Dienstag, 7. Juni 1994

Aus dem Archiv: Tiepolo

Der Text erschien erstmals in „Ausgehen im Ruhrgebiet 1994/1995“.
Das Restaurant gibt es nicht mehr.

Was mag die Dame auf dem Gemälde des Barockmalers Tiepolo, das die Karte des gleichnamigen Ristorante in Dinbslaken ziert, wohl essen? Auf der Gabel sieht es aus wie Gnocchi, auf dem Teller eher wie Kartoffelpüree. Vom kultivierten Stil des Hauses zeugt das Bild allemal.

Die Einrichtung des großen Gastraumes ist von gefälliger Eleganz, die Tische sind groß, so dass es sich bequem essen lässt. Glasvitrinen mit bizarren Grappa- und anderen Spirituosenflaschen dienen als Raumteiler. Ein farbenfrohes Wandgemälde bringt die römische Antike nach Dinslaken. Hübsche italienische Kellner becircen Damen über 40.

Die Karte gibt sich klein, aber fein. Sieben Fleisch- , meist Rinderfilet oder Rumpsteak an verschiedenen Saucen, und fünf Fischgerichte – Crevetten, Lachs und Seeteufel – mehr bieten die Gebrüder Parisi neben den obligaten Paste und Insalate nicht  an. „Timballo di Vitello, Kalbsrouladen gefüllt mit Blattspinat an Sherrysauce“ und „Pescatrice in salsa di limone, Seeteufelfilet in Limettensauce“ waren ordentlich zubereitet, die Saucen stoffig dick, ganz nach deutschem Geschmack; der beiliegende Spinat hätte etwas mehr Biss vertragen.
-kopf

Saarstr. 12-14, 46535 Dinslaken

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen