Mittwoch, 1. Juni 1994

Aus dem Archiv: Altes Brauhaus Rietkötter

Der Text erschien erstmals in „Ausgehen im Ruhrgebiet 1994/1995“.

Tradition wird im „Alten Brauhaus Rietkötter“ groß geschrieben. 1581 erbaut, ist das kleine schmucke Häuschen der letzte Rest der sogenannten Bochumer Altstadt, der den Bombenhagel des zweiten Weltkriegs überstanden hat. Bis 1943 gehörte eine eigene Brauerei dazu, seit deren Zerstörung werden ausschließlich Biere der Bochumer Brauerei Fiege ausgeschenkt.

Mit nostalgischem Charme hat Eva Loges den Gastraum ausgestattet, passend zu den deftigen Gerichten aus der „Westfälischen Küche“. Der „Westfälische Rosenkranz“, eine einen halben Meter lange Bratwurst, wird mit Bratkartoffeln in der Pfanne serviert. Die „Gebratene Blutwurst auf Specklinsen mit Bratkartoffeln“, ein Gericht, das der durchschnittliche Einzelesser moderner Provenienz fast nur noch aus der Erinnerung an Omas Mittagstisch kennen mag, überzeigt über einen überraschend feinen Geschmack. Der klassische Erbseneintopf, jenes im Pommes-Zeitalter fast vergessene Abendmahl nach dem samstäglichen Bade, wird auch als Probierportion angeboten – zum Wiederentdecken. Die „armen Ritter“ – als schnödes „Brot in EI“ erstes kochkünstlerisches Experiment auf Pennälerfeten – sind von entzückender Raffinesse: gezuckerte Zwiebäcke in der Pfanne gebraten, garniert mit hausgemachtem Pflaumenmus..

Wer seinen internationalen Küchengeschmack unbedingt beweisen muss, kommt im „Alten Brauhaus Rietkötter“ jedoch auch auf seine Kosten. Lachs, Garnelen und Schnecken gibt es in mancherlei Variationen.
-kopf

44787 Bochum-City, Große Beckstraße 7
Fon 02 34. 54 60 50 51
tägl. 12-23 Uhr
https://www.brauhaus-rietkoetter.de/

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