Zander. Unsere Wahl fiel jedoch auf „Strudel von Ente mit Pfifferlingen“ und die große Portion einer Standardvorspeise, die auch als Hauptgang reichte, „Lachs auf Kartoffelplätzchen“.
Beide Gerichte wurden als entzückende, handwerklich perfekte Kreationen serviert. Der rote Lachs, die gelben Kartoffelplätzchen und die weiße Dillsenfsauce auf dem schwarzen Teller waren nicht nur optisch ein Genuss, sondern auch geschmacklich überzeugend.
Der „Entenstrudel“ nahm die Form des viereckigen Tellers auf; wie eine Pagode waren Entenfleisch, Pfifferlinge und hauchdünne Blätterteig-Blätter aufgetürmt. Dass die Entenstücke auf den Punkt genau gegart waren und wunderbar mit den Pfifferlingen harmonierten, braucht da kaum noch erwähnt zu werden. Und von den Gnocchi, die noch als Beilage dazu arrangiert waren, konnte sich so mancher Italiener eine Scheibe abschneiden.
Den Abschluss machten dann zwei himmlische Desserts: „Himbeerparfait mit Pistazien“ und „Orangencrème mit Grießpudding“.
-kopf
Düsseldorfer Str.9, 45581 Mülheim
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